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wandern

Wandern Trentino: Cima Bocche, 2745 m

Anspruch:
schwer
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
11 km
Aufstieg:
980 m
Abstieg:
980 m

360°-Panorama am Passo di San Pellegrino. Die wenig begangene Cima Bocche bietet eine brillante 360°-Rundumsicht an der nordöstlichen Grenze des Trentino. Der Weg bildet einen Teil des Sentiero della Pace, des Friedensweges. Die Cima Bocche war Kriegsschauplatz im Ersten Weltkrieg, wie die Unterstände, Geschützstellungen und kilometerlangen Schützengräben erkennen lassen.

Beschreibung

Aufstieg zur Malga Ciamp de l’Ors 

Vom Parkplatz an der Malga Restaurant Negritella beginnt der rot-weiß markierte Weg Nr. 628 A in Richtung Forcella Juriburt. Der Almweg quert einen rauschenden Bach auf einer Holzbrücke und zieht sich über stark überweidete Almwiesen zur Malga Ciamp de l’Ors hoch. Auf diesen Wiesen blüht fast nichts außer den Stickstoffanzeigern Gelb blühendes Alpenkreuzkraut und Großblättriger Alpen-Ampfer.

Der Blick zurück zeigt über der Malga Restaurant Negritella die Monzonigruppe, deren Spitzen über 2600 Meter hinausragen.

Aufstieg zur Forcella Grana Juribrutto

 100 Meter nach der Malga Ciamp de l’Ors zieht rechts ein Pfad von dem Almweg hoch in Richtung Forcella Juriburt (Juribrutto) und verschwindet gleich in schattigem Lärchen-Fichten-Hochwald. Bald durchquert er ein Waldweidegebiet mit lichtem Lärchenbestand. Dunkelgrüne Zirbelkiefern sind vereinzelt eingesprenkelt. Die Zirbelkiefern sind eindeutig an den fünf Nadeln zu erkennen, die aus einem Nadelkissen wachsen.In der Mitte einer Lichtung auf einem Plateau mit der Bezeichnung Ciamp de l’Ors (1920 m) verläuft der Pfad links weiter. Nun nimmt die Vegetation an Artenvielfalt zu. Waldstorchschnabel, Kriechendes Fingerkraut, Rostrote Alpenrose, aparte Bachnelkenwurz, Trollblumen und Grauer Alpendost mischen sich zwischen die Bäume, Felsen und Grünerlengebüsche. Auf einer weiteren Hochebene ist durch die lichten Lärchen die Forcella Grana Juribrutto zwischen der Cima Bocche und der Cima Juribrutto zu erahnen.

Der nun felsige Weg bleibt auf der linken Seite der mit Wollgras bepunkteten Fläche. Am Ende der Ebene rauscht links ein Wasserfall, an dessen Abflussbach viel Bitteres Schaumkraut vorkommt. Es ist leicht mit der Brunnenkresse zu verwechseln, die allerdings gelbe Staubbeutel und einen hohlen Stiel besitzt. Das Bittere Schaumkraut hat violette Staubbeutel und einen markigen Stiel. Beiden aber ist der hohe Vitamin-C-Gehalt eigen und als Zugabe in Salaten sind sie eine Köstlichkeit. Das Gestein ist hier roter Granitporphyr. In Serpentinen steigt der Pfad dann steil auf der alten Schotterhalde durch einen »Wald« aus Grauem Alpendost empor. Steinmännchen und rot-weiße Markierungen weisen den Weg rechts einem herabstürzenden Bächlein zu. Obwohl sonst eher auf Kalkböden beheimatet, zeigt sich auch hier das kleine, gelbe Zweiblütige Veilchen. Nun öffnet sich eine zweite Hochfläche (2140 m) vor einer weiteren Schotterhalde.

Ein Blumenparadies aus Trollblumen, Rostroten Alpenrosen, horstbildender Rosenwurz, gelb blühendem Punktiertem Enzian und vielen anderen Arten überzieht die Hochebene. Die alte, schon bewachsene Schotterhalde wird in Serpentinen an der linken Seite überwunden. Weiter rechts liegt die mächtige jüngere Schotterhalde der Cima Bocche. Am Ende der Halde steuern wir die Forcella Grana Juribrutto (2340 m) an.

Der Wegweiser dort zeigt geradeaus zur Forcella di Juribrutto und Cima Bocche. Aufstieg zur Forca di Juribrutto Wir gehen nun auf dem Weg Nr. 628 und zugleich Sentiero della Pace, dem Friedensweg (siehe Infokasten), weiter. Das Gelände ist nicht mehr so steil, aber ein riesiges Felsenmeer muss erst mal durchquert werden. Wir befinden uns hier im Parco Naturale Paneveggio Pale di San Martino.

Alpenbraunellen zwitschern leise von den Felsen und geben sich unnahbar. Alpenhelm (Bertschie) und Breitblättrige Primeln besiedeln den Raum zwischen den riesigen Felsen. Trauben-Steinbrech und andere Steinbrecharten bilden kleine Polster aus. Die gewaltige Felswand der Cima Bocche steht vor uns. Auf 2381 Metern ist der Passo Juribrutto (Forca di Juribrutto) erreicht.

Der kleine Unterstand mit Tisch ist für eine kurze Rast gut genug und der Blick auf die mächtige Palagruppe unersättlich. Aufstieg zur Cima Bocche Nun führt der Steig rechts leicht aufwärts auf dem Weg Nr. 628 weiter Richtung Cima Bocche. Es folgt nun die schwierigste Wegstrecke über Felsen und Steinplatten, die ständige Aufmerksamkeit von uns erfordert. Am ausgesetzten Punkt Forcella Lasté di Bocche (2560 m) zeigen sich die Spuren des Ersten Weltkrieges in Form von Schützengräben, Stacheldrahtverhauen und Unterständen.

Das Wegeschild weist zur Cima Bocche nach rechts hoch. An einer Weggabelung (2670 m) bleiben wir rechts auf dem Weg Nr. 628. Links liegt das Bivacco Jellici. Hin und wieder ist schon das Gipfelkreuz zu sehen. Die Schützengräben ziehen sich bis in den Gipfelbereich hinauf. Hier, auf dem Sentiero della Pace, kreisen die Gedanken viel um die grauenhaften Umstände der damaligen Zeit.

Wie viel Blut mag hier wohl zwischen den Felsen versickert sein Vielleicht schafft es der Gedanke des Sentiero della Pace ja, dass ein paar Menschen zu Pazifisten werden. Wir gelangen auf die Cima Bocche (2746 m). Das 360°-Panorama zeigt im Norden die Dolomitengipfel zwischen Passo Pellegrino und Marmolada und unten auch unseren Ausgangspunkt an der Malga Negritella. Im Osten das Valle di Valles und Valle di Biois mit dem Ort Falcade im Veneto.

Im Süden die unvergleichliche Palagruppe mit über 3000 Meter Höhe und die Kette der Dolomiti di Fiemme und im Westen das Val di San Pellegrino bis hin zur Latemargruppe.

Abstieg zur Forca di Juribrutto 

Bis zur Forcella Lasté di Bocche ist der Abstieg auf demselben Weg des Aufstiegs leicht. Dort wenden wir uns nach links hinab auf den Weg Nr. 628 Richtung Passo San Pellegrino. Äußerste Vorsicht ist besonders nach der Forcella Lasté di Bocche beim Abstieg über die Felsen walten zu lassen. An der Forca di Juribrutto bleiben wir auf dem Weg Nr. 628 Richtung Passo San Pellegrino nach links hinunter.

Abstieg zur Malga Restaurant Negritella 

An der Forcella Grana Juribrutto verlassen wir aber den Weg Nr. 628, gehen nun nicht mehr Richtung Passo San Pellegrino, sondern links Richtung Negritella hinab. Im unteren Lärchen-Zirben-Wald legen wir noch einen Beobachtungsaufenthalt ein. Da faszinieren zwei laut lärmende Buchfinken, die einen räuberischen Eichelhäher vertreiben. Bleibt noch eine kräftigende Einkehr in der Malga Restaurant Negritella mit ihrer regionaltypischen Küche.

Region

Touren-Charakter

Schwere, meist sonnige Tour auf markierten Wegen und Pfaden. Im teils schwierigen Gelände über Geröllhalden und Felssturzmassen sind Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung erforderlich. Auf dem Gipfel bietet sich ein herrliches 360°-Panorama.

Beste Jahreszeit

Mitte Mai bis Oktober

Ausgangspunkt

Parkplatz Malga Negritella, 1800 m

Endpunkt

Parkplatz Malga Negritella, 1800 m

Route

Aufstieg: Malga Restaurant Negritella – Forcella Grana Juribrutto 1:20 – Passo Juribrutto 0:20 Std. – Cima Bocche 1:10 Std.

Sentiero della Pace

In den 1980er Jahren gründete die Provinz Trentino den Friedensweg, indem die Ruinen des Stellungskrieges aus dem Ersten Weltkrieg durch ein fast 500 Kilometer langes Wegenetz verbunden wurden. Der dahinterstehende Gedanke ist die Versöhnung und Mahnung. Gipfel wurden im Ersten Weltkrieg zu betonierten Stellungen ausgebaut, Berge wurden ausgehöhlt, kilometerlange Schützengräben hergestellt und Versorgungswege befestigt und gepflastert – heute sind es schöne Aussichtspunkte und Wege. Durch Kälte und Lawinen kamen einst manchmal mehr Soldaten und Kriegsgefangene ums Leben als durch direkte Kampfhandlungen. Die Erinnerung an all dies darf nicht vergehen.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.