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Bergwandern
wandern

Wandern Tiroler Zugspitz Arena: Auf die Westliche Partenkirchener Dreitorspitze

Anspruch:
schwer
Dauer:
08:30 Std.
Aufstieg:
1700 m
Abstieg:
1700 m

Ein Ausflug XXL in eine großartige Karst- und Felslandschaft. XXL passt in jeder Hinsicht für diese Tour: Sie ist besonders lang, besonders anstrengend und besonders anspruchsvoll. Vor allem aber ist die Landschaft XXL: Das Leutascher Platt ist ein riesiges Karstplateau, eingerahmt von steilen Felsen. Nirgendwo ist das Wettersteingebirge ursprünglicher als dort.

Eine ganz eigene Erfahrung: die Wanderung über das Leutascher Plattwandern, schwer
Eine ganz eigene Erfahrung: die Wanderung über das Leutascher Platt© Thomas Bucher
Beschreibung

Lieblich sieht es

am Hubertushof aus, mit den weiten Wiesen und dem lichten Wald dahinter. Besonders anstrengend ist es anfangs auch nicht: Ein breiter, nur leicht ansteigender Weg führt vom Hotel kurz am Waldrand entlang und dann in den Wald hinein, wo du auf die Ausschilderung zur Meilerhütte und ins Bergleintal stößt. Das ist deine Richtung, in der du weiterhin nur leicht ansteigend zum Kiesbett des Bergleinbaches gelangst. Immer noch ohne große Steigung wanderst du noch ein paar Minuten links vom Bachbett dahin, bis der Steig nach links in den dichteren Wald hineinführt. Jetzt wird es zum ersten Mal ein bisschen steiler. Von links kommt bald der Weg E4 alpin herauf, du hältst dich rechts. Nicht allzu weit nach dieser Einmündung lässt die Steigung wieder nach, und es geht rund 60 der gerade erst gewonnenen Höhenmeter wieder hinab bis zum sogenannten Feigwasser. Dort tritt der Bergleinbach aus der Bergleinklamm heraus. Und nun wird es richtig steil: In zahlreichen Serpentinen führt der Steig ohne jedes Flachstück durch die sogenannten Stauden gnadenlos bergauf.

Eine kleine Verschnaufpause

gibt es erst bei Erreichen eines Schotterfeldes, wo der Weg rechts haltend oberhalb der Bergleinklamm quert. Im Winter ist das übrigens eine sehr heikle Passage, wenn der Schnee morgens noch hart ist. Dort sind Skitourengeher schon tödlich abgestürzt. Im Sommer ist der Abschnitt freilich harmlos, denn statt auf hart gefrorenem Schnee geht es auf einem guten Wanderweg dahin. Dieser wechselt schon bald wieder in gediegene Steigung über und behält diese für lange, lange Zeit bei. Währenddessen wird die Vegetation immer weniger und der Schotter- und Felsanteil in der Landschaft nimmt stetig zu. Irgendwo beginnt dann das Leutascher Platt. Wo genau, ist wohl eher eine Sache der Empfindung denn der Topografie.

Sicher ist: Wenn du dich auf der großen Querung hinüber unter die Südwände des Mustersteins befindest, bist du bereits auf dem Platt – und hast wieder eine kleine Verschnaufpause.

Die letzte Etappe zur Meilerhütte

ist natürlich wieder anstrengend. Wo sollen sonst auch die 1700 Höhenmeter herkommen? Stetig ansteigend führt der Weg in diesem Abschnitt unter den ziemlich beeindruckenden Felswänden aufwärts. Gleich zu Beginn passierst du dabei die (nicht öffentliche) Mustersteinhütte. Die letzten Hundert Höhenmeter zur Hütte saugen dann noch einmal alle Kräfte aus den Beinen, denn sie sind wirklich sehr steil. Die Pause an der Meilerhütte (2366m, Tel. 0171/5227897, www.alpenverein-gapa.de/?id=119) hast du dir wirklich verdient. Ein großer Genuss ist die Aussicht von der Terrasse über die Mondlandschaft des Leutascher Platts – zumindest, wenn kein Wind weht. Denn die Hütte steht an einer in dieser Hinsicht sehr exponierten Stelle.

Das Gipfelfinale

beginnt mit einem Abstieg. Dabei folgst du der Ausschilderung »Hermann von Barth Weg«, querst die steilen Hänge in südlicher Richtung und kraxelst bergziegenmäßig schließlich an einigen Drahtseilen auf den oberen Bereich des Leutascher Platts hinab. Über viel Geröll geht es nun unterhalb der Felsen von Bayerländerturm und Dreitorspitzen aufwärts. Mittendrin gelangst du an eine Abzweigung nach links Richtung Söllerpass, die du dir am besten für den Abstieg im Kopf behältst. Zum Einstieg des Klettersteigs führt schließlich eine Kehre in nördlicher Richtung. In angemessenem Abstand zur Felswand solltest du dir deine Ausrüstung für den Klettersteig anlegen. Ein Helm ist wegen des vielen Schotters im oberen Bereich auf jeden Fall ratsam, und für weniger erfahrene Bergsteiger eben auch ein Klettersteigset. Allzu schwierig wird es nie, an den steilen Stellen gibt es genügend Eisenklammern und Stifte. Eine Viertelstunde vor dem höchsten Punkt enden die Drahtseilversicherungen, das Gelände wird wieder leichter. Über einen schmalen Steig geht es bis zum Gipfel der Westlichen Partenkirchener Dreitorspitze (2633m), wo dich eine ziemlich überwältigende Aussicht in alle Richtungen erwartet. Besonders eindrücklich ist der Blick über das tief eingeschnittene Oberreintal hinweg zum Zugspitzplatt.

Der Abstieg

ist natürlich entlang des Aufstiegswegs möglich. Interessanter und reizvoller ist aber der Rückweg über den Söllerpass. Erstens, weil es dann eine Rundtour wird. Zweitens, weil du so das gesamte Platt überquerst, eine ganz eigene Erfahrung. Und drittens wegen des sehr beeindruckenden (und steilen) Abstiegs ins Puittal. Überzeugt? Dann nimm die Abzweigung zum Söllerpass, die du im Aufstieg bereits passiert hast. In einigem Auf und Ab führt dich der Weg nun durch eine Karstlandschaft, die auch deshalb so besonders ist, weil sie im Gegensatz zu vielen ähnlichen Landschaften keine ausgeprägte Beckenlage aufweist und du deshalb immer vor großem Panorama läufst.

Am Söllerpass

ist das Platt schlagartig zu Ende und fällt in einen riesigen, sehr steilen Hang nach Süden ab. Erst 600 Höhenmeter weiter unten läuft der Steilhang in den weiten Grasmatten des lieblichen Puittales aus. Diese 600 Höhenmeter haben es noch einmal in sich: In sehr vielen Kehren schlängelt sich der Weg über Felsen, Schrofen und Steilgras hinab. Absolute Konzentration ist hier gefragt, insbesondere mit den vielen Höhenmetern des Tages in den Beinen. Irgendwann sollte dann aber auch diese letzte schwere Prüfung gemeistert sein, und du findest dich tatsächlich im Puittal wieder. Bis zum Puitegg geht es nun über recht sanftes Wiesengelände dahin. Den abschließenden Waldhang in die Leutasch hinunter überwindest du auf einem gut ausgebauten Wanderweg.

Epilog

Rund zwei Kilometer trennen dich von deinem Endziel, wenn du den flachen Waldbereich fast ganz unten im Talboden der Leutasch erreicht hast. Dort triffst du auf einen Forstweg, den du nach links verfolgst. Stets ein wenig oberhalb der Talsohle geht es jetzt im Wald in Richtung Ausgangspunkt. An einer Kreuzung nach rund 600 Metern hältst du dich rechts, überwindest zwei Gegenanstiege und erreichst nach einem Abstieg den Hubertushof. Geschafft!

Touren-Charakter

Hier sind viel Kondition und alpine Erfahrung gefragt. Es sind alle Wegearten dabei, vom Forstweg bis zum ausgesetzten Pfad und zum leichten Klettersteig (Klettersteig A/B, evtl. Klettersteigset mitnehmen, Helm auf jeden Fall!).

Ausgangspunkt

Leutasch-Reindl­au, 1080m; Parkplatz entweder beim Hotel Hubertushof oder beim Campingplatz Holiday (beides gebührenpflichtig und frühmorgens evtl. schwierig zu bezahlen, da kein Automat)

Information

Höhenmeter: 1700 Hm

Mit Bus & Bahn, Übernachtung und Überschreitung

Als Tagesunternehmung ist die Tour per Bus & Bahn leider nicht zu machen, weil der Bus von Mittenwald in die Leutasch zu spät fährt. Eine tolle Alternative ist allerdings nach einem gemütlichen nachmittäglichen Aufstieg die Übernachtung auf der Meilerhütte. Dann kannst du am nächsten Tag erst die Dreitorspitze machen und anschließend über das Schachenhaus und den Kälbersteig nach Garmisch absteigen. Eine tolle Überschreitung!

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.