Wandern Tirol: Auf die Rappenspitze
Im Gegensatz zu großen Karwendelgipfeln wie Birkkar- oder Speckkarspitze fristet die Rappenspitze ein Schattendasein. Zu Unrecht, bietet sie doch sowohl einen landschaftlich wunderschönen Anstiegsweg auf guten Fußwegen und schmalen Bergsteigen als auch ein tolles Gipfelpanorama.
Kurz vor dem Alpengasthof an der Falzthurnalm wendet man sich nach links (Schild »Rappenspitze«) und kommt sogleich ins Schwitzen. Ein steiler Fußweg führt uns durch dichten Wald schnell in die Höhe. Man überquert eine Forststraße und erreicht kurz darauf eine Freifläche. Diese ist ein breiter Lawinenstrich, in dem sich – je höher man kommt – die Naturverjüngung des Bergwalds aber wieder langsam durchsetzen kann.
Der Weg bleibt anstrengend und steil, bis sich das Gelände langsam zurücklehnt und man wenig später vor der wunderschön gelegenen Dristlalm (1:15 Std.) steht.Hier wendet man sich nach links und geht auf einen mit Lärchen bewachsenen Rücken zu, über den man bald zu einer kleinen Kuppe kommt. Dort sieht man auch schon im Süden den nach links schroff abbrechenden Gipfel der Rappenspitze vor sich.
Bis man diesen erreicht, gibt es aber noch einiges zu tun: Zuerst steigt man ein Stück bergab, indem man einem schmalen Grasrücken folgt. Der Weg umgeht einen Felsaufschwung an dessen Westseite, ist kurzzeitig etwas erodiert und führt uns schließlich ziemlich steil in ein breites Kar. Hier quert man eine Schuttreiße und erreicht, weiterhin recht anstrengend, den flachen Absatz der Karschwelle (2:00 Std.). Ein Metallschild »Rappenspitze« weist hier nach rechts zu einem breiten Wiesenrücken, über den der letzte Teil des Aufstiegs verläuft.
Zunächst noch angenehm flach, dann wieder steiler und zuletzt erneut flacher wandern wir auf unser Ziel zu und genießen dabei eindrucksvolle Tiefblicke auf das unter uns liegende Falzthurntal. Am Ende des Wiesenrückens beginnt schließlich der wieder steilere Gipfelhang, durch dessen lockeres Felsgelände einige Serpentinen direkt auf den Gipfel der Rappenspitze (3:10 Std.) führen.
Man sollte diese Wanderung bei guter Sicht unternehmen, denn wie von vielen der östlichen Karwendelberge aus hat man auch von der Rappenspitze eine hervorragende Sicht auf die Zillertaler Alpen und die Hohen Tauern. Auch die Aussicht auf das direkt gegenüberliegende Sonnjoch ist einzigartig. Wer diesen Berg noch nicht erstiegen hat, wird spätestens jetzt große Lust dazu bekommen.
Der Gipfel ist aber auch ein guter Punkt, um sich ein paar Facts über das Karwendelgebirge zu vergegenwärtigen: Das Gebirge umfasst beinahe 1000 km² Fläche. Ein Teil des Karwendel liegt auf bayerischem Gebiet, der Großteil auf österreichischem Grund. Innerhalb Europas gehört es zu den größten Schutzgebieten überhaupt.
Im Jahr 1928 wurde der Großteil des Karwendels zum Naturschutzgebiet – dem heutigen Naturpark Karwendel – erklärt. Mit elf aneinandergrenzenden Schutzgebieten erreicht das Tiroler Gebiet eine Größe von 730 km² und ist damit eine der größten Naturlandschaften Mitteleuropas. Der Alpenpark Karwendel erstreckt sich über vier Höhenstufen, von den warmen Tallagen des Inntals mit einer Höhe von etwa 600 m über Bergwälder und Almmatten bis in die extremen Felsregionen. Die höchste Erhebung des Gebirges, die Birkkarspitze, erreicht 2749 m.
Im Naturschutzgebiet findet man seltene Orchideen und verschiedene bedrohte Vogelarten, allen voran den Steinadler. Das Karwendel beheimatet insgesamt 21 Brutpaare, wovon 14 auf der Tiroler Seite leben. Viele dieser stabilen Reviere haben eine lange Tradition in der Region und bestehen bereits seit Jahrzehnten. Erste Brutbelege im Karwendel gibt es aus der Zeit zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Das Gebiet bietet dem Steinadler also schon seit langem die benötigten Lebensumstände wie natürlich Offenflächen oberhalb der Waldgrenze oder hohe Gebirgsketten.
Mit 1,7 bis 2,3 Paaren pro 100 km² ist das Karwendel flächendeckend vom Steinadler besiedelt und weist zurzeit eine der höchsten im Alpenraum existierenden kleinflächigen Adlerdichten auf. Darüber hinaus wurden im Karwendel mehr als 800 Schmetterlingsarten, 1200 Käferarten und über 1300 Pflanzenarten nachgewiesen. Einzigartig sind auch die Spirkenwälder, Wälder, die von baumförmigen Latschen dominiert werden.
Über den Anstiegsweg kehren wir zu unserem Ausgangspunkt bei der Falzthurnalm (5:15 Std.) zurück, wo man sich natürlich eine Stärkung verdient hat.
Wer ungern auf demselben Weg eine Tour zurückgeht, der kann folgende Rundtour machen: Man steigt vom Gipfel auf zunächst schlechtem und teils ausgesetztem Weg nach Süden ab (gute Trittsicherheit erforderlich), wendet sich dort, wo der Weg besser wird, nach links und erreicht bald die Naudersalm. Von hier geht es hinab zum Rizuelsattel und immer nach Westen über den Lunssattel zum Garmaier Grund. Von der Gramaier Alm führt ein breiter Wanderweg wieder zurück zur Falzthurnalm.
Region
Touren-Charakter
Gute Fußwege und schmale Bergsteige
Ausgangspunkt
Falzthurnalm GPS: 47.42603°N, 11.64685°E
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.