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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Trentino: San Lorenzo, 1185 m

Anspruch:
schwer
Dauer:
06:00 Std.
Länge:
12.7 km
Aufstieg:
900 m
Abstieg:
1150 m

Gratwanderung und Wallfahrtskirche. Auf den Spuren eines alten Holzschlittenweges, von Jägersteigen und einer mittelalterlichen Einsiedelei sind wir bei dieser Tour. Ungeahnt anstrengend, aber aussichtsreich ist der sanft erscheinende Grat zwischen dem Sasso Alto, Stanga und der L’Armentera. Ausgangspunkt ist das abgeschiedene Val di Sella, ein Nebental des Valsugana.

Beschreibung

Aufstieg zum alten Holzschlittenweg

Am Parkplatz der urigen Locanda Hotel Legno beginnt die Wanderung. 100 Meter gehen wir nach Osten aus dem Tal hinaus die Straße entlang und steigen nach dem einzeln stehenden gelben Haus links im schattigen Mischwald auf der rot-weiß-rot markierten Schotterstraße mit der Nr. 210 und der Richtungsangabe Eremo S. Lorenzo auf.

Nach einer Linkskehre haben wir wegen des ausgeschobenen Weges Einblick in die Geologie des Bergstocks. Die aufgerissene Felswand zeigt sich mit geschichtetem Plattenkalk, der wie alle Kalksteine und Dolomit ein Sedimentgestein aus den Urmeeren ist. Neben dem Weg erfreut die liebliche Orchidee Rotes Waldvögelein, die eben genau auf kalkreichen Böden vorkommt. Die Gewöhnliche Schmerwurz mit ihren herzförmigen Blättern, die zu den Yamswurzelgewächsen zählt, klettert an Sträuchern hoch. Die üppige Art der Vegetation deutet auf Nährstoffreichtum des Bodens hin. Eine beträchtliche Menge von schwarzen Weißfleck-Widderchen flattert über die niedrigen Pflanzen.

Das ist typisch, denn sie treten in großen Einheiten auf. An einer Gabelung des Waldweges bleiben wir nach 25 Minuten Aufstieg auf dem Weg Nr. 210 nach links. Aber an der nächsten Dreiwegekreuzung verlassen wir ihn und wandern geradeaus ohne Markierung, zuweilen an Felswänden vorbei, weiter aufwärts. Der schmale Waldweg, dem wir nun für zwei Kilometer fast eben folgen, ist einsam und wenig genutzt.

Der Wald bietet ausreichend Schatten. Die Rotbuche steht hier in ihrem natürlichen Lebensraum und dominiert. Beigemischt ist die Halbbaumart Hopfenbuche, die sich durch den hopfenähnlichen Fruchtstand von der Hainbuche unterscheidet. Die Esche möchte hier außerhalb ihres natürlichen Standortes auch gerne mitmischen. Das kann sie nur, weil sie Kalkböden liebt, ist aber letztlich der Buche in deren Optimum unterlegen.

Doch am Ende dieses ebenen Abschnitts gesellen sich zu der Buche immer mehr Fichten und Weißtannen. Nachdem das Gelände flacher geworden ist und der Weg zweimal steiler über eine Geländekante abfällt, biegen wir in einer engen Linkskurve rechts auf einen alten, nicht markierten Erdweg ab. Bald trifft dieser auf einen neuen, in den Karten nicht verzeichneten Forstweg. Wir folgen aber lieber dem alten Holzschlittenweg, der 20 Meter vor der neuen Forststraße rechts in der Geländerinne aufwärtsführt. Geflecktes Knabenkraut, Waldmeister und der geschützte Seidelbast stehen in der 20 Meter parallel zum Forstweg verlaufenden Rinne, die bald zu einem nur zwei Meter breiten Hohlweg wird.

Hier konnte in früheren Jahrhunderten das Holz nur mit Hornschlitten und Pferden zu Tal gebracht werden. Doch bald vereinigt sich der Holzschlittenweg mit dem neuen Forstweg, da er von diesem überbaut wurde, und wir laufen auf der Forststraße weiter. Kurz vor einer Dreiwegekreuzung ist links in der Geländerinne der alte Schlittenweg erkennbar, dem wir wieder aufwärtsfolgen können. Er erweist sich als Abkürzung zum neuen Forstweg, überquert diesen, um weiter oben erneut auf den Forstweg zu stoßen.

Hier auf fast 1200 Metern verliert sich die Spur des alten Schlittenweges und wir folgen der neuen Forststraße nun eher eben dahin nach rechts. Links durch die Bäume ist eine hohe, steile Felswand zu sehen, von der Felstrümmer abgebrochen und bis über die Straße gerollt sind. Die Forststraße endet an einem Wendeplatz. Auf dem Grat der drei Berge Vom Wendeplatz steigt nun ein schmaler Pfad zum Teil sehr steil durch jungen Wald in Serpentinen nach oben. Das steile Gelände ist mit Felsblöcken überlagert. Nach 40 Höhenmetern trifft der Pfad auf ein kleines, lang gezogenes Plateau, auf dem wir der kleinen Geländerinne nach rechts folgen. Bald ist der schmale Steig wieder besser erkennbar.

Die Befestigung mit Randsteinen deutet auf einen jahrhundertealten Jagdsteig hin. Unvermittelt stehen wir auf dem schmalen, exponierten Grat. Auf der Seite des Valsugana stürzt hier eine fast senkrechte Felswand ab. Der Tiefblick ist gigantisch. Zugleich ist der Blick in das Val di Sella frei, aus dem wir heraufgestiegen sind. Hier oben auf dem nur wenige Meter breiten Grat ist die Vegetation spärlicher: verkrüppelte Kiefern, Eichen und jetzt auch die Mehlbeere mit ihren unterseits weißen Blättern. Die aparte Felsenbirne wächst dazwischen. Felsen stehen an, die Bodendeckung ist gering und besteht aus Schneeheide, Bewimperter Alpenrose, einigen Beeren und Polstern.

Der zuweilen steile Pfad beschreibt ein kräftezehrendes Auf und Ab. Sogar eine Kletterei erwartet uns, nicht schwer, aber Schwindelfreiheit erfordernd. Von rechts unten gesellt sich auf 1987 Meter Höhe ein Steig dazu, der in den Karten nicht verzeichnet ist. Jetzt folgen erst die wirklich steilen Stellen mit hohen Stufen. Der Gipfel der L’Armentera (1500 m) ist schließlich nach insgesamt drei Stunden erreicht.

Der spärliche Baumbewuchs erlaubt genügend Aussicht. Zur Eremo San Lorenzo Nach dem Gipfel der L’Armentera reiht sich ein Abstieg über steile kurze Serpentinen an. An zwei Gabelungen halten wir uns jeweils rechts. Auf 1333 Metern stoßen wir auf die Wegkreuzung Bocchetta Val di Croce. Ab hier gibt es wieder Wegweiser und Wegnummern. Wir steigen den Pfad Nr. 210 hoch zur Eremo San Lorenzo (1193 m), wo seit dem Mittelalter über Jahrhunderte Einsiedler das Wallfahrtskirchlein behüteten (siehe Infokasten).

Abstieg zur Chiesa di Santa Maria della Neve am Hotel Legno

Nun gehen wir von der Eremo San Lorenzo in wenigen Minuten zurück über den Weg des Aufstiegs Nr. 210 zur Bocchetta Val di Croce hinab. Geradeaus über die Wegkreuzung bleiben wir nun dem Weg Nr. 210 hinunter zum Hotel Legno treu. Der Pfad stößt auf eine Forststraße, der wir abwärts folgen. An einer Dreiwegekreuzung halten wir uns rechts und nach 30 Metern links auf einen beschilderten Pfad abwärts, der schließlich wieder auf einen Forstweg mündet.

An derDreiwegekreuzung laufen wir links auf bereits bekanntem Weg einem »grande birra« in der Locanda Legno entgegen. Probieren Sie »Ravioli di patate farciti alla ricotta«, die der geniale Koch selbst herstellt. Unweit der Locanda Legno in südliche Richtung über die Brücke gibt die Chiesa di Santa Maria della Neve ein schönes Fotomotiv ab.

Region

Touren-Charakter

Schwierige und anstrengende, aber überwiegend schattige Tour auf meist nicht markierten Wegen und Pfaden. Orientierungssinn ist erforderlich. Einzelne Stellen verlangen eine leichte Kletterei, die Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und alpine Erfahrung voraussetzt. Auf dem Grat bieten sich schöne Aussichten in zwei Täler.

Beste Jahreszeit

Mitte Mai bis Oktober

Ausgangspunkt

Parkplatz Locanda Hotel Legno, 828 m

Endpunkt

Parkplatz Locanda Hotel Legno, 828 m

Route

Aufstieg: Locanda Hotel Legno – Dreiwegekreuzung 0:25 Std. – Erdweg 0:40 Std. – L’Armentera 1:50 Std. – Bocchetta Val di Croce 1:00 Std. – Eremo San Lorenzo 0:15 Std.

Eremo San Lorenzo

Gegründet wurde San Lorenzo als Bittkirche zu Zeiten der Pest im frühen Mittelalter, wahrscheinlich um das 8. Jahrhundert. Als Wallfahrtskirche spielte sie Jahrhunderte hindurch ihre Rolle. Fresken im Innern sind dem 8. bis 16. Jahrhundert zuzuordnen. Der herausragende Zyklus des San Lorenzo wird auf das 14. Jahrhundert datiert. Pilger haben naive Malereien hinzugefügt. Bis in das 18. Jahrhundert wurde die Kirche San Lorenzo von einem Einsiedler bewacht. Einsam ist die Anlage bis heute, führt doch keine Straße hier herauf.

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