Wandern Südtirol: Stoanerne Mandln
Ein Kultplatz voller Mystik. Ein geschichtsträchtiges Land wie Südtirol ist naturgemäß auch reich an sagenumwobenen Plätzen. Nicht selten befinden sich diese sogar in alpinen Höhen, so wie die gewaltige Ansammlung von Steinmännern, die sich um das Wetterkreuz auf der Großen Reisch scharen. Ist die kahle Anhöhe tatsächlich ein Versammlungsort der Hexen, wie die Legende glauben machen will?
Sagenhaftes auf der Großen Reisch
Wo der Tschögglberg mit seinem Plateaurücken bis knapp über 2000 Meter Höhe ansteigt, formieren sich die sogenannten »Stoanernen Mandln« auf einer weitläufig abgerundeten Gipfelkuppe, die den ursprünglichen Namen Große Reisch trägt. Nun, Steinmännchen sind im Gebirge ja wirklich nichts Ungewöhnliches, doch die Vielzahl der Skulpturen an diesem Ort vermag uns doch zu verblüffen. Womöglich sind sie im Laufe vieler Hirtengenerationen einfach aus Zeitvertreib aufgeschichtet worden; eine schriftliche Erwähnung reicht immerhin bis ins 16. Jahrhundert zurück. Es soll aber auch Anhaltspunkte dafür geben, dass sich hier schon in vorchristlicher Zeit eine Kultstätte befunden hat. Die Alten raunten gar von exzessiven Hexenorgien, bei denen böse Unwetter gemacht worden seien. Wenn man bei schönstem Sonnenschein dort oben verweilt und das Panorama zwischen Ortlereis und Dolomitenfels genießt, tut man sich wohl schwer mit dieser unheimlichen Vorstellung. Was aber, wenn an einem trüben Tag Nebelfetzen unheilschwanger um die kahle Kuppe treiben …
Vier Almen und ein weiter Kammrücken
Die berühmten Stoanernen Mandln möchte ich hier in eine ausgedehnte Almrundtour einbinden, die ihren Ausgang in der anmutig und idyllisch am Sonnenhang gelegenen Streusiedlung Hafling nimmt. Nach Start beim großen Parkplatz wandern wir zunächst zu den abgelegenen Mittelberghöfen (1397 m), wo die Forststraße zur Moschwaldalm (1742 m) beginnt. Über deren Windungen gestaltet sich die nächste Stunde etwas eintönig, wobei man ab einer Lichtung jedoch über einen Fußsteig abkürzen und gleich weiter zur Maiser Alm (1797 m) marschieren kann (Nr. 15). Der Fahrweg schraubt sich anschließend noch bis gegen die freie Kammhöhe empor, die beim Kreuzjöchl (Bildstock, 1984 m) erreicht wird.
Nach der Pflicht beginnt jetzt die Kür! Wir kehren dem Ifinger den Rücken, fädeln südwärts in den E5 ein und steigen sachte an. Nahe an der Maiser Rast vorbei markiert die nächste abgeflachte Kuppe des Kreuzjochs (2086 m) den höchsten Punkt der Tour. Dahinter verlieren wir zum Auener Jöchl (1926 m) wieder ein paar Höhenmeter, bevor die legendären Stoanernen Mandln auf der Großen Reisch (in der Tabacco-Karte auch Schöneck, 2003 m) anvisiert werden. Wirklich ein seltsamer Ort, aber auch mit großer Aussicht in alle Richtungen der Windrose gesegnet.
Zurück am Auener Jöchl wählen wir für den Rückweg Markierung 2 gen Westen. Sie leitet in eine Hangmulde hinab, steigt dann nochmals etwa 50 Meter an und steuert als breiter Karrenweg die stattliche Vöraner Alm (1873 m) an: ein beliebtes Ausflugsziel für viele, die von Hafling aus nicht gar so weit wandern möchten. Ob man sich die köstliche Marende hier schmecken lässt oder erst nach dem folgenden Waldabschnitt bei der Wurzeralm (1707 m), ist einerlei – das idyllische Tierleben wird uns beiderorts gefallen.
Auf dem streckenweise etwas holprigen Waldweg Nr. 2 kehren wir dann schließlich mit diversen Richtungswechseln nach Hafling Dorf zurück.
Region
Touren-Charakter
Vom Gelände her leichte, aber ziemlich lange Wanderung, die Ausdauer verlangt. Über die Almen meist breite Wirtschaftswege, am Höhenrücken schöner, sehr angenehmer Wanderweg mit mäßigem Auf und Ab.
Beste Jahreszeit
Je nach Schneelage Mai oder Juni bis Oktober oder gar in den November hinein
Ort
Hafling (1322 m), am Westhang des Tschögglbergs; Abzweig der Bergstraße zwischen Meran und SchennaAusgangspunkt
Parkplatz unterhalb der Kirche in Hafling Dorf (1290m, Bushalt)
Route
Hafling - Mittelberghöfe 0.30 Std. - Moschwaldalm 1Std. - Kreuzjöchl 0.45Std. - Stoanerne Mandln 1.30Std. - Vöraner Alm 0.45Std. - Wurzeralm 0.30Std. - Hafling 1 Std.; insgesamt 6Std.
Information
Aufstieg/Abstieg Etwa 950 Hm
Haflings ganzer Stolz
Die Gegend um Hafling ist die Heimat der bekannten gleichnamigen Pferderasse, die mit hellbraunem Fell und blonder Mähne sowie ihrer Wuchshöhe von bloß um die ein Meter vierzig nicht nur alle Kinderaugen zum Leuchten bringt. Die Haflinger gelten als zäh und ausdauernd und eignen sich für den Arbeitseinsatz ebenso wie als Reit- und Freizeitpferd. Auf den Hochweiden am Tschögglberg wird man ihnen stets irgendwo begegnen.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.