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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Trentino: Corno Bianco, 2313 m

Anspruch:
schwer
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
8 km
Aufstieg:
570 m
Abstieg:
570 m

Weißer Berg über dem Passo di Oclini. Weil nun das Corno Nero mit Skiliften und Abfahrten überfrachtet ist, bietet alternativ das nördlich gelegene Corno Bianco gleichwertige Aussicht. Das Weißhorn bedarf aber eines Ausflugs über die Grenze nach Südtirol, was egal ist, denn hier gibt es grenzüberschreitend auch vergessene Wege in herrlicher Landschaft.

Beschreibung

Aufstieg zum Passo di Oclini 

Vom Parkplatz an der Malga d’Ora (Auer Leger Alm, 1872 m) verläuft der Weg in südwestliche Richtung auf einem Schotterweg rechts parallel zur Asphaltstraße Richtung Passo Oclini (Jochgrimm) mit rot-weißer Markierung. Gemeint ist der linke der beiden Schotterwege, ein schattiger alter Almweg durch Fichten-Zirbelkiefer-Wald, der die Kehren der Asphaltstraße abkürzt. Das rötliche, astige Holz der Zirbelkiefer wurde zu allen Zeiten gerne zur Holzverkleidung schöner Stuben verwendet. An den Ästen der Bäume fällt neben der öfter vorkommenden Kleienflechte starker Anhang an herabhängender Bartflechte auf. Alle Bartflechtenarten gedeihen nur in Reinluftgebieten und sind daher zur Seltenheit geworden.

Wir können also getrost tief durchatmen. Am Passo Oclini (1989 m) ist dann auch die Baumgrenze erreicht. Im Sommer tragen die Liftanlagen und Abfahrtsschneisen nicht gerade zur Verschönerung der Bergwelt bei.

Aufstieg zum Corno Bianco 

Wir laufen nach rechts am Hotel Corno Nero vorbei und steigen nach dem Hotel Jochgrimm rechts in Richtung Corno Bianco (Weißhorn) hoch.

Der Weg durch schöne Blumenwiesen hinauf ist mit Porphyrplatten belegt, was irreführend eine leichte Besteigung vortäuscht.Die Almwiesen sind hier nicht überdüngt, denn die hier blühende Prachtnelke und der Klappertopf gedeihen nur auf mageren Standorten. Der Blick hinauf auf das Corno Bianco erklärt mit den weißen, kalkigen Schotterfeldern den Namen. Ebenso begründen die dunklen Quarzporphyrflanken des im Süden liegenden Corno Nero dessen Namen.

Eine geologische Bruchlinie hob das Corno Nero einst hoch über das Corno Bianco hinaus. Die Dolomitschichten auf dem Corno Nero wurden zwischenzeitlich abgetragen. In den Latschenfeldern endet nun der abnorme Plattenbelag. Der Pfad wird immer steiler und felsiger. Die Augen danken der Sonnenbrille wegen der extrem weißen Steine und Felsen. Der Fels zeigt keine Schichtung, ist also homogener Massenkalk, am Corno Bianco Sarldolomit.

Frisch gebrochene Stücke zeigen eine feine Porosität, was seine Entstehung aus Korallenriffen erkennen lässt. Kleine, bei der Sedimentation eingeschwemmte Glimmerteilchen verschönern das Gestein. Das Auftreten der Behaarten Alpenrose bestätigt den Kalkstandort. In den Schutthalden erscheinen die hellviolette Herzblättrige Kugelblume, Silberwurz und Brillenschötchen, allesamt kalkliebend. Der Generalist Aufgeblasenes oder Taubenkropf-Leimkraut steht neben der seltenen Wohlriechenden Händelwurz, die nur in den Kalkalpen vorkommt.

Auf 2200 Metern bleiben die Latschen zurück und der Steig hat im Felsbereich eine rutschige Schotterauflage. Wir überwinden nun die letzten Meter bis zum Gipfel des Corno Bianco (2313 m lt. Kartenangabe). Erstaunlich, hier oben im puren Fels haben doch tatsächlich Mäuse noch ihren Lebensraum! Die Aussicht reicht im Nordosten bis zum markanten Schlern, im Osten zur Latemargruppe, im Süden zur Kette der Dolomiti di Fiemme, soweit nicht vom Corno Nero versperrt, und im Westen hinüber zum Etschtal.

Abstieg zur Malga d’Ora 

Über das Gipfelkreuz nach Norden gesehen führt der Abstieg, ein wenig rechts vom Gipfelgrat, auf dem rot-weiß markierten Weg Nr. 5 hinab. Auf diesem Steig hinunter ist der Fels stark zerklüftet und wegen des dazwischenliegenden Schotters schwierig zu gehen. Vereinzelt ist es eine leichte Kletterarbeit, die auch Schwindelfreiheit verlangt. Im blanken Fels schauen die Dolomiten-Teufelskralle und die Silberwurz hervor.

Nach der Kletterei verläuft der Pfad über einen schmalen steinigen Grat, dessen blanke Westseite sich messerscharf von der Latschen- und Alpenrosenfläche der Ostseite unterscheidet. Auch dieser Grat ist nur etwas für schwindelfreie Leute. Ein Zehn-Meter-Abschnitt des Pfades ist in den steilen Schotterhang abgerutscht. Aber rechts ist durch die Latschen bereits ein neuer Weg freigeschnitten. Rechts fällt der Blick ins Schwarzenbachtal und voraus zum Kloster Maria Weißenstein; links zieht der gesperrte Gamplsteig aus dem stark erodierenden Geotop Bletterbachtal (siehe Infokasten) herauf. Im Westen ist schon das breite Etschtal zu sehen.

Wir bleiben auf dem Grat und wandern erst kurz vor dem Gampl auf 2020 Metern nach rechts auf dem Weg Nr. 1 A in Richtung Kalte Rinne und Malga d’Ora hinunter. Der Pfad mündet schließlich in der Kalten Rinne auf einen Fahrweg (in der Karte Perlenweg genannt), dem wir nach rechts leicht aufwärts folgen. Am Beginn einer Almwiese zeigt der Wegweiser nach links in Richtung Malga d’Ora. Es gibt hier keinen sichtbaren Weg, aber wir bleiben immer am Waldrand und treffen so auf einen abwärtsführenden Almweg. An einem Bach mündet dieser in ein breiteres, gepflegtes Sandsträßchen. Geradeaus weiter sind wir in zehn Minuten an der Malga d’Ora zurück, deren Speckknödelsuppe oder kleine Brotzeitkarte zur Stärkung gewiss ausreicht.

Region

Touren-Charakter

Teilweise schwere, meist sonnige Tour auf markierten Wegen und Pfaden. Im partiell schwierigen Gelände über Geröllhalden und zerklüftete Felsen sind absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung erforderlich. Am Gipfel herrliche Aussicht.

Beste Jahreszeit

Mai bis Oktober

Ausgangspunkt

Parkplatz Malga d’Ora, 1872 m

Endpunkt

Parkplatz Malga d’Ora, 1872 m

Route

Aufstieg: Malga d’Ora – Passo di Oclini 0:30 Std. – Corno Bianco 1:40 Std.

Geotop Bletterbach

Vom Weg auf dem Grat zwischen Corno Bianco und Gampl gibt es einen wunderbaren Einblick in die erodierte Bletterbachschlucht. Seit der letzten Eiszeit vor 15 000 Jahren hat sich der Bletterbach 400 Meter tief in unterschiedliche Erdzeitalter eingegraben.

Dabei wurden Milliarden Tonnen Gesteinsmaterial ins Etschtal geschwemmt. So liegen durch Verwitterung und Abtragung 250 Millionen Jahre Erdgeschichte offen. Erkenntnisse über das Bodenleben, Pflanzen, Muscheln, Kopffüßler und Saurier können den Versteinerungen und Spuren entnommen werden. Die Bletterbachschlucht ist heute als sehenswertes Geotop ausgewiesen und geschützt.

Hinweis

Starten Sie zu früher Tageszeit und möglichst an einem Wochentag, dann sind Sie auf dem Gipfel alleine.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.