JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Zugspitz Region: Auf den Schachen

Anspruch:
mittel
Dauer:
08:30 Std.
Aufstieg:
1150 m
Abstieg:
1150 m

Ludwigs orientalischer Wettersteintraum. Wer durch die eindrucksvolle Partnachklamm über den Kälbersteig zum Königshaus am Schachen unterwegs ist, hat einige Kilometer Weg vor sich und viel Zeit, sich beim Wandern auf die Einkehr mit Radler, Weißbier oder Limo zu freuen. Das mundet im königlichen Ambiente dann umso besser.

Beschreibung

Ludwig II., der bayerische Märchenkönig, 

wusste, wo die Berge in seinem Königreich besonders schön sind. Egal, wo man seinen Spuren folgt, findet man attraktive Touren in reizvollen Landschaften. Der »Kini« hatte einfach einen Riecher für außergewöhnliche Plätze. Dort ließ er seine Luxusbauten errichten, die zu seinen Lebzeiten durchaus umstritten waren. Heute gehören sie zu Bayerns Highlights, und die Tourismusstrategen unserer Tage können LudwigII. eigentlich nur ewig dankbar sein und etwas neidisch auf seine Kreativität. Im Wettersteingebirge ließ der vorletzte bayerische König am Schachen unterhalb der Felswände der Wettersteinmauer ein kleines Jagdschloss erbauen, das zu den meistbesuchten Zielen über Garmisch-Partenkirchen zählt. Mit gutem Grund: Wo sonst auf der Welt kann man auf über 1800 Meter Höhe, umrahmt von einer hochalpinen Berglandschaft, einen maurischen Saal besuchen, der aus Tausendundeiner Nacht hierhergezaubert scheint? Vor der Besichtigung dieser einmaligen Sehenswürdigkeit heißt es aber erst einmal aufsteigen …

Die futuristische Skisprungschanze 

im Stadion von Garmisch-Partenkirchen ist als erste Sehenswürdigkeit zu bewundern. Von diesem architektonisch auffälligen Riesensportgerät stürzt sich zum Neujahrsskispringen während der Vierschanzentournee die internationale Skisprungelite in die Tiefe. Rechts davon marschiert man in etwa 20 Minuten auf der Fahrstraße – vorbei an der Talstation der historischen Graseckbahn, die zum 2014 neu eröffneten Hotel Das Graseck gondelt – zum Eingang der Partnachklamm. Über etwa 700 Meter leitet der Steig durch die 1912 zum Naturdenkmal erklärte und für touristische Zwecke eingerichtete tief eingeschnittene Schlucht der Partnach. Die Besucher erleben ein geologisches Naturdenkmal und das nasse Element in seiner ganzen Kraft mit tosenden Wasserfällen, quirligen Stromschnellen und tiefen Gumpen.

Dem wilden Treiben des nassen Elements 

in der Klamm folgt der ruhige »Kälbersteig«. Das erste Stück ist recht steil und führt im dichten Bergwald, vor der Sonne geschützt, auf vielen Stufen in die Höhe. Man kreuzt einige Forstwege und genießt die entspannte Atmosphäre vor einem weiteren Steilstück. Dann mündet der Kälbersteig in den »Königsweg«, der von Elmau über die Wettersteinalm heraufführt. Auf der breiten Forststraße ließ sich LudwigII. bequem zum Schachen hinaufkutschieren. Heute ist es der einfachste Weg zu Fuß oder mit dem Bike. Das Königshaus ist zwar recht früh zu sehen, rückt aber erst allmählich näher. Oben angekommen, kann man sich im Schachenhaus, dem ursprünglichen Versorgungshaus für das Königshaus, bei einer Brotzeit stärken. Dann sollte man sich einer der in der Saison angebotenen Besichtigungen anschließen. Das Königshaus wurde 1869 in Auftrag gegeben und 1870 als zweistöckiger Holzbau mit ziemlich schlichter Fassade, die an ein Schweizerhaus erinnern soll, fertiggestellt. Umso größer ist der Kontrast, wenn man über die schmale Wendeltreppe ins Obergeschoss steigt und in den »Maurischen Saal« tritt. Dort taucht man unvermittelt in ein orientalisches Märchen ein und kann sich der Wirkung des fantastischen Farbenspiels in Gold, Rot und Blau und des üppig mit Diwanen und einem Springbrunnen eingerichteten Saales kaum entziehen. Hier oben feierte LudwigII. wohl so manche Feste, auch seinen Geburtstag am 25.August. Und Königstreue und andere am Kini Interessierte finden sich jedes Jahr an diesem Tag zum Gedenkgottesdienst hier ein.

Der orientalische Raum-Traum

ist nicht Ludwigs einziges Vermächtnis auf dem Schachen. Einige Gehminuten Richtung Westen steht sein Belvedere, ein kleiner Pavillon, der einen ausgezeichneten Blick ins Reintal und Oberreintal erlaubt und die umliegenden Berge mit dem Zugspitzplatt und -gipfel perfekt in Szene setzt. An dieser ruhigen Aussichtskanzel führt auch der anspruchsvolle Steig vorbei, der 800 steile Höhenmeter, teilweise drahtseilgesichert, zur Bockhütte ins Reintal herunterleitet – für routinierte Bergwanderer eine mögliche Variante für den Rückweg (siehe Tipp). Als dritte Sehenswürdigkeit am Schachen lohnt der schon im Jahr 1900 angelegte »Alpengarten« des Botanischen Gartens München mehr als einen kurzen Blick. Neben vielen heimischen Alpenblumen gedeiht auch hier Exotisches – Pflanzen aus Nordamerika, Asien, aus den Karpaten und dem Kaukasus. Die beste Zeit hierfür ist im Juli und August. Bei allen Attraktionen, die der Schachen zu bieten hat, sollte man rechtzeitig an den Rückweg denken. Denn auch der Abstieg zieht sich hin. Oder man hat im Schachenhaus reserviert und gönnt sich eine Übernachtung im königlichen Refugium.

Touren-Charakter

Lange Bergwanderung auf vorwiegend leichten Wegen und Forststraßen; besonders bei Nässe ist im Auf- wie Abstieg über den Kälbersteig wegen Rutschgefahr Trittsicherheit notwendig.

Ausgangspunkt

Parkplatz am Skisprungstadion Garmisch-Partenkirchen, 708m

Information

Höhenmeter: 1150 Hm

Zur Meilerhütte am Wettersteingrat

500 Meter höher als das Schachenschloss steht die trutzige Meilerhütte (2366m) der Sektion Garmisch-Partenkirchen des DAV. Etwa 1,5Std. dauert der Aufstieg vom Schachen auf dem mittelschweren Bergweg, wobei sich flachere mit steileren Passagen abwechseln. Die aussichtsreiche Alpenvereinshütte liegt direkt am Gratübergang, an der Grenze zu Tirol und am Fuß der Partenkirchener Dreitorspitze. Nach Süden gelangt man über das Leutascher Platt in die Leutasch (siehe Tour Nr.7). Mit Übernachtung auf der Traditionshütte kann man die Tour lohnend ausweiten und am nächsten Tag über den Schachen und evtl. das Reintal absteigen.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.