Wandern Vereinigtes Königreich: In den Cairngorms
Den zentralen Bereich der Cairngorm Mountains zerschneidet das herrliche Trogtal des Lairig Ghru. Während der östliche Gebirgsstock durch eine Seilbahn erschlossen ist, kann man am westlich anschließenden Braeriach noch die großartige Einsamkeit dieser Granitberge erleben.
Vom Parkplatz gehen wir zur Linkskurve, die die breit ausgebaute Straße zum Skigebiet am Cairn Gorm beschreibt. Jenseits beginnt ein breiter Wanderweg, der uns in das nahe Tal des Allt More führt. Auf einer Holzbrücke, die nach den Hochwassern im Frühjahr immer wieder erneuert werden muss, überqueren wir den Wildbach und steigen jenseits durch die Uferböschung auf. Der Weg knickt nach links. Eine Tafel weist uns darauf hin, dass uns der Steig in eine einsame und wilde Hochgebirgslandschaft führt, die eine entsprechende Ausrüstung verlangt.
Der gut begehbare Pfad führt uns am Hochufer des Baches aufwärts. Die Steigung nimmt bald ab, und nach einem flach verlaufenden Abschnitt führt uns der Weg hinab zum Bachlauf, der auf Trittsteinen überquert wird. Jenseits leitet uns der Steig durch kahle Hänge aufwärts, auf einen deutlich sichtbaren, Chalamain Gap genannten Einschnitt im Bergkamm zu. Kurz vor dem Pass verliert sich der Weg. Über grobes Blockwerk, das beiderseits des Kammes von bizarr verwitterten Granitfelsen überragt wird, gehen wir zum höchsten Punkt des Chalamain-Passes (1:20 Std.) hinauf. Vor uns liegt jetzt der Taleinschnitt des Lairig Ghru, über dem die Nordflanke des Braeriach hoch aufragt.
Am Pass wird der Steig wieder sichtbar, der uns über feuchtes Gelände führt und dann fallend den linken Hang quert. Bald zweigt links ein deutliches Weglein ab, das über den steilen Hang aufwärts verläuft. Bei Zeitnot eröffnet dieser Steig die kürzere Alternativtour zum Creag an Leith-choin, der am Ostrand des Lairig Ghru aufragt. Nach 350 Höhenmetern erreicht man auf dem teils mit Steinmännern markierten Pfad eine Hochebene, hält sich rechts und ersteigt den nahen Gipfel des Creag an Leith-choin (1053 m), der mit steilen Wänden in das Lairig Ghru abbricht. Dieser Weg ist etwa zweieinhalb Stunden kürzer als der beschriebene Anstieg auf den Braeriach.
Wir haben uns heute jedoch ein höheres Ziel gesteckt und steigen auf dem breiteren Weg in den Talgrund des Lairig Ghru (1:50 Std.) ab. Ein kleiner Buckel ist noch zu überqueren, ehe der Steig steil zum Bach hinabführt. Hier treffen wir auf einen Weg, auf dem wir links am Bach entlang an einer Gedenktafel vorbei aufwärtsgehen. Nach kurzer Wegstrecke führt uns der Steig auf Steinplatten über den Bach und steigt jenseits durch den Talhang an. Mehrere steile Wegspuren zweigen rechts ab, die den Beginn des Anstiegsweges zum Braeriach markieren. Wir folgen jedoch dem breiten Weg aufwärts und biegen erst dort, wo er flacheres Gelände erreicht, scharf nach rechts ab.
An der Hangkante entlang gehen wir bis zu einer kleinen Wiese, von der der Aufstiegsweg nach links ansteigt. Der breite, steinige Steig führt uns aufwärts zu einer Weggabelung bei einigen Granitblöcken. Wir folgen dem steileren Weg nach links hinauf und erreichen den Fuß des Bergkammes, der das Lairig Ghru nach Westen abschließt. Steil führt uns anschließend der schmale Steig in südlicher Richtung durch den Hang aufwärts.
Nach 200 Höhenmetern nimmt die Steigung ab, und der Pfad führt uns nun nahe an den Steilabbrüchen zur Linken entlang, von denen wir herrliche Blicke hinab in das Lairig Ghru und auf die jenseits abfallenden Steilwände haben, über die ein Wasserfall zu Tal rauscht. Der Weg verliert sich immer wieder in Blockhalden, doch auf dem schmalen Kamm ist die Fortsetzung meist problemlos auszumachen. Nach diesem flacheren Abschnitt wandern wir auf dem teils nur noch schwer auszumachenden Pfad in der Mitte des sich wieder aufsteilenden Rückens aufwärts. Bald ist das weite Gipfelplateau des Sron na Lairige (1180 m) erreicht. Spätestens hier sollte man bei aufziehendem Schlechtwetter umkehren, da die Orientierung auf der wenig konturierten Hochfläche bei schlechter Sicht sehr schwerfällt und man in dieser Höhe den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert ist. Schmale Pfadspuren leiten an der östlichen Seite des Gipfelplateaus links an runden, lediglich schwach ausgeprägten Kuppen vorbei. In sanftem Auf und Ab wandern wir etwa einen Kilometer nach Süden, bis uns nahe der letzten, von grobem Blockwerk bedeckten Kuppe ein kurzer Abstieg in die Scharte bringt. Gegenüber erheben sich die Nordhänge des Braeriach; der restliche Anstiegsweg ist nun einzusehen.
Der deutliche Steig führt durch den Schotterhang rechts aufwärts bis kurz vor die Schneide des Grates, der vom Braeriach (1296 m) nach Osten läuft. Der Weg knickt nach rechts und führt uns an der Gratschneide entlang. Die Steigung nimmt bald deutlich ab, und nach einem Linksknick erreichen wir den Gipfel des Braeriach (4:30 Std.), der nach Südosten steil in das Coire Bhrochain genannte Kar abbricht. Nach dem langen, anstrengenden Anstieg können wir die herrliche Sicht auskosten. Im Süden trennt uns ein Hochtal vom markanten, nur fünf Meter niedrigeren Cairn Toul.
Nach links fallen die Hänge des Cairn Toul 700 Meter tief in das Glazialtal des Lairig Ghru ab. Den östlichen Abschluss dieses Tales bildet der Ben Macdui, der zweithöchste Gipfel Schottlands. Im Süden, Westen und Nordwesten leuchten am Horizont weit entfernte Hochgipfel der Highlands. Auf den vom Anstieg her bekannten Wegen wandern wir wieder über das Lairig Ghru (6:00 Std.) und den Chalamain-Pass (6:40 Std.) zurück zum Parkplatz (7:30 Std.) an der Straße in das Cairngorm-Skigebiet.
Region
Ausgangspunkt
Ein Parkplatz nahe der Waldgrenze an der Zufahrtsstraße zum Cairngorm-Skizentrum; GPS 57.1463 N, 3.6792 W
Wegbeschaffenheit
Auf steinigen Pfaden, die Orientierungssinn verlangen, durch alpines Gelände
Anstrengender Bergsteigertraum
Für diese Tour abseits des Touristenzentrums der Cairngorm Mountains braucht man Ausdauer, einen guten Orientierungssinn und vor allem stabiles Schönwetter, da man sich im einsamen Bergland bei schlechter Sicht hoffnungslos verirren kann. Passt das alles, begeistern die Abgeschiedenheit und die urtümliche, arktisch anmutende Landschaft.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.