Wandern Tirol: Von Pertisau nach Achenkirch
Diese sehr schöne Uferwanderung verläuft auf gut angelegten, aber teils etwas ausgesetzten Wegen. Eine kürzere Variante ist z. B. mit Kindern von der Bootsanlegestelle bei der Gaisalm möglich.
Wir schippern zunächst von der Bootsanlegestelle Scholastika in Achenkirch mit dem Ausflugsschiff hinüber nach Pertisau.
Während der Fahrt dorthin kann man sich über folgende Facts über den Achensee informieren: Der Achensee war wegen seines Jagd- und Fischreichtums für die Landesherren immer von Interesse, wie z. B. für Kaiser Maximilian I. oder auch Erzherzog Ferdinand II., der prunkvolle Schiffe anfertigen ließ.
Der bis zu 133 m tiefe Achensee ist mit knapp sieben Quadratkilometern der größte See Tirols. Er hat eine hervorragende Wasserqualität (annähernd Trinkwasserniveau) bei bis zu zehn Metern Sichtweite unter Wasser. Seine Wassertemperatur ist, einem Gebirgssee entsprechend niedrig und überschreitet kaum jemals 20 °C. Der ursprünglich nach Norden über Ache und Isar entwässerte See wird seit dem Bau des Wasserkraftwerks in Jenbach (1927) primär über den Inn abgeleitet, zu dem er 380 m Höhendifferenz hat. Der aufgestaute See speichert 66 Mio. Kubikmeter. Da der Wasserspiegel des Sees im Winter heute um lediglich bis zu sechs Meter abgesenkt wird, schwankt die Ausdehnung des Gewässers nicht mehr so stark wie früher, als noch eine maximal zulässige Absenkung des Sees um 11,5 m üblich war.
An der Anlegestelle Pertisau angekommen, wendet man sich nach rechts und folgt dem Ufer entlang nach Norden. Bald muss man den See kurz verlassen und geht entlang eines Zauns am Strandbad vorbei. Man umgeht eine Schranke, und der eigentliche Wanderweg beginnt.
Das erste Wegstück besteht aus einer breit angelegten Uferpromenade, die nach einer knappen halben Stunde endet. Nun steigt man auf einem schmaleren Fußweg kurz etwas an, bis wir vor einem Informationsschild stehen. Es weist auf den lohnenden Abstecher zu einem Schaubergwerk hin. Direkt oberhalb des Achensees wurde ursprünglich das Tiroler Steinöl abgebaut (Führungen finden in der Hauptsaison – Ende Juni bis Anfang Oktober – von Dienstag bis Sonntag stündlich ab 10:30–14:30 Uhr statt, in der Nebensaison von Donnerstag bis Sonntag).
Der Hauptweg quert weiter entlang des breiten Schuttkegels einer großen Erosionsrinne nach Norden. Große Teile sind aber zur Ruhe gekommen und mit Latschen und Erikagebüsch bewachsen. Es öffnen sich schöne Blicke zurück auf das Südende des Achensees und die dahinter liegenden Berge. Dann quert der Weg den aktiven, mit Schotter bedeckten Teil des Kegels. Am Ende weist ein Schild »Begehen auf eigene Gefahr« darauf hin, dass wir nun das relativ flache Gelände verlassen. Bald darauf geht es auch schon einen ersten Anstieg (0:30 Std.) knapp 100 Hm hinauf.
Hoch über dem See verläuft nun der in die Felswände hineingesprengte Weg. Er ist aber dennoch relativ breit, und ausgesetztere Passagen sind mit Drahtseilen gesichert. Man unterquert – dank eines extra gebauten Dachs sogar ohne nass zu werden – einen Wasserfall. Die Ausblicke werden immer beeindruckender. Der Weg führt wieder zum See hinab, und wir betreten den nächsten breiten Schuttkegel, auf dem es in lichtem Wald und in leichtem Auf und Ab weitergeht. Bald darauf erreichen wir die wunderschön gelegene Gaisalm (1:15 Std.), die sich zum Einkehren geradezu anbietet.
Die Gaisalm ist die einzige Alm Europas, die nur zu Fuß oder mit dem Schiff erreichbar ist. Im Jahr 1998 wurde das Haus bei einem Brand so stark zerstört, dass ein Neubau beschlossen wurde. Gerade für Familien ist sie mit ihrem großen Spielplatz sehr zu empfehlen. Ein weiteres Plus für diese immer größer werdende Wanderzielgruppe ist es, dass man von der Gaisalm aus auch mit dem Schiff wieder nach Achenkirch zurückfahren kann. Das macht Sinn, wenn die Kinder bereits müde sein sollten – denn nach der Einkehr auf der Gaisalm beginnt sogleich noch einmal eine anstrengendere Etappe.
Der sogenannte Gaisalmsteig (1:30 Std.) führt uns über viele steile Stufen vom See weg und abermals knapp 100 Hm nach oben, um kurze Zeit darauf wieder etwas abzufallen. Es geht ein längeres Stück nun immer wieder auf und ab, bis sich unser Weg wieder auf einem einheitlichen Niveau einpendelt.
Der Gaisalmsteig endet vor einer großen Wiese, die man leider nicht direkt überqueren kann. Man muss entlang eines Zauns ein gutes Stück vom See weg wandern, bis man am Ende auf einen weiteren Fahrweg stößt. Hier wendet man sich nach rechts, kommt an ein paar Häusern vorbei und überquert eine Brücke. Kurz darauf wendet man sich nach rechts und erreicht gleich wieder den See, wo sich eine öffentliche Liegewiese befindet. Um zur Bootsanlegestelle von Achenkirch (2:15 Std.) zu gelangen, folgt man einfach der Uferpromenade in Richtung Osten.
Die Schiffe auf dem Achensee verkehren von Mitte Mai bis Ende Oktober. In der Hochsaison legen bei der Anlegestelle Scholastika ab 9:55 Uhr die Schiffe stündlich, in der Nebensaison von 10:55 Uhr alle zwei Stunden ab.
Im Pertisauer Steinöl-Vitalberg erfährt man die Geschichte der Gewinnung von Tiroler Steinöl, die weit über hundert Jahre zurückreicht. Ein interaktives Audiosystem und eine Multivisions-Show zeigen Ihnen alles über »das schwarze Gold vom Achensee« und erläutern faszinierende Funde wie einen 8000 Jahre alten Steinschlägel und Gerätschaften aus der Anfangszeit der Steinöl-Gewinnung. (Infos: www.steinoel.at)
Region
Touren-Charakter
Meist gute Wege, teils aber leicht ausgesetzt
Ausgangspunkt
Bootsanlegestelle Scholastika . GPS: 47 .50043°N, 11 .70851°E
Freud & Leid
Selbst im Hochsommer ist das Wasser des Achensees recht frisch, dafür aber glasklar.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.