Wandern Tirol: Über den Karwendelhauptkamm
Diese lange Wanderung über oft nur schmale Bergwege und Steigspuren teilt man sich am besten auf zwei Tage auf. So kann man am ersten Tag gemütlich zur Pleisenhütte aufsteigen, und gut ausgeruht nimmt man dann die einmalige Überschreitung des Karwendelhauptkamms in Angriff.
1. Tag
Vom Scharnitzer Bahnhof geht man auf der Hauptstraße nach Süden, überquert die Isar und wendet sich gleich nach links. Man unterquert die Bahnlinie und folgt nun einem den Fluss begleitenden Weg. Dieser mündet in eine Teerstraße, der man bis kurz vor dem Schönwieshof folgt. Hier weist ein Holzschild nach links zur Pleisenhütte. Nun geht es ein gutes Stück auf einem breiten Forstweg weiter, bis dieser direkt nach der ersten Brücke verlassen wird. Man wendet sich nach rechts und steigt durch Mischwald bergan. Bald trifft man erneut auf die breite Forststraße und verlässt sie wieder, indem man sich an einer Gabelung links hält. Zuletzt gelangt man auf einer aussichtsreichen Querung zur schön gelegenen Pleisenhütte (2:30 Std.) hinauf.
2. Tag
Von der Hütte aus leitet der Wegweiser in Richtung Pleisenspitze nach Norden. Nach etwa 20 Min. muss man gut aufpassen: An einer Abzweigung geht es weiter nach rechts. Der nun schmalere Weg führt unterhalb einer kleinen Felswand nach Osten. Durch Latschen wandert man nun hindurch und, immer den Markierungen folgend, ins Mitterkar, das man auf etwa derselben Höhe quert. Man wandert unter den senkrechten Wänden des Rückens, der zur Larchetkarspitze führt, vorbei und steigt bei einem Steinmann rechts auf einem breiten Rücken nach unten. Weiter nach links und durch eine Geröllrinne geht es steiler bergab.
Ab hier wandern wir zum Teil weglos, aber stets gut markiert durch das weite Hinterkar in Richtung Breitgrieskarspitze wieder bergan. In der Westflanke derselben wird der Weg steiler bis hinauf zu einem Schotterband; auf diesem geht es dann wieder flach hinüber zum Südgrat der Breitgrieskarspitze. Hier steigt man ein Stück nach rechts und gleich wieder nach links einen Schrofenrücken hinunter. Schließlich quert der Weg hinüber zur Breitengrieskarscharte (6:30 Std.). Dort steht eine ungewöhnliche Biwackschachtel: Es handelt sich dabei um einen alten Unimog-Aufsatz, der auf Betreiben von Toni Gaugg, dem »Pleisentoni« und Erbauer der Pleisenhütte, mit einem Helikopter heraufgeflogen wurde.
Wer wirkliche Bergeinsamkeit sucht und bereit ist, genug Essen und Getränke mit herauf zu schleppen, dem sei dieser außergewöhnliche Unterschlupf für eine Übernachtung wärmstens empfohlen – allerdings darf man für die schmalen und recht harten Liegen keine Rückenprobleme mitbringen ... Toni Gaug war es auch, der den hier beschriebenen Weg ausgekundschaftet und markiert hat, um eine Verbindung zwischen der Pleisenhütte und dem Karwendelhaus zu schaffen. Östlich von der Breitgrieskarscharte geht es steiler empor auf den Sattel westlich der Kleinen Seekarspitze. Von hier wandert man nach Nordosten über das obere Seekar ins Marxenkar (8:00 Std.) ab. Wie auf der gesamten Tour sollten auch in diesem weiten Bergkessel gute Sichtverhältnisse herrschen – bei Nebel muss man hier sehr gut auf die roten Markierungen achten! Das Marxenkar wird flach gequert, bevor ein letzter Anstieg über steile Schrofen (Drahtseil) zum Rücken zwischen Marxen- und Schlauchkar und zum Beginn des Brendelsteigs (8:30 Std.) hinaufführt.
Auf der anderen Seite folgt man dem ebenfalls steilen Brendelsteig (Drahtseile) hinunter ins Schlauchkar – hier sollte man wegen der Steinschlaggefahr gut auf seine Füße achten, um unterhalb befindliche Bergsteiger nicht zu gefährden! Im Talboden angekommen, wird der Weg deutlich besser und führt zunächst eben, dann leicht ansteigend zu dem Weg, der vom Karwendelhaus zur Birkkarspitze führt. Hier gehen wir links und zunächst eben aus dem Tal in nordwestliche Richtung hinaus. Ganz zuletzt geht es steiler an Lawinenverbauungen vorbei zum Karwendelhaus (9:30 Std.) hinab, wo man sich eine Stärkung mehr als verdient hat. Man sollte übrigens unbedingt für eine Übernachtung auf dem Karwendelhaus vorher telefonisch reservieren, da die DAV-Unterkunft recht beliebt ist.
Das Karwendelhaus wurde 1908 nach fünfjähriger Bauzeit eröffnet. Im Jahr 1928 wurde eine erste Anlage zur Stromversorgung mit Hilfe eines einfachen E-Werks eingerichtet, die von 1964 bis 1968 modernisiert wurde. 1977 wurde das Dachgeschoss ausgebaut, um eine größere Übernachtungskapazität zu schaffen. Im Lauf der 1990er-Jahre schließlich wurden vielfältige Erneuerungsarbeiten durchgeführt, und es wurde auch eine vollbiologische Kläranlage bei der Hütte errichtet. Für den Abstieg vom Karwendelhaus siehe Tour 27. Ein ganz besonderes Erlebnis ist es auf der Breitgrieskarscharte zu übernachten. Dort gibt ein alter unverschlossener Unimog-Aufsatz Schutz vor Wind und Wetter. Essen, Trinken, Schlafsack und eine Isomatte muss man natürlich mitnehmen. Der Schutzraum wurde von Toni Gaugg dem Erbauer der Pleisenhütte auf den Sattel geflogen, der auch seinerzeit den gesamten Weg von der Pleisenhütte zum Karwendelhaus ausgekundschaftet und markiert hat und somit eine der großartigsten Touren für ambitionierte Wanderer im Karwendel schuf.
Region
Touren-Charakter
Oft nur schmale Bergwege und Steigspuren
Ausgangspunkt
Bahnhof Scharnitz GPS: 47 .39194°N, 11 .26631°E
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.