Wandern Südtirol: Von Feldthurns nach Säben
Keschtn, Kirchen und eine Klosterburg. »Keschtn« nennt man in Südtirol die Esskastanien. Sie wachsen reichlich an den sonnigen Hängen über dem Eisacktal. Die teilweise uralten Bäume säumen den Keschtnweg, der eigentlich über 60 Kilometer von Brixen zur Burg Runkelstein bei Bozen führt. Definitiv zu lange für Wandermuffel, deshalb gibt es hier den schönsten Abschnitt.
Hoch über dem Eisacktal
Ausgangspunkt unserer Wanderung ist die Kirche Maria Himmelfahrt in Feldthurns. Bereits hier steht ein wunderbarer alter, knorriger Kastanienbaum, einer von vielen, denen wir heute begegnen. Wir wandern in die Dorfstraße und folgen ihr durch den Ort. Am südlichen Ortsende stoßen wir auf eine Kapelle, geradeaus an ihr vorbei geht es in den Säbenerweg, Pardell und der Keschtnweg sind nun auch ausgeschildert. Kaum haben wir Feldthurns verlassen, blicken wir schon ins Eisacktal und auf die Berge. Am Hof Radoar endet die kleine Straße, wir werden rechts um den Hof geleitet und biegen dann noch einmal nach rechts. Jetzt geht es steil bergauf, um gleich in den nächsten Wanderweg wieder links einzubiegen.
Keschtnweg
Nun geht es im steten Auf und Ab über den Keschtnweg, der auch einem Panoramaweg alle Ehre macht. Immer wieder passieren wir kleine Wäldchen, in denen einige mächtige alte Kastanien stehen. Sie sind alle in Privatbesitz, das Sammeln der Früchte ist nicht erlaubt. Im Herbst ist der Boden oft dick von den stacheligen Hülsen übersäht. Schließlich wandern wir auf einem Weg über eine Wiese und erreichen den großen Bauernhof Moar zu Viersch mit seiner malerischen Josephskapelle. Ein herrlicher Platz für eine kleine Rast.
Verlockung?
Der Keschtnweg verläuft zwischen den Häusern hindurch unterhalb der Straße weiter und mündet an einer kleinen Kapelle und dem Gasthaus Huber im Weiler Pardell. Als Wandermuffel fällt es sicherlich schwer, nur einen Blick in den verlockenden Gastgarten zu werfen. Eine Einkehr kann man empfehlen, auch wenn es gerne mal voll wird. Aber man sitzt wirklich sehr gemütlich auf der großen Wiese hinter dem Haus und genießt neben der Südtiroler Küche die sensationelle Aussicht.
Nach Säben
Wir wollen jedoch noch bis Säben weiterwandern, aber versprochen, nach dem Exkurs zur Klosterburg kommen wir hierher zurück. Die kleine Straße führt uns nun abwärts, wir können auf einen kleinen Pfad eine Serpentine steil abwärts abkürzen. Wieder auf der Straße liegt das Kloster Säben schon vor uns. Schnurgerade führt der Wanderweg auf den kleinen Felssporn, die letzten Meter noch einmal steil ansteigend. Dann nehmen wir uns Zeit und erkunden diese bekannte Landmarke, die aus dem Tal von der Brennerautobahn immer von Weitem zu sehen ist.
Klosterburg
Gesichert ist, dass Säben bereits zu vorchristlicher Zeit besiedelt war. Schon im 4. Jahrhundert, also kurz nachdem der römische Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erklärt hatte, stand eine christliche Kirche am Berg, die Bischofssitz wurde. Erst um 1000 wurde der Bischofssitz nach Brixen verlegt, Säben blieb die Burg der Bischöfe, um die oftmals gestritten wurde, bis sie schließlich nach einem Blitzschlag fast völlig abbrannte. 150 Jahre blieb Säben Ruine, dann gründete man auf dem Berg ein Kloster der Benediktinerinnen, das rasch zu einem geistigen Zentrum des heutigen Südtirols wurde. Vier Kirchen stehen auf dem Klosterberg. Die wichtigste ist wohl die Heiligkreuzkirche mit ihren hochinteressanten Fresken, die durch ihre raffinierte Perspektive weite Räume vortäuschen.
Rückweg mit Alternative
Zurück geht es vom Kloster Säben zunächst wieder bergab zur Straße und dann gleich wieder bergauf nach Pardell. Jetzt lockt die Einkehr endgültig, und wer nach reichlicher Verkostung Südtiroler Spezialitäten einen leichten Weg zurückgehen möchte, wandert einfach auf dem Hinweg zurück. Abwechslungsreicher ist der Weg über Verdings, für den wir nur noch wenige Schritte hinter dem Gasthof Huber dem Hinweg folgen, um dann in der Apfelplantage links auf den neuen Weg »Birmehl« einzubiegen. Jetzt geht es steil bergauf. Wie queren die kleine Straße und weiter bergauf geht es wieder durch herrlichen Kastanienwald. Unterhalb der Kirche von Verdings erreichen wir den Ort, die Tiefblicke ins Eisacktal entschädigen die Aufstiegsmühe. Hinter der Kirche biegen wir kurz links ein (Schild »Latzfons«) und verlassen dann nach rechts auf der kleinen Straße leicht bergauf Verdings. Ein Gehweg sorgt für ungetrübten Wandergenuss. Die Aussicht ist bedenkenlos als grandios zu bezeichnen. An einem Wegkreuz halten wir uns rechts und es geht über die Felder. Wir queren an einer Kurve erneut eine Straße, dahinter sind wir kurz im Wald, bevor wir erneut mit bester Aussicht über die Felder Richtung Feldthurns gehen. Von oben stoßen wir unweit von Radoar auf den bekannten Wanderweg und nun ist es nicht mehr weit zurück zum Ausgangspunkt.
Region
Touren-Charakter
Schöne Rundtour auf guten Wanderwegen und wenig befahrenen Straßen mit Einkehrmöglichkeiten und kulturellen Sehenswürdigkeiten. Die schönsten Jahreszeiten für diese Tour sind das Frühjahr und vor allem der Herbst, wenn die Buschenschänken geöffnet haben.
Ausgangspunkt
Kirche Feldthurns
Endpunkt
Kirche FeldthurnsWandermuffeltipp
Wer vom Gasthaus Huber auf gleichem Weg zurückkehrt, spart sich gut 200 Höhenmeter und ca. 40 Minuten Gehzeit, aber er versäumt neue Aus- und Tiefblicke ins Eisacktal.
Tipp
Die wuchtige romanische Kirche in Verdings steht auf einem kleinen Hügel über dem Ort, der schon in vorchristlicher Zeit besiedelt war. Noch älter als die Kirche ist die kleine Friedhofskapelle, in der wir eine seltene Darstellung bewundern können: Der Tod dreht das Lebensrad des Menschen. Auf der Felge des Rads ist der Mensch in all seinen Lebensaltern dargestellt.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.