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wandern

Wandern Trentino: Alta Via del Granito

Anspruch:
schwer
Dauer:
07:00 Std.
Länge:
13 km
Aufstieg:
1350 m
Abstieg:
1350 m

Höhenweg mit Blick auf die Lagoraikette. An der urgemütlichen Malga Sorgazza beginnt die Alta Via del Granito. Teilweise berührt diese Tour in den Dolomiti di Fiemme den anspruchsvollen dreitägigen »Höhenweg des Granits«. Die Wanderung führt an der Cima delle Buse Todesche vorbei mit Blick auf die Lagoraikette und am Lago Forcella Magna mit Sicht auf die Cima d’Asta.

Beschreibung

Aufstieg zur Ponte Val Vendrame

 Vom Parkplatz unterhalb der beliebten Malga Sorgazza starten wir nach Norden auf dem Schotterweg Nr. 327 Richtung Teleferica Brusà und Cima d’Asta. Es ist der harmlose Beginn der herrlichen, aber anspruchsvollen Alta Via del Granito (Höhenweg des Granits, siehe Tippkasten).

Links über der Malga Sorgazza thronen die Cima di Costa Brunella und rechts die Campagnassa.Nach dem kleinen Stausee liegt links der Cimitero Militare Sorgazza aus dem Ersten Weltkrieg. Der schäumende Wildbach lenkt von der Eintönigkeit der Forststraße ab. Doch nach nur 20 Minuten in schattigem Fichtenhochwald zweigt 20 Meter nach der Ponte Val Vendrame (1534 m) nach links der Weg Nr. 360 zur Forcella Buse Todesche auf dem Sentiero di Val Vendrame ab.

Aufstieg zur Forcella delle Buse Todesche

 Im Val Vendrame steigt der Weg, zunächst noch im Wald, entlang des Rio Vendrame auf dem teils gepflasterten Versorgungsweg aus dem Ersten Weltkrieg höher. Der Boden des lichten Fichtenwaldes ist von Blaubeeren und Farnen bedeckt. An einer Lichtung mit zwei Holzstegen über kleine Bäche blühen die ersten Rostroten Alpenrosen, die meist nur auf Silikatböden wachsen.

Das gelbe Zwei-blütige Veilchen setzt helle Tupfer in der Masse der Weißen Germer. Der rot-weiß markierte Weg aus groben Granitsteinen erfordert unsere volle Aufmerksamkeit. Der weiß blühende Eisenhutblättrige Hahnenfuß begleitet den Steig. Wenige Meter oberhalb verbellt mich auf einmal ein Rehbock, dann herrscht wieder Stille. Ab 1670 Metern bleibt die Fichte zurück und ein wahres Alpenrosenparadies breitet sich unter den licht stehenden Lärchen aus.

Von der linken Seite untermalt mit ständigem Rauschen der Rio Vendrame die wildromantische Szene. Der Blick zurück zeigt die Campagnassa und den Sasso Largo. Kurz vor einer 20 Meter hohen Felswand wendet sich auf 1690 Metern der Steig, nicht leicht erkennbar, über zwei hohe Stufen nach rechts. Auch wer direkt bis zur Felswand hochgestiegen ist, umgeht den Fels nach rechts und entfernt sich nun vom rauschenden Rio Vendrame. Oberhalb der Felswand ist ein alter Lawinenstrich erkennbar. War es hier, als im November und im Januar 1917 junge Alpini eines Versorgungstrupps in einer Lawine zerschmettert wurden Sie liegen unten im Cimitero Militare Sorgazza begraben …

Die langgestielte Blume mit dunkelgrünen, herzförmigen Blättern lenkt von den damaligen Geschehnissen ab. Es ist der zehn bis dreißig Zentimeter große Alpen-Brandlattich, der in den nördlichen Alpen fehlt. Nun gesellen sich die Latschen zu den Alpenrosen. Auf 1865 Metern breitet sich vor einem Hügel ein kleines Plateau mit einem spärlichen Quellsumpf aus, der allerdings nur von den Schneeresten gespeist wird. Der Hügel wird rechts umgangen. Hinter ihm öffnet sich ein kleines Tal mit mehreren kleinen Wasserfällen. Es wurde vor langer Zeit von einem Felssturz von der Cima Segura herab versperrt. Die Felsblöcke erscheinen wegen der aufsitzenden Flechten grünlich. Frischer Bruch des Tiefengesteins zeigt jedoch einen hellgrauen Granit mit dunklen Sprenkeln.

Alpen-Wucherblume, Alpen-Maßliebchen und Sonnenröschen gedeihen hier oben auf 2000 Meter Höhe aus. Vor einer zehn Meter hohen Felswand auf der linken Seite des Weges wartet die größte Überraschung des Tages: An der mit Wasser durchdrängten Stelle steht in einer Kolonie das blauviolett blühende Gewöhnliche Fettkraut. Die gelbgrüne Bodenrosette fängt mit einer klebrigen Schleimschicht kleine Insekten, um sie mit ihren Blattdrüsen zu verdauen. Die Bedingungen des mageren Standortes werden so mit Stickstoff ausgeglichen. Diese fleischfressende Pflanze ist streng geschützt. Der Blick voraus nach Westen zeigt den beeindruckenden Grat zwischen der Cima Orsera und der Cima delle Buse Todesche, der nur im Hochsommer zu begehen ist. Von den steilen Felsnadeln der Cima Segura auf der linken Seite poltern plötzlich kleinere Felsen herab.

Der Wegweiser (2250 m) oberhalb der Unterstände aus dem Ersten Weltkrieg zeigt schon auf den Weg Nr. 373 Richtung Forcella Magura. Aber hier bietet sich ein lohnender aussichtsreicher Abstecher auf dem Weg Nr. 360 zu der nur 50 Höhenmeter und 15 Minuten entfernten Forcella delle Buse Todesche an. Auf der Passhöhe (2309 m) zeigt sich im Nordwesten die ganze Lagoraikette in ihrer Pracht.

Zur Forcella Magura 

Nach diesem hübschen Abstecher gehen wir am Wegweiser nach links, also nach Norden, auf den Weg Nr. 373 Richtung Forcella Magura. Nach einem leichten Aufstieg bleibt der Pfad in ständigem Auf und Ab über der 2300-Meter-Höhenlinie und fügt so der Gesamtsumme etliche Höhenmeter hinzu. Der Fels hier oben hat eine deutliche Bänderung mit nun mehr Quarzgängen. Es ist ein metamorphes Gestein, nämlich durch Druck und Hitze zu Gneis verwandelter Granit. Glimmerschiefer, ebenfalls aus Granit metamorph umgewandeltes Gestein, findet sich auf dem weiteren Weg. Während ich Steine klopfe, flüchtet weiter unten eine Gämse über die steilen Hänge.

Mehrere Murmeltiere fühlen sich gestört und geben schrille Warnpfiffe ab. Schaue ich mir doch wieder lieber in Ruhe die Blumen an, wie zum Beispiel die Schwefel-Küchenschelle, die steile Hänge der Silikatberge verziert. Noch Ende Juni sind einzelne Schneefelder zu überqueren. Die Cima d’Asta steht im Nordosten dominierend im Hintergrund, unten im Tal rauscht der Grigno. Die langen Serpentinen des Abstiegs sind bereits erkennbar. Vor der Cima Lasteati ist noch mehrmals ein atemberaubender Blick nach Nordwesten über den Grat auf die Lagoraikette möglich. Schon vor dem Bivacco Lasteati (2290 m) führt nun der Weg steiler abwärts, links am türkis leuchtenden Lago Forcella Magna vorbei. Schützengräben bewachen die Forcella Magna (2117 m). Nach Norden öffnet sich wiederum eine faszinierende Aussicht auf die Lagoraikette, nach Süden reicht die Sicht bis zum Ausgangspunkt an der Malga Sorgazza.

Abstieg zur Malga Sorgazza

 Die langen Serpentinen des Abstiegs gestalten sich bequem, vorbei an blühendem Seidelbast und Frühlings-Krokussen. Wasserfälle, Rinnsale und Bäche füllen den rauschenden Grigno im Val Sorgazza. Die Materialseilbahn auf die Cima d’Asta, die Teleferica Brusa, liegt am Weg. Weiter unten überschreiten wir wieder die Ponte Val Vendrame und sind in 15 Minuten an der Malga Sorgazza zurück, in der ein Vorratsschrank voller selbst gemachter Kuchen wartet.

Region

Touren-Charakter

Anspruchsvolle, überwiegend sonnige Tour auf markierten Wegen und Pfaden. Mit Schneefeldern ist auch im Juli noch zu rechnen. Trittsicherheit und alpine Erfahrung sind erforderlich.

Beste Jahreszeit

Juli bis September

Ausgangspunkt

Parkplatz Malga Sorgazza, 1450 m

Endpunkt

Parkplatz Malga Sorgazza, 1450 m

Route

Aufstieg: Malga Sorgazza – Ponte Val Vendrame 0:20 Std. – Forcella delle Buse Todesche 2:20 Std. – Bivacco Lasteati 2:00 Std.

Alta Via del Granito

Das Massivo del Granito stellt eine Besonderheit dar. Granit ist ein Tiefengestein grobkörniger Struktur, entstanden aus glühend-flüssiger Gesteinsschmelze und in der Tiefe der Erde erstarrt. Weiter nördlich überwiegen Kalk- und Dolomitgestein. Dolomit ist durch Magnesium dolomitisierter, also umgewandelter Kalk. Die großen Täler Val Campelle im Westen, Val Cia im Norden und Val Cortella im Osten stellen Grabenbrüche dar. Das Val Campelle und das Val Cia trennen das Massivo del Granito von der Lagoraikette ab, die aus dem in der oberen Erdkruste gebildeten Ganggestein Porphyr besteht.

Das Val Cortella trennt im Osten die Belluneser Dolomiten vom Massivo del Granito ab.Die wunderbare Alta Via del Granito (Höhenweg des Granits), die in drei Tagen den Asta- und Ravagipfel tangiert und die Lagoraikette im Blick hat, verbindet über alte Pfade und Militärwege die Malga Sorgazza, das Rifugio Brantari und das Rifugio Caldenave miteinander. Die beiden Hütten sind vom 20. Juni bis zum 20. September geöffnet. Das Gebiet der Granitberge ist eine herrliche Naturlandschaft – Schützengräben, Stellungen, Unterstände und Friedhöfe erinnern aber auch an die unsäglichen Bedingungen im Ersten Weltkrieg. In der Malga Sorgazza gibt es ein Faltblatt mit guter Karte.

Geologie im Gebiet

Das Massivo del Granito stellt eine Besonderheit dar. Granit ist ein Tiefengestein grobkörniger Struktur, entstanden aus glühend-flüssiger Gesteinsschmelze und in der Tiefe der Erde erstarrt. Weiter nördlich überwiegen Kalk- und Dolomitgestein. Dolomit ist durch Magnesium dolomitisierter, also umgewandelter Kalk. Die großen Täler Val Campelle im Westen, Val Cia im Norden und Val Cortella im Osten stellen Grabenbrüche dar. Das Val Campelle und das Val Cia trennen das Massivo del Granito von der Lagoraikette ab, die aus dem in der oberen Erdkruste gebildeten Ganggestein Porphyr besteht. Das Val Cortella trennt im Osten die Belluneser Dolomiten vom Massivo del Granito ab.

Hinweis

Erkunden Sie die Begehbarkeit beim Wirt der Malga Sorgazza, denn selbst noch im Juli können gefährliche Schneefelder da sein.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.