JBerg-Verlag
Wanderbuch
wandern

Wandern Tölzer Land: Durch den Staffelgraben zur Isar

Anspruch:
schwer
Dauer:
05:45 Std.
Länge:
15 km
Aufstieg:
500 m
Abstieg:
500 m

Abenteuerliche Klammwanderung mit feuchtem Finale. Er liegt zwischen Staffel und Spitzberg, gut versteckt, wie es sich für einen richtigen Geheimtipp gehört. Nur eine schmale, weitgehend unmarkierte Wegspur verläuft durch den wilden Staffelgraben. Fast so abenteuerlich ist dann der Rückweg im breiten Geröllbett der Isar: steinig, feucht.

Beschreibung

Hildegard ist ein wenig skeptisch, als ich ihr von der Runde durch den Staffelgraben erzähle. Vor allem wegen des Rückweges. Da kann von »Weg« nämlich keine Rede sein, er verläuft im breiten Geröllbett der Isar – und durchs Wasser.

»Tolle Tour«, verspreche ich leicht euphorisch, »wilde Kulisse, und dann der Isar-Spaziergang als Finale. Ein echter Geheimtipp!«

Schließlich gibt der Frauenschuh, die schönste Orchidee der Alpen, den Ausschlag. Es ist nämlich Ende Mai, und da blüht diese seltene Pflanze an den sonnseitigen Steilhängen des Staffelgrabens. Für Hildegard eine unwiderstehliche Versuchung.

So steigen wir an diesem sonnigen Tag gleich hinter der Straßenbrücke von Vorderriß aus unserem Auto, schnüren die Schuhe und machen uns auf den Weg. Er beginnt 50 Meter hinter dem Mauthäusl im Zickzackmodus: 88-mal links-rechts an dem Steilhang, dann ist die erste Pause mit genialem Blick auf das gewaltige Schotterbett des Rißbaches fällig: am Kanapee, einer Holzbank.

Ein paar Meter weiter überquert man den Rißsattel (1217m), dahinter geht’s im Wald bergab zur Luitpolder Alm, wo aus dem Fußweg eine breite Fahrspur wird. Man folgt ihr bis zum Waldrand, biegt dann links in einen Ziehweg ein. Der wird bald wieder zu einem Sandsträßchen, das links an der Lainer Alm vorbeiläuft und kurz zu einer Verzweigung ansteigt.

Jetzt heißt es aufpassen, sind Spürnasen gefragt. Ich kenne den Weg, habe mich beim ersten Versuch aber auch verlaufen. Also ganz präzise: An der Straßengabelung hält man sich rechts, folgt der Piste aber nur etwa 100 Meter weit (links verblasster roter Pfeil an einem Betonabflussrohr). Die rechts abzweigende Spur führt zunächst im Wechsel über Wiesen und durch kleine Busch- und Waldpartien. An einer unmarkierten Verzweigung nicht geradeaus gehen, sondern halb rechts.

»Da!«, sage ich und deute auf einen ersten roten Farbtupfer an einem Baum: Wir sind auf dem richtigen Weg. Der hält zunächst die Höhe, quert dabei

einige abschüssige Rinnen und steuert dann eine grüne Kanzel hoch über dem rauschenden Staffelbach an. Die Kulisse erinnert mich an die Karl-May-Filme meiner Jugend. Rothäute sind keine zu sehen, dafür leuchtet es wenige Meter weiter gelb aus dem hohen Gras: der erste Frauenschuh des Tages! Aber keineswegs der letzte; am ganzen Hang bis hinunter zum Grund des Staffelgrabens stehen die herrlichen Orchideen. Eine Augenweide! Man tut allerdings gut daran, auch auf den Weg zu achten. Der ist nämlich sehr steil und das Gelände gefährlich abschüssig.

Drunten am Bach suchen wir einen Rastplatz, tauchen die Füße ins kühle Nass. Dann geht’s weiter, erst über ein paar ziemlich betagte Eisenstifte, dann auf einem schmalen Weglein, das schließlich in eine Forstpiste mündet. Nach etwa

einem Kilometer verlassen wir die Straße und steigen auf einem schmalen Pfad zur Mündung des Staffelgrabens ab, folgen dann dem breiten Fahrweg zum Kieswerk. An der großen Linkskurve vor der Isarbrücke biegen wir rechts ab und folgen einer Trasse, die uns ins Flussbett führt. Im Geröll und Sand geht’s flussaufwärts, zweimal müssen wir durchs Wasser; ich versuch’s jeweils mit einem Sprint, Hildegard zieht die Schuhe aus. Nasse Füße haben wir schließlich beide, was aber nicht weiter stört, das gehört zu unserem Abenteuer. Zuletzt wandern wir auf einem Fahrweg zurück nach Vorderriß.

Touren-Charakter

Spannende Runde, im Staffelgraben absolute Trittsicherheit unerlässlich, beim Rückweg im breiten Isarbett muss man mit nassen Füßen rechnen (beim Losgehen in Vorderriß nach dem Wasserstand schauen). Alternativ Ausstieg zur Deutschen Alpenstraße und Daumen raus.

Ausgangspunkt

Vorderriß

Endpunkt

Vorderriß

»Post« in Vorderriß

Nach dem feucht-spannenden Abenteuer schmeckt die Brotzeit im Gasthof Post (wo schon König MaximilianII. abstieg) in Vorderriß doppelt gut, mit einer Weißen dazu. Prost!

Variante zum Staffelgraben

Die Staffelgrabentour als Variante von der Jachenau: Sie beginnt und endet im Weiler Bäcker, führt zunächst südlich in den Wilfetsgraben und zum oberen Ende der Klamm. Nun wie beschrieben durch die Schlucht zur Forstpiste und im Gegenuhrzeigersinn um den Staffel. Vor der Jachenbrücke links und zurück zum Ausgangspunkt (etwa 5.30Std.).

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