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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Trentino: Cima di Vezzana, 1908 m

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:30 Std.
Länge:
11 km
Aufstieg:
580 m
Abstieg:
580 m

Aussichtsposten auf dem Friedenspfad. Das südöstliche Trentino an der Grenze zu Venetien zählt zu den einsameren Gegenden. Umkämpft im Ersten Weltkrieg, bietet die Cima di Vezzana heutzutage einen ruhigen, abgeschiedenen Aufstieg und wahren Gipfelgenuss. Spannend ist die atemberaubende Schlucht der Bocca di Forno über dem Valsugana und dem Fluss Brenta.

Beschreibung

Aufstieg zum Forte Verle

 Vom Parkplatz auf dem Passo di Vezzana beginnt die Tour vom Hotel Ristorante Vezzana nach links auf der asphaltierten Via dei Fortri am Ristorante al Verle vorbei. Nach 200 Metern bleiben wir an einer T-Kreuzung auf der Via dei Fortri, die nach rechts abbiegt. In sanften Kurven zieht sich das Sträßchen über die wunderbaren Almen der Altopiano di Vezzana nach oben.

In einer Kehre ist links ein Soldatengrab, in dem ungarische und österreichische Gefallene bestattet sind. Die Weiden sind in diesem Bereich mit Bombentrichtern übersät. Nach einem Kilometer ab Start stehen wir nach einer letzten Linkskehre vor dem großen, zerschossenen österreichischen Sperrwerk Forte Verle (1505 m).

Für unsere glückliche Generation des Friedens und bei dieser Ruhe in herrlicher Landschaft ist das Inferno des Krieges an dieser Stelle fast unvorstellbar. Aber vielleicht bedeutet der Friedensweg, auf dem wir uns hier befinden, eine Hoffnung.

Aufstieg zur Cima di Vezzana

 Das Asphaltsträßchen zieht nun in Richtung Cimitero Austroungarico leicht abwärts durch das Almgebiet der Malga Cima Verle. Den Friedhof tangieren wir nicht direkt. Er liegt in einer Rechtskurve auf der linken Seite, versteckt hinter den Bäumen weiter unten. Trollblumen, Weiße Germer, Frühlings-Enzian, Sonnenröschen, Schlüsselblumen und Buchsblättrige Kreuzblumen auf den Wiesen vertreiben die bitteren und wehmütigen Gedanken.

Die Asphaltstraße verlassen wir auf 1460 Metern in einer weiten Rechtskurve nach links auf einen Steig. Der Wegweiser mit der rot-weiß-roten Markierung zeigt den Weg Nr. 205 an, der auf die Cima Vezzana führt. Sofort wird der Weg steiler, und steigt bald in neu angelegten Serpentinen in schattigem Fichtenwald nach oben. Der Wald ist dunkel und daher fast ohne Bodenvegetation. Nur ein paar einzelne Veilchen finden sich auf dem weichen, nadelbedeckten Grund. Weiter oben wird der Wald lichter und setzt fast ganz aus. Dafür öffnet sich der Blick nach Süden auf den Passo di Vezzana hinunter. Die Bodendeckung übernehmen unter diesen extremen Bedingungen nun die Schneeheide sowie niedrige Wacholder- und Ginstersträucher zwischen den einzelnen Latschen.

Auf der Höhe von 1700 Metern quert der Weg den Hang fast eben. In der erneuten Steigung wird der Untergrund felsig und erfordert Achtsamkeit. Der Steig stößt schließlich an eine Kehre der alten Militärstraße. Der gleichkörnige Schotter neigt zum Rollen unter den Schuhen und ist nicht angenehm zu begehen. Aber nach 100 Metern kürzen wir links auf einem rot-weiß markierten Pfad die Straße ab.

An einer weiteren Kehre der Schotterstraße lässt uns der Blick links über den felsigen Grat den Atem stocken. Der grandiose Tiefblick streift über den Lago di Caldonazzo und den kleineren Lago di Levico. Darüber stehen der Doppelgipfel der Cima Marzola Sud und Nord und dahinter die plateauartige Cima Tosa sowie rechts davon die Cima Brenta, beide stolze Dreitausender.

Zum Gipfelkreuz auf die Cima di Vezzana hinauf sind es nur noch zehn Minuten. 50 Meter nach der Kehre ist links auf den künstlichen Durchbruch im Grat zu achten. Dahinter öffnen sich schöne Fotomotive auf den Grat, zum Gipfelkreuz und in das Valsugana hinunter. Kurz vor dem Gipfel lässt sich eine gar nicht scheue Gämse ausgiebig fotografieren.

Der gesamte Gipfel der Cima di Vezzana (1908 m) ist hier mit Festungsbauwerken überbetoniert. Wieder nehmen traurige Gedanken Raum ein. Wie unvorstellbar hart muss es doch gewesen sein, in dieser Höhe bei jedem Wetter und niedrigen Temperaturen als Soldat auszuharren – und zu sterben, wie vielfach geschehen. Die warme Temperatur Mitte Mai, der blaue Himmel, die traumhafte Aussicht, die Bergblumen und die freche Alpendohle mit dem gelben Schnabel, die sich meine Brotzeit mit mir teilt, lassen mich aber gleich wieder das Gute unserer Zeit sehen. In diesem Bereich des Trentino kommt der Flugkünstler Alpendohle mit dem scharfen metallischen Ruf »srrrrü« nicht so oft vor.

Abstieg zur Bocca di Forno

 Der Blick nach Südosten zeigt unten zwischen den Wäldern, rechts neben dem Il Camin, einen Wiesenstreifen, auf dem sich ein Weg abzeichnet. Auf den steuern wir über Fels und durch Latschen nun hinunter zu und ergötzen uns immer wieder an dem Tiefblick nach links in das Valsugana mit dem Fluss Brenta. Weiter unten bleibt der Weg durch lichten Wald so ungefähr auf gleicher Höhe und zieht sich um den Il Camin in großem Bogen herum. Ein Wegweiser an einem Zaun bestätigt den Weg Nr. 205 und die Richtung zur Bocca di Forno. Auf den Matten stehen nette Alpenglöckchen und weiße Frühlings-Krokusse. Nach den Weiden übernehmen wieder niedrige Wacholderbüsche die Macht am Boden. Die Bocca di Forno (1788 m) ist eine furchteinflößende Schlucht, ein mächtiger Einschnitt in den Felswänden. Unten ist ein Abschnitt des Valsugana mit der Brenta zu sehen.

Abstieg zum Passo di Vezzana 

Noch vor dem Durchlass im Zaun gehen wir rechts weglos über die Almwiese am Zaun entlang nach unten. Zur Orientierung dienen die Zaunpfosten und gelegentliche blaue Striche oder blaue Ringe an den Grenzbäumen.

Auf der Höhe von 1630 Metern enden der Zaun und der weglose Abstieg noch im Wald an einem Asphaltsträßchen mit einem Viehgitter. Hier wandern wir nach rechts nun eben dahin und schließlich über Weidegebiete aus dem Wald heraus. Eine Gedenktafel für gefallene italienische Soldaten erinnert noch einmal an den Ersten Weltkrieg.

Kurz darauf laufen wir unterhalb der Malga Marcai vorbei und entdecken über dem Dach der Alm den Gipfel der Cima di Vezzana. Nach den Almwiesen zieht die Straße steiler durch Wald über einige Kehren, die sich abkürzen lassen, nach unten. An der zweiten Kehre stößt von rechts die alte Militärstraße von der Cima di Vezzana dazu. Am Wegweiser, an dem der Aufstieg durch den Wald begann, schließt sich der Kreis. Am Forte Verle vorbei sind wir bald am Passo di Vezzana zurück. Das Ristorante al Verle lädt bei Bedarf noch zur Einkehr.

Region

Touren-Charakter

Mittelschwere Tour, die im oberen Bereich auf felsigem Untergrund Trittsicherheit erfordert. Teils schattige, markierte Wege und Pfade. Ein kurzer Teil des Abstiegs ist weglos, aber dennoch gut zu finden.

Beste Jahreszeit

Mitte Mai bis Oktober

Ausgangspunkt

Parkplatz Passo di Vezzana, 1402 m

Endpunkt

Parkplatz Passo di Vezzana, 1402 m

Route

Aufstieg: Passo di Vezzana – Forte Verle 0:30 Std. – Wegweiser Weg Nr. 205 0:20 Std. – Kehre Militärstraße 0:50 Std. – Cima di Vezzana 0:30 Std.

Hinweis

Wenn die Tour kürzer werden soll, steigen Sie auf der Militärstraße oder dem Aufstiegsweg ab.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.