Wandern Trentino: Alta Via dei Pastori
Stille Wege am Passo San Pellegrino. Am Passo San Pellegrino dominiert ein bekanntes Skigebiet mit Hotels, Liften und großen Parkplätzen, dessen Anblick im Sommer wenig Freude macht. Ein wenig abseits aber erschließt sich ein stilles, artenreiches Blumenparadies in einer herrlichen Alm- und Bergwelt – ein ergiebiges Gebiet für botanisch interessierte Wanderer.
Aufstieg zu den einsamen Hütten im Valfredda
Das Rifugio Flora Alpina, ein Holzgebäude im alpenländischen Stil, macht seinem Namen alle Ehre. Die umgebenden Wiesen halten eine erstaunliche Fülle an Alpenblumen bereit. Noch nie habe ich solche Mengen an Türkenbundlilien gesehen. Sonst ein behütetes Geheimnis – hier eine normale Wiesenblume. Sogar die seltene, schwarzviolette Hallers Teufelskralle steht in den üppigen Blumenwiesen neben den häufigen Knäuel-Glockenblumen, Ferkelkraut und Margeriten. Allein hier könnte der Botaniker schon einen halben Tag mit großer Begeisterung verbringen. Aber das herrliche Panorama der Dolomitengipfel um die Cima Cadine lockt trotzdem, weiter hochzusteigen. Oben reihen sich von links nach rechts Cima Uomo, Sasso di Valfredda und Cima del Formentor aneinander, alle um die 3000 Meter hoch. Hinter dem
Rifugio Flora Alpina beginnt mit dem Wegweiser Richtung Forca Rossa der Aufstieg. Nach 350 Metern steilem Weg bleiben wir an einer Dreiwegekreuzung geradeaus, betreten hier die Region Veneto und sehen schon das nette Valfredda vor uns. Die Fundamente der Hütten zeigen das hier vorkommende Gestein an: roter Porphyr. An der nächsten Dreiwegekreuzung (1916 m) zwischen freundlichen Hütten bleiben wir ebenfalls geradeaus, nun Richtung Malga Bosch Brusa. Kurz nach dieser Kreuzung passieren wir links die originelle Kapelle »Al beato Pier Giorgio Frassati« vor imposanter Bergkulisse. Das Panorama nach Süden gleitet über die unvergleichliche, bis über 3000 Meter hohe Palagruppe bei San Martina di Castrozza. Vor den letzten Hütten der Siedlung Casoni di Valfredda verlassen wir das Valfredda über einen
Holzsteg über den River di Valfredda nach rechts und sind nun im Val di Forca.
Aufstieg zur Forca Rossa
Bald danach zeigt der Wegweiser zur Forca Rossa nach links. Das gelb blühende Brillenschötchen ist dem Weg beigesellt. Die Wiesen stehen noch voll frischer Trollblumen. 300 Meter nach dem Steg (1990 m) ist es nun der Weg Nr. 694, der nach links zur Forca Rossa leitet. Bald ist oben links voraus ein Holzkreuz auf den Weiden zu sehen, das wir aber nicht ganz erreichen. Vor einer Linkskurve des Almweges und vor einem kleinen Bach nehmen wir auf 2080 Metern nach rechts hoch einen schmalen Pfad Richtung Forca Rossa. Es ist die Alta Via dei Pastori, der Höhenweg der Hirten.
Der Bach wird eine Zeit lang unser gurgelnder Begleiter. Die Blumenpracht der Almwiesen ist enorm. Sogar das wie schwarz »angesengte« Brandknabenkraut ist zu entdecken. Vor dem Zaun einer Brunnenfassung wendet sich der Weg nach rechts und verlässt den Bach. Die Orientierung erfordert zuweilen Aufmerksamkeit. Auf 2240 Metern zeigt ein Wegweiser nach links zum Rifugio Fuciade. Zuerst aber steigen wir nach rechts auf dem Weg Nr. 694 zur Forca Rossa (2490 m) auf. Von dort öffnet sich der Blick in das Val de Franzedàs und nach Osten auf die Cime dell’Auta.
Abstieg zum Rifugio Flora Alpina
Nun gehen wir von der Forca Rossa zurück zum Wegweiserund halten uns rechts auf den Weg Nr. 670 Richtung Rifugio Fuciade. Eiserne Stangen mit verrosteten Blechscheiben gestalten die Orientierung einfach. An Steine geschmiegt blühen hier oben der weiße Eisenhutblättrige Hahnenfuß und der polsterartig auftretende Alpenmannsschild. In dem mit Felsen übersäten Hochtal unterhalb der Schutthalden des Monte le Saline pfeifen die Murmeltiere ihren schrillen Warnruf. Auf den folgenden Almwiesen leuchtet der alpine Goldpippau. Links unten ist wieder das Holzkreuz vor der wunderbaren Kulisse des Valfredda zu sehen, das wir aber auf unserem Weg Nr. 670 erneut nicht ganz erreichen.
Am grünen Zaun einer Wasserfassung würde es nach rechts zum Rifugio Fuciade hinuntergehen. Auf diesem breiten Almweg, der vom Passo di San Pellegrino heraufführt, sehen wir aber viele Wanderer das überfüllte Rifugio Fuciade ansteuern. Da bleiben wir am Wasserbehälter lieber geradeaus auf dem schönen Wiesenweg, verlassen das Veneto und betreten wieder die Region Trentino. Arnika steht neben dem nach Schokolade duftenden Kohlröserl, Ferkelkraut und Orchideen. Nach rechts steigen wir bald über die Almwiesen ab und folgen dem fast eben verlaufenden Almweg unten im Talgrund nach links.
Steiler wird das untere Stück, das für kurze Zeit einer Skipiste durch den lichten Lärchen-Fichten-Wald nachkommt. An einem horizontal verlaufenden Waldweg auf 1870 Metern wenden wir uns links. Durch die Bäume sehen wir rechts unten schon das Rifugio Flora Alpina. Die Türkenbundlilien und die feingliedrigen Akeleiblättrigen Wiesenrauten verkürzen uns den Weg. An der Kreuzung mit den ersten Hütten des Valfredda steigen wir nach rechts das steile, schon bekannte Stück zum Rifugio Flora Alpina hinab, in dem sich empfehlenswert einkehren lässt.
Region
Touren-Charakter
Mittelschwere, überwiegend sonnige Tour auf meist markierten Wegen und Pfaden, die auch die Region Veneto berührt. Außergewöhnliche Bergblumenvielfalt vor fantastischem Bergpanorama.
Beste Jahreszeit
Mitte Mai bis Oktober
Ausgangspunkt
Rifugio Flora Alpina, 1818 m
Endpunkt
Rifugio Flora Alpina, 1818 mRoute
Aufstieg: Rifugio Flora Alpina – Holzsteg Ende Valfredda 0:50 Std. – Forca Rossa 1:50 Std.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.