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Erlebnis Wandern
wandern

Wandern Südtirol: Schneeberg – Timmler Schwarzsee

Anspruch:
mittel
Dauer:
06:15 Std.
Länge:
15 km
Aufstieg:
1050 m
Abstieg:
1050 m

Zwischen Bergbaurelikten und alpiner Urlandschaft. Die Gegensätze könnten stärker kaum sein: Während sich im Quelltal der Passer ursprünglichste Zentralalpennatur ausbreitet, präsentiert sich nebenan das viele Jahrhunderte lang vom Bergbau in Beschlag genommene Gebiet um St.Martin am Schneeberg. So werden uns auf dieser abwechslungsreichen Rundtour ganz verschiedene Gesichter der Passeirer Bergwelt vor Augen geführt.

Wie gemalt bettet sich der Timmler Schwazsee in eine eiszeitliche Karwanne.wandern, mittel
Wie gemalt bettet sich der Timmler Schwazsee in eine eiszeitliche Karwanne.© Mark Zahel
Beschreibung

Europas höchstgelegenes Bergwerk

Abraumhalden, Stollen, Relikte alter Förder- und Transportanlagen ... – was rund um das ehemalige Knappendorf St. Martin zu sehen ist, lässt sich mit allzu lieblichen Vokabeln kaum umschreiben. Gleichwohl hinterlässt die Szenerie einen nachhaltigen Eindruck, findet sich hier doch eines der interessantesten Kapitel Tiroler Industriegeschichte. Am Schneeberg befand sich nämlich einst das höchste Bergwerk Europas und zeitweise auch eines der bedeutendsten. Die Anfänge gehen mindestens auf das Jahr 1237 zurück, aus dieser Zeit stammt das älteste schriftliche Zeugnis, in dem »gutes Silber vom Schneeberg« Erwähnung findet. Im 15. und 16. Jahrhundert stand die Förderung in höchster Blüte. Sterzing kam als Stadt der Gewerken zu Ansehen und Macht, die Verbindungen reichten bis zu den Augsburger Fuggern, die hier Zweigniederlassungen gründeten und aus dem Bergsegen ordentliche Gewinne schöpften.

Die Lagerstätten ziehen sich in 2000 bis 2500 Meter Höhe durch das gesamte Gebiet zwischen dem Passeier- und dem Ridnauntal. Nach und nach sind die Bergkämme von einem verzweigten Stollen- und Grubensystem gleichsam durchlöchert worden wie ein Schweizer Käse. In der Hauptsache wurden zunächst Silber und Blei, ab 1871 dann Zinkblende als das am häufigsten vorkommende Erz gefördert. In diese Zeit fallen auch die Inbetriebnahme der Erzaufbereitungsanlage Maiern im hinteren Ridnauntal sowie der Wechsel des aufwendigen Abtransports über Saumwege zu einer modernen schienengebundenen Übertage-Förderanlage, die von Seemoos über 27 Kilometer bis nach Sterzing reichte. Mit ihren steilen Bremsbergen stellte sie eine ingenieurtechnische Meisterleistung dar. Die ganzjährig bewohnte Siedlung St. Martin auf 2355 Meter Höhe bekam ihr heutiges Gesicht.

Aber trotz sukzessive verbesserter Förder- und Transportmethoden war das Leben der Knappen zu jeder Zeit überaus hart und gefährlich. Gruben- und Lawinenunglücke waren keine Seltenheit, und viele starben früh infolge der schlechten Lebensbedingungen. Den Profit strichen freilich andere ein. Eine Verklärung ob der bemerkenswerten Leistungen scheint daher nicht angebracht, auch im Hinblick auf die Umwelt, die zu den großen Verlierern zählte. Den Schlusspunkt unter fast 800 Jahre Bergbauaktivität am Schneeberg markiert das Jahr 1979, als der Förderbetrieb wegen mangelnder Rentabilität komplett eingestellt wurde. Inzwischen sind die Anlagen im Rahmen des Südtiroler Bergbaumuseums für interessiertes Publikum zugänglich. So konnte ein kulturgeschichtliches Denkmal beachtlichen Ausmaßes gerade noch rechtzeitig vor dem Verfall bewahrt werden. Das ehemalige Herrenhaus steht heute als Unterkunft für Wanderer bereit.

Über die Obergostalm zum Schneeberg

Bei der Timmelsbrücke können wir noch kurz rechts zu einem Parkplatz hinauffahren, dann werden die Wanderschuhe geschnürt. Mit Nr. 29 geht es über eine Almfläche in den Wald, dort vorerst ein Stück aufwärts und später nahezu horizontal um einen weiten Hang herum. Über die knapp unterhalb gelegene bewirtschaftete Obere Gostalm (1990 m) kann ein kleiner Umweg gewählt werden. Wir lassen die Waldgrenze nun allmählich hinter uns und nähern uns dem Kessel von Seemoos, der reiche Zeugnisse aus der Bergbauzeit offenbart. Jetzt entweder mit Nr. 29 links ausholend oder über einen speziell ausgewiesenen Montanwanderweg direkter im Zickzack über den Steilriegel – und wir befinden uns im historischen »Dorf« St. Martin mit der heutigen Schneeberghütte (2355 m). Auffälligster Gipfel im Rund ist die Gürtelspitze, die man an ihrem hellen Marmorstreifen sofort erkennen wird.

Über die Karlscharte ins Timmelstal

Hinter der Schneeberg­hütte kurz in eine Senke und aus dieser linker Hand über Weidehänge wieder hinaus. Im Angesicht der nahen Gürtelspitze schwenkt man in eine Karmulde ein und steigt darin über Schotter bis zur Karlscharte (2666 m) an. Vom höchsten Punkt der Tour nordseitig hinab, wobei man sich über Blockschutt, Gletscherschliffe und teilweise auch über den von der Schneeberger Weißen herabbröckelnden hellen Kalkschotter nun mehr und mehr rechts hält. Dieser Abstieg läuft auf die weitflächigen Hochböden der Timmelsalm, dem Ursprung des Passeiertals, aus. In dem unübersichtlich kupierten Gelände schlagen wir einen großen Bogen, überqueren einige Bachläufe und gewinnen im Gegenanstieg die Schwelle des Großen Timmler Schwarzsees (2505 m). Der Glanzpunkt!

Vom Südwestufer leiten wir den Abstieg ein. Er steht ganz im Zeichen einer Wildbachlandschaft, im spannungsreichen Wechsel zwischen ungestüm brausend und lieblich gurgelnd, wie er eigentlich nur einem jungen Gebirgsbach zu eigen sein kann. Über die erste Geländestufe steigen wir zu den grünen Böden von Ober- und Unterkrumpwasser ab, wo mustergültige Mäander zu beobachten sind. Dann folgt eine zweite Stufe am Rande eines klamm­artig eingeschnittenen Bachabschnitts mit kleinen Kolken und Wasserfallkaskaden, der unten auf den Anger der Timmelsalm (1979 m) ausläuft. Wer mag, kann hier nochmals einkehren, bevor es die letzte halbe Stunde auf breitem Kiesweg zum Parkplatz hinausgeht.

Touren-Charakter

Ordentlich markierte Bergwege, in den höheren Lagen teils Blockschutt oder leicht felsig, entsprechend etwas Trittsicherheit angenehm, bei schlechter Sicht zudem Orientierungsvermögen nötig. Tagfüllende Tour, die auch Ausdauer verlangt.

Beste Jahreszeit

Ende Juni bis September oder Oktober (sofern schneefrei)

Ort

Moos in Passeier

Ausgangspunkt

Timmelsbrücke (1759m), hinter Schönau an der Timmelsjochstraße; im Sommer Wanderbus zwischen Moos und Obergurgl (übers Timmelsjoch)

Route

Timmelsbrücke - Obere Gostalm 1Std. - Schneeberghütte 1.15Std. - Karlscharte 1.15Std. - Schwarzsee 1.15Std. - Timmelsalm 1Std. - Timmelsbrücke 0.30Std.; insgesamt 6.15Std.

Information

Aufstieg/Abstieg Mit kleinen Gegensteigungen ca. 1050 Hm

Timmler Schwarzsee

Das bezauberndste Fleckchen auf dieser großzügigen Bergwanderung ist zweifellos der Timmler Schwarzsee. Dort sind wir umgeben von Bildern voller Harmonie, die uns im Innersten anrühren! Während rückseitig die Gipfel der Botzergruppe prangen und die Schneeberger Weiße mit ihrer Nordflanke herüberschaut, steht in der Ferne die vergletscherte Mauer um den Hohen First Parade. Wir werden ihr bei Tour 43 noch näher kommen ...

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