Wandern Südtirol: St. Hippolyt – Platzers
Idyllen im Tisner Mittelgebirge. Ein gutes Stück über dem Etschgraben gelegen, gilt die freundliche Mittelgebirgslandschaft rund um Tisens als ausgesprochen erholsam für Gemüt und Seele. Ohne alpine Strenge, aber trotzdem fern der lauten Alltagshektik taucht man hier in eine intakte, bäuerlich geprägte Welt ein, die ebenso zu Südtirol gehört wie die hohen, stolzen Gipfel. Zu entdecken beispielsweise bei einer Wanderung zum abgeschiedenen Höfeweiler Platzers ...
Lieblichkeit ist Trumpf
Ihrer bevorzugten Lage wegen reicht die Besiedelung der Burggräfler Mittelgebirgsterrassen westlich und östlich der Etsch schon sehr weit zurück. Hier konnte der Mensch den sumpfigen, nur schwer urbar zu machenden Talauen entfliehen und oberhalb einer steil abfallenden Hangkante im sanft kupierten Gelände seine Rodungsinseln gründen. Wo Boden und Klima eine fruchtbare Koexistenzeingehen, blieb auch dem Adel nicht verborgen. Und so begrüßen uns auf dem nach Osten offenen Hochbalkon von Tisens zahlreiche Burgen, Schlösser und Ansitze, die von herrschaftlicher Vergangenheit zeugen.
Wenn wir in dieser Gegend heute auf Schusters Rappen unterwegs sind, offenbart sich eine Landschaft voller Liebreiz, parzelliert von Wäldern und Wiesen, ausgedehnten Obstgütern und Rebgärten, in die sich hübsche Dörfer, kleinere Weiler und verstreute Einzelgehöfte einbetten. Die entlegensten Einschichten gehören zum Weiler Platzers, der sich auf rund 1300 Metern hinter dem Gallberg versteckt. Hier scheint die Zeit fast stehen geblieben.
Rundtour über Platzers
Doch zuvor wollen wir ein ganz besonderes Fleckchen Erde besuchen, nämlich den weithin sichtbaren Kirchbichl von St. Hippolyt (759 m). Vom Parkplatz Naraun an der Gampenstraße benötigen wir kaum viel mehr als eine Viertelstunde zur markanten Porphyrkuppe hinauf und sind dort ganz in Bann gezogen vom geschichts-
trächtigen Kirchengemäuer wie vom formidablen Etschtalblick, der von Meran bis hinunter nach Bozen reicht. Auf der anderen Seite des Kirchhügels geht es über den felsdurchsetzten Hang kurzzeitig recht steil abwärts. Dann links haltend zu den Obstplantagen und Kastanienhainen beim Obermayer, über die Kreuzung mit Bildstock geradeaus hinweg (rechts nach Völlan, links zurück nach Naraun) und auf einem Waldweg (Nr. 8a) hinauf zum Pirchgut. Dort schwach rechts haltend, steigt man zum Brandisbach leicht ab und erreicht dahinter die Gaststätte des traditionsreichen Völlaner Bades (862 m). Anschließend wird auf dem phasenweise etwas steileren Waldweg Nr. 10 geradewegs das Siedlungsgebiet von Platzers angesteuert. Beim Hauserhof in Unterplatzers trifft man auf eine Asphaltstraße und folgt dieser immer noch leicht ansteigend an diversen Anwesen vorbei nach Oberplatzers (1278 m), wo sich die Kirche und zwei Gasthäuser befinden. Am Ende des Ortes vollführt die Straße einen Linksbogen und bringt uns damit zum Abzweig des Forstweges mit der Nr. 4a kurz vor dem Moserhof. Eine Stunde lang laufen wir nun in der Westflanke des dicht bewaldeten Galls abwärts, bis wir beim Pirchgut wieder bekanntes Terrain erreichen. Ab Obermayer schließlich am schnellsten mit dem Sträßchen oder wahlweise an der Hippolyt-Lacke vorbei zurück nach Naraun.
Region
Touren-Charakter
Vollkommen leichte Wald- und Höfewanderung. Zu Teilen Forstwege, kleine Nebenstraßen und Waldwege, die vorübergehend mal etwas steiler sein können. Einzige Voraussetzung ist eine Portion Marschfreude.
Beste Jahreszeit
Fast ganzjährig
Ort
Tisens (614 m), auf der großen Geländeterrasse westlich über der EtschAusgangspunkt
Naraun (670m) an der Gampenstraße; Parkplatz für das Kirchlein St.Hippolyt (auch Bushalt)
Route
Naraun - St.Hippolyt 0.15Std. - Völlaner Bad 1Std. - Platzers 1.30Std. - Rückweg 4a - Naraun 1.45Std.; insgesamt 4.30Std.
Information
Aufstieg/Abstieg Insgesamt ca. 800 Hm
Königsloge des Burggrafenamtes
St. Hippolyt wurde 1288 erstmals urkundlich erwähnt, doch dürfte die Entstehung noch wesentlich weiter zurückreichen, worauf nicht zuletzt das Patrozinium des römischen Soldatenheiligen Hippolytus hindeutet. Vermutlich stand auf diesem exponierten Hügel auch das von den Franken im 6. Jahrhundert zerstörte Langobardenkastell Tesana (Ursprungsdeutung des Namens »Tisens«). Und Archäologen konnten sogar prähistorische menschliche Zeugnisse seit der Jungsteinzeit nachweisen, etwa anhand von alten Wegrelikten, Schalensteinen oder rätselhaften Felszeichnungen. Verwunderlich erscheint dies angesichts der außergewöhnlichen Topografie des Ortes keineswegs.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.