Wandern Südtirol: Wanns – Alpenspitze
Stille Runde in den Nördlichen Sarntaler Alpen. Ins Waltental unterm Jaufenpass verirren sich nicht allzu viele Wanderer. Wer urtümlichen Südtiroler Berglandschaften auf die Spur kommen möchte, ist durchaus an der richtigen Adresse und wird an der Rundtour über die Alpenspitze viel Freude haben.
Im hintersten Waltener Winkel
Auch der Autor muss eingestehen, dass er viele Jahre lang mehr oder weniger achtlos vorbeigefahren ist – über den Jaufen kommend Richtung Passeier und Meran, zu vermeintlich lohnenderen Zielen als den Bergen über dem Waltental. Bis mich dieser Winkel im Zuge systematischerer Erkundungen dann doch zu interessieren begann und ich eines kalt-klaren Oktobermorgens im kleinen, verträumten Weiler Wanns landete. Eine nette Runde würde sich laut Karte ergeben, bestimmt durch zwei almgeprägte Hochtäler und zwei Jochübergänge. Die Recherche vor Ort brachte schließlich sogar noch eine kleine Überraschung zutage: Es kann nämlich die nah am Weg liegende Alpenspitze von jedem halbwegs Trittsicheren problemlos überschritten werden, was der Sache natürlich noch zusätzlichen Reiz verleiht.
Über Sailer und Wannser Joch
Beim Wannser Hof gehen wir gleich rechts über die Bachbrücke und auf etwas holprigem Weg oberhalb der Wiesen entlang zum Sailer Bach, der ebenfalls überschritten wird. Anschließend folgt man einem Karrenweg ins Sailer Tal hinein. Bald gibt es zwei Möglichkeiten: entweder mit Nr. 12 und 12a weiter durch den vorgezeichneten Talverlauf (im hinteren Teil links haltend) oder sogleich links zur sommers bewirtschafteten Seebergalm (1712 m) hoch und mit einer in den meisten Karten nicht verzeichneten Traverse auf circa 1900 Metern wieder in die Hauptroute einfädelnd.
Man steuert nun auf die Sailer Alm (2019 m) zu, dreht kurz davor links ab und steigt ohne ausgeprägten Weg in typischem Hochweidengelände durch die Hangmulde ins Östliche Sailer Joch (2330 m) an. Während der kleine, markierte Pfad die Alpenspitze (2477 m) in der Südflanke quert, empfiehlt sich die kaum anspruchsvollere Überschreitung des Gipfels über den Kammrücken. Die Aussicht vom Kreuz ist im Wortsinn der Höhepunkt des Tages – vom Stubaier Hauptkamm bis hinunter ins Sarntal beäugen wir ein interessantes topografisches Gefüge und sind erstaunt über die durchaus alpinen Formen in den als unspektakulär verschrienen Sarntaler Alpen, zum Beispiel an Hochwart und Ötsch nebenan.
Beim Abstieg ins Wannser Joch (2247 m) trifft man wieder auf rote Punkte und am Sattel selbst auf den nordwärts ins Wannser Tal hinabziehenden Almsteig Nr. 14. Dieser ist merklich komfortabler angelegt als sein Pendant im Sailer Tal, weshalb ich die Tour bewusst in dieser Richtung beschreibe (wer mag, kann natürlich auch umgekehrt gehen). Nach ein paar Schleifen halten wir uns auf die linke Seite des Hochtals und laufen noch ein gutes Stück abwärts bis zur Wannser Alm (1641 m), die zur Einkehr einlädt. Die letzte halbe Stunde geht es auf einem Wirtschaftsweg hinaus nach Wanns, wo uns das Kirchlein St. Johann inmitten der großen Wiese entzückt.
Region
Touren-Charakter
Bis auf ein kürzeres Stück an der Alpenspitze durchgängig markierte Route, allerdings besonders beim Anstieg nicht überall deutliche Wegtrasse; im Hochweidengelände jedoch unproblematisch. Im Gipfelbereich etwas Trittsicherheit vorteilhaft, dazu Orientierungsvermögen und Ausdauer für eine durchschnittliche Tagestour.
Beste Jahreszeit
Mitte Juni bis zum Einschneien im Herbst
Ort
St. Leonhard in Passeier (689 m)Ausgangspunkt
Wanns (1419m), am Ende des Waltentals; Zufahrt von der Jaufenstraße oberhalb Walten (kein Bus)
Route
Aufstieg durchs Sailer Tal 3Std., Abstieg durchs Wannser Tal 2Std.; insgesamt 5Std.
Information
Aufstieg/Abstieg Ab Wanns 1060 Hm
Über den Jägersteig
Wer eine kürzere Halbtagestour bevorzugt, kann einen wesentlich engeren Rundkurs wählen, und zwar mit der direkten Verbindung zwischen Seeberg- und Wannser Alm. Diese ist als »Jägersteig« ausgewiesen (Nr. 14). Man rechnet knapp 2.30 Std. für die Kurzrunde.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.