Wandern Trentino: Cima la Marzola, 1738 m
Die Aussichtskanzel über Trento. Die Doppelgipfel der Cima la Marzola bieten unvergleichliche 360°-Rundumsichten über das Trentino. Abseits und vergessen ist er daher nicht. Zumindest ein Teil des beschriebenen Weges zählt aber schon zu den einsamen Pfaden. Obwohl jeder schöne Aussichtsberg meist viel besucht ist, erlaubt eine gute Planung trotzdem alleiniges Gipfelglück.
Aufstieg zum Rifugio Maranza
Am Brunnen am Passo del Cimirlo beginnt der rot-weiß markierte schattige Weg Nr. 455, der sogleich von den Tafeln eines Baumlehrpfads begleitet wird. Auf einem gepflasterten Sträßchen gehen wir nach links aufwärts. Nach einem Häuschen mit blauen Fensterläden zeigt der Wegweiser zum Rifugio Maranza geradeaus auf einen Sandweg. Beachtenswert: die gewaltige Vogelkirsche links neben dem Weg auf der Wiese.
Durch die Bäume ist links unten bald das Valsugana zu sehen. An einer Gabelung auf 800 Metern wandern wir rechts Richtung Rifugio Maranza. Mitten im Weg liegt ein großer Felsblock, den die Gletscher der letzten Eiszeit von der Cima d’Asta herbeitransportierten. 100 Meter nach dem Felsen zeigt der Wegweiser zum Rifugio Maranza nach links. Nach fünf Minuten gehen wir rechts über einen Holzsteg und folgen dem schmalen Pfad durch schattigen Wald.
Rechts durch die Bäume erblicken wir Trento. An der Wegkreuzung »Sason« steht zehn Meter weiter rechts ein nächster Wegweiser, der zum Rifugio Maranza nach links weist. Das Rifugio Maranza wird auch im Weiteren immer eindeutig angezeigt. Erst in einer Linkskurve eines Forstweges, dem wir längere Zeit gefolgt sind, verlassen wir auf 1070 Metern die Richtung Rifugio Maranza nach rechts abwärts auf einen kleinen Weg. Er steigt wieder an und führt durch einen Hohlweg. Der angelegte Hohlweg diente dem Transport des Brandkalkes aus den oberhalb des Rifugio Maranza angelegen Kalköfen.
Der Pfad mündet in einen anderen Steig; wir folgen ihm nach rechts und kommen schnell zumRifugio Maranza (1072 m).
Aufstieg zur Batterie Maranza
Oberhalb des modernen Rifugio Maranza aus hellem Kalkstein beginnt im schattigen Mischwald der Aufstieg auf der rot-weiß-rot markierten Schotterstraße mit der Nr. 412 und der Richtungsangabe Cima Maranza Sud. Über das Dach des Rifugio Maranza hinweg zeigt sich das herrliche Panorama der plateauartigen Cima Tosa (3173 m) und rechts davon die Cima Brenta (3151 m). Nach fünf Minuten folgen wir nun steiler nach rechts dem Naturweg Nr. 412.
Auf 1150 Metern können wir nach rechts einen kurzen Abstecher zum Primo Forte machen. Die Batterie Maranza ist eine Stellung aus dem Ersten Weltkrieg. Von ihr sind nur noch Mauerreste vorhanden, aber die Aussicht an diesem exponierten Platz auf die Cima Vigonala und die Becco di Filladonna lohnen den Abstecher.
Aufstieg zum Kalkofen
Kurz danach wird der Weg nun breiter; er ist erst geschottert, dann teilweise gepflastert. Im Mai blüht entlang des Wegs der seltene Echte Salomonssiegel (Polygonatum odoratum) mit den meist einzeln stehenden weißen Blüten unter den Blättern. Gern verwechselt wird er mit der nicht seltenen Vielblütigen Weißwurz (Polygonatum multiflorum, immer mit paarigen Blüten). Der Echte Salomonssiegel hat zudem einen scharfkantigen Stängel.
Am Weg liegt ein historischer Kalkofen. Ein solcher »Calcara« wurde schon im Mittelalter mit Kalksteinen beschickt und mit Reisigbündeln über sechs bis acht Tage gebrannt. Der Brennkalk wurde mit Wasser abgelöscht und zu Mauermörtel verarbeitet.
Aufstieg zum Bivacco Rifugio Bailoni
30 Meter nach dem Kalkofen folgen wir dem Weg Nr. 412 nach rechts an Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg vorbei. An einer Picknickbank bleiben wir auf diesem Weg nach rechts.Der Wald hat inzwischen einen immer größeren Anteil an Weißtannen, was den Lebensvoraussetzungen der höheren Lage entspricht. Im Schatten stehen neben dem Waldveilchen die Fingerblättrige Zahnwurz und das Waldbingelkraut. Der nun schmale Pfad verlässt den Wald und quert in Serpentinen den steilen Westhang.
Daher ist hier auch noch den halben Vormittag über voller Schatten. In den Latschenfeldern auf hellem Kalkstein ist die Mehlbeere in Strauchform eingesprenkelt. Die Blattunterseiten erscheinen wie mit Mehl bepudert. Die Buche tritt in diesem kargen Bereich nur noch in Krüppelwuchs auf. Gelbe Buchsblättrige Kreuzblumen, kriechende Hauhechel und Alpenmaßliebchen frischen den Bodenbewuchs aus Schneeheide auf.
Die aparte Felsenbirne setzt leuchtende Akzente im Licht. Immer weiter reicht der Blick nach Trento und in das Etschtal hinunter. Hier haben wir aber noch nicht die Baumgrenze überschritten. Überraschend umfasst uns plötzlich wieder schattiger, gesunder Tannen-Buchen-Lärchen-Bergwald. Wir bleiben den gesamten Aufstieg auf dem Weg Nr. 412, der weiter oben in jüngerem Wald von Schützengräben begleitet wird, und kommen zum Bivacco Rifugio Bailoni (1623 m). Vor der Hütte laden genug Bänke und Tische zu einer letzten kurzen Trinkpause ein. Die Aussicht auf die Cima Tosa und die Cima Brenta ist großartig.
Aufstieg zur Cima Marzola Sud
Links des Bivacco Rifugio Bailoni zieht sich der Weg erst durch jungen Wald und dann als Steig in voller Sonne über Matten und Latschenfelder hinauf zur Cima Marzola Sud (1736 m). Sogar der Gipfelbereich ist mit Schützengräben und Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg durchwühlt. Im Osten, rechts unten, glitzern am Morgen im Gegenlicht der Lago di Caldonazzo und der kleinere Lago di Levico. Die Sicht reicht weit in das Valsugana hinein, in dem sich der Lauf der Brenta abzeichnet.
Über den Seen erheben sich die Cima di Vezzana und die Cima Manderioli, im Süden dominieren die Cima Vigonala und die Becco di Filladonna. Im Osten liegt der große Graben des Adige (das Etschtal), in dem sich Trento ausbreitet. Im Norden gliedert sich weit entfernt das Panorama in Cima Tosa, Cima Brenta und die Bergketten des östlichen Trentino. Zur Cima Marzola Nord Der Pfad auf dem Grat hinüber zur Cima Marzola Nord ist fast in gesamter Länge überschaubar.
Der aussichtsreiche Übergang bringt noch einmal über 60 Höhenmeter Auf- und Abstieg, ist aber in 20 Minuten gemacht. Die von der Sonne verwöhnte Seite erfreut mit Silberwurz und Behaarter Alpenrose, während auf der Schattenseite Mitte Mai noch Schneereste aufliegen. Das rote Polster der Steinröschen, das unglaubliche Blau des Schusternagerls (Frühlings-Enzian), das gelbe Sonnenröschen und die zarte, blaue Nacktstängelige Kugelblume streuen Farbtupfer auf die Matten.
Sogar das Strohgelbe Knabenkraut findet sich in einzelnen Exemplaren. Geradezu atemberaubende Tiefblicke auf Trento und auf der anderen Seite auf die zwei Seen sind hier oben auf dem Grat ausgiebig zu genießen. Die tiefste Stelle des Grates ist die Sella della Marzola (1692 m). Die alten militärischen Anlagen zeigen eine strategisch wichtige Stelle an.
Auf der Westseite der Sella della Marzola liegt (zumindest im Frühjahr) noch Schnee, zwischen dem flächig der Frühlings-Krokus den Boden bedeckt. Die Cima Marzola Nord ist 1737 Meter hoch und bietet ebenfalls einen grandiosen 360°-Rundumblick.
Abstieg über die Sella della Marzola
Nun gehen wir von der Cima Marzola Nord in wenigen Minuten zurück über den Weg Nr. 412 zur Sella della Marzola hinab. Hier verlassen wir den Grat und gehen mit dem Weg Nr. 411 an der Westseite des Grates weiter hinunter. Das Bivacco Rifugio Bailoni wird so nicht mehr tangiert.
Am Wegpunkt Cippo Livio Sartori (1585 m) stoßen wir wieder auf den bekannten Weg Nr. 412 des Aufstiegs und finden nun leicht wieder hinab zum Rifugio Maranza, in dem sich gut einkehren lässt, und weiter bequem die Straße hinab zum Passo del Cimirlo. Immer wieder gibt es da gute Aussichten nach Trento. Das Ristorante La Campanella am Passo del Cimirlo ist mit einer großen Auswahl an leckeren Pizzas auch erwähnenswert.
Region
Touren-Charakter
Lange, mittelschwere, überwiegend schattige Tour auf markierten Wegen und Pfaden. Auf dem Grat bietet sich ein herrliches Panorama.
Beste Jahreszeit
Mitte Mai bis Oktober
Ausgangspunkt
Parkplatz Passo del Cimirlo, 730 m
Endpunkt
Parkplatz Passo del Cimirlo, 730 mRoute
Aufstieg: Passo del Cimirlo – Rifugio Maranza 2:30 Std. – Kalkofen 0:25 Std. – Bivacco Rifugio Bailoni 1:40 Std. – Cima Marzola Sud 0:20 Std. – Cima Marzola Nord 0:15 Std.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.