JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Tiroler Zugspitz Arena: Auf die Hohe Munde

Anspruch:
mittel
Dauer:
08:00 Std.
Aufstieg:
1490 m
Abstieg:
1490 m

Schritte himmelwärts. Als Riesenflanke hoch überm Inntal steht die Hohe Munde, der östliche Pfeiler der Mieminger Berge, einsam zwischen Wetterstein und Karwendel. Mit ihrer eleganten Form ein Hingucker aus allen Richtungen - und trotz ihrer Kompaktheit relativ einfach zu besteigen.

Beschreibung

Wenn man vom Inntal kommend

den Zirler Berg herauffährt und die Hohe Munde vor sich stehen sieht, dann wird man vielleicht schlagartig von diesem Kerngefühl des Bergsteigens gepackt werden, diesem »Und ich beweg mich doch«. Von diesem »vielleicht trotzdem«, das uns selbst in der abweisendsten Berggestalt nach einem gangbaren Weg Ausschau halten lässt, »grad zum Trotz«. Wäre das Wort »Herausforderung« nicht so unerträglich abgedroschen, so wahllos missbraucht von Werbefuzzis, Soziologen, Politheinis und Menschen, die zu feige sind, das Wort »Problem« zu verwenden, dann könnte man es hier vielleicht als passend empfinden. Obwohl: Es würde auf einen Holzweg führen, denn ein Berg fordert uns nicht heraus, der ist einfach wie er ist. Die Gefühle entstehen in uns – und wer angesichts eines Berges eine Herausforderung fühlt, eine Aggression, einen Fehdehandschuh, der aufgenommen werden soll, damit es zum Duell auf Leben und Tod kommt, der hat etwas falsch verstanden. Will man die Begeisterung für Berge langfristig gesund leben und üb-er-leben, dann ist Bescheidenheit eine günstige Grundhaltung. Mit ehrlicher Selbsteinschätzung und gründlicher Information über die Anforderungen des Ziels wird ein Bergschuh draus.

Glücklicher- und überraschenderweise macht es die Hohe Munde ihren Aspiranten nicht allzu schwer. Da mag die große Ostflanke noch so steil und kompakt aussehen (im Winter gilt sie noch heute als anspruchsvolle Firnskitour): Zumindest bis zum Ostgipfel muss man kaum einmal die Hand an den Fels legen. Kondition für gut 1500 Höhenmeter sollte man allerdings mitbringen, und wer zu spät aufbricht, den bestraft die unerbittlich höher steigende Vormittagssonne.

Frühmorgens also tönt das Startsignal.

Vom Parkplatz beim stillgelegten Sessellift zur Rauthhütte folgt man dem Wanderweg oder der Skipiste durch Wald und Wiesen hinauf zur Rauthhütte (1600m, 1–1,5Std., Tel. 0043/ 664/2815611), die durchaus noch in Betrieb ist. Dahinter lädt die Wiesenmulde namens »Rastl« zu einer ebensolchen, vielleicht auf dem aus Holz wie eine Sprungschanze in die Luft gebauten Aussichtspunkt, bevor der Weg beginnt, ernsthaft Höhe zu machen. Steil zieht er durch eine Latschengasse nach links hinauf, dann schottrig in fleißigen Serpentinen den Schrofenhang empor. Bei der »Hohen Klamm« balanciert man entlang einer gruseligen Schotterschlucht mit gelbbrüchigen Felswänden, die ins fast 1700 Meter tiefer liegende Inntal hinunterstürzen; hier muss man schwindelfrei und trittsicher sein, Fehltritte sind unerwünscht. Eine »Tuifels Kuchi« verzeichnet die Alpenvereinskarte dort unten … Wer allerdings mit etwas gerölligem Wegebelag keine Probleme hat, wird nun auch noch die letzten knapp 300 Höhenmeter über den freien Hang zumGipfelplateau souverän hinter sich bringen und darf sich unter den großen Technikinstallationen am Ostgipfel (2592m, 2,5–3Std.) zur Rast niederlassen. Wenn ein Berg so frei in der Landschaft steht wie die Hohe Munde, als östlichster Pfeiler der einsamen und wenig überlaufenen Mieminger Berge, dann hat er auch eine entsprechende Aussicht zu bieten. Frei fliegt der Blick über den grünen Inntalgraben mit seinem silbernen Band auf die vergletscherten Ketten von Ötztalern, Stubaiern, Zillertalern, im Osten zerhacken die Karwendelgipfel den Horizont über dunstgefüllten Tälern, im Norden überragt die Zugspitze mit der Schuttwüste des Platts den südlichen Wettersteinkamm.

Nur im Westen steht noch was im Weg.

Der Westgipfel der Hohen Munde, knapp 70 Meter höher, aber schon ein Stückchen alpiner. Zuerst geht es rund 40 der mühsam ergatterten Höhenmeter zu den »Steinernen Mannln« zwischen den beiden Gipfeln hinunter, dann über zerfressene, zerfallene Felsen hinauf zum Gipfelkreuz aus Edelstahl (2659m, ca. 0,5Std.). Endlich ist auch der Blick nach Westen frei: auf den Mieminger Kamm, der sich über Karkopf und Hohe Wand in Richtung Grünstein schwingt. Und links und rechts des westlichen Inntals auf 1000 weitere Gipfel zwischen Lechtalern, Silvretta und Ortlergruppe. Schön, dass einem Bergsteigerleben nie die Ziele ausgehen. Hier oben hat man Zeit zu planen.

Wer sich beim Aufstieg hierher konditionell wie gehtechnisch völlig unterfordert gefühlt hat, der kann, statt den gleichen Weg wieder hinunterzumarschieren, noch eine ordentliche Schippe drauflegen. Für den Abstieg über den Westgrat zum Sattel der Niederen Munde (2055m) sollten allerdings Klettersteigausrüstung und Helm im Rucksack sein (Klettersteigschwierigkeit A bis B), die Trittsicherheit auch ohne Drahtseilhilfe perfekt, und statt drei Stunden darf man dann durchaus mindestens vier bis fünf veranschlagen, bis man durchs Gaistal wieder zum Ausgangspunkt zurückmarschiert ist. Dann wird aus der »trotzdem« relativ nutzerfreundlichen Hohen Munde ein richtig ernsthafter Berg; vielleicht sogar eine »Herausforderung« –, und wer sich jetzt noch nicht reif genug dafür fühlt, ist eingeladen dazuzulernen und später einmal wiederzukommen.

Touren-Charakter

Bis zum Ostgipfel unschwieriger Weg, im oberen Teil aber stellenweise ausgesetzt. Der Übergang zum Westgipfel ist etwas felsiger (mittelschwierig) und hat beim Rückweg einen kurzen Gegenanstieg.

Ausgangspunkt

Leutasch-Moos, ca. 1160m; ehemalige Tal­station des Rauthhütten-Lifts

Information

Höhenmeter: 1490 Hm, + 2 x 40 Hm Gegenanstieg

Ein Berg der Kultur

Nicht nur für technische Installationen eignet sich der plateauartige Ostgipfel der Hohen Munde: Der österreichische Schauspieler und durch die »Piefke-Saga« bekannte Autor Felix Mitterer (*1948) hat hier schon zwei Dramen angesiedelt. In der 717. Tatort-Folge »Baum der Erlösung« spielt der Showdown im Gipfelbereich; die Story dreht sich um türkische Zwangsverheiratung und Tiroler Fremdenhass. Ein türkischer Gastarbeiter ist auch im Stück »Munde« Ziel von Angriffen seiner Arbeitskollegen bei einem Bergausflug. Das Stück wurde 1990 auf dem Munde-Gipfel aufgeführt; jeweils 100 Zuschauer stiegen damals hinauf und übernachteten anschließend oben.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.