Wandern Südtirol: Passeirer Höhenweg
Der Passeirer Höhenweg führt als echter Sonnseitenweg quer durch die Südabdachung des Jaufenkamms, der das südlichste Bollwerk der Stubaier Alpen bildet. Hier oben lässt sich stundenlang in herrlichsten Ausblicken schwelgen; einzigartig die Perspektive ins Passeiertal.
Der Wegverlauf
Startpunkt der Tour ist bei der sogenannten »Römerkehre« , der letzten Serpentine vor dem Jaufenpass. Von dort steigen wir mit Markierung 12A, in einigen Karten geschichtsträchtig als »Urweg Jaufenkamm« bezeichnet, auf einem Schottersträßchen rasch in Richtung Flecknerhütte (0:25 Std.) an. Spaziergänger und Ausflügler lassen es damit meist schon bewenden; die Fortsetzung auf dem Passeirer Höhenweg ist erstaunlich wenig frequentiert.
Unser Steig schneidet die südseitigen Hänge und umkurvt dabei einen ausgeprägten Geländerücken, um sich im Glaitner Joch (2249 m) mit der interessanten Kammvariante (Nr. 12) zu vereinigen. Man kann nämlich schon vor oder bei der Flecknerhütte rechts ausscheren und fortan direkt auf der Scheitellinie entlangwandern, dabei die Erhebungen des Fleckners (2331 m) und Saxners (2358 m) überschreiten und auch zum Alpenhauptkamm hin so manchen famosen Blick erhaschen. Großen Mehraufwand verlangt diese Option nicht, der originale Passeirer Höhenweg führt aber durch die Flanke und schließt erst am Glaitner Joch vorübergehend zur Kammhöhe auf.
Mit dem Gegenanstieg zum Glaitner Hochjoch (2:00 Std.) erreichen wir den höchsten Punkt der gesamten Strecke. Steil und ohne erkennbaren Absatz schießen die Grashänge südseitig gegen das Passeiertal hinab, in dessen Achse wir von unserer Loge höchst aufschlussreiche Einsicht erhalten. Eingefasst von den düster wirkenden Flanken des Sarntaler Westkamms und den vormittags im Sonnenlicht liegenden östlichen Ausläufern der Texelgruppe, zieht das Silberband der Passer schnurstracks dem Süden entgegen.
Am Glaitner Hochjoch dreht der Kammverlauf nordwestwärts ein und senkt sich ins Schlattacher Joch (auch Schloter Joch, 2264 m), wo eine Abstiegsmöglichkeit nach Ratschings besteht. Wir bleiben allerdings auf der Passeirer Seite und haben jetzt kurzfristig erneut zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Favorisiert sei in jedem Fall der kleine Schlenker über den seengeschmückten Karkessel am Fuße der Kleinen Kreuzspitze, wofür man den oberen Pfad wählt. Neben kleineren Lacken verbirgt sich hier der Übelsee (2:30 Std.), der einer Legende nach durch dumpfes Grollen Unwetter ankündigen soll. Hoffentlich bleibt er bei unserem Besuch stumm, denn bis zur Hochalm ist es noch ein gutes Stück Weg.
Nachdem man wieder etwas Höhe »eingebüßt« hat und sich die beiden Varianten wieder vereinigt haben (Nr. 15), müssen dabei zwei größere Hangeinbuchtungen ausgegangen werden, stets mehr oder weniger hangparallel durch das typische Mattengelände, das hier und da mit ein paar Blockfeldern durchsetzt ist. An den Kreuzspitzen stechen derweil helle Bänder aus Marmorgestein ins Auge, wie sie ja auch in der benachbarten Texelgruppe vorkommen und damit fast schon ein geologisches Charakteristikum der Gegend bilden (»Schneeberger Zug«).
Eine gänzlich andere Aussicht – nämlich jene auf eine zünftige Marende – begleitet uns schließlich auf den letzten Metern des Passeirer Höhenwegs Richtung Hochalm (4:00 Std.), die schon aufgrund ihrer fantastischen balkonartigen Lage fasziniert. Man könnte zwar bereits einige Gehminuten davor abbiegen und über die Stuller Mahder auf kürzestem Weg nach Stuls hinunterwandern, aber wer möchte sich das genüssliche Finale schon selbst versagen ...
Ein Stück weit unterhalb der Hochalm kommen wir im Übrigen noch an einer weiteren Einkehrmöglichkeit, der Eggergrubalm (4:25 Std.), vorbei. Diese ist sogar ganzjährig bewirtschaftet. Kurz darauf stoßen wir auf ein Bergsträßchen, das zu den exponierten Berghöfen von Hochegg leitet. Weiter entlang der Zufahrt oder zwischenzeitlich auf die Variante Nr. 15A ausweichend, laufen wir schlussendlich im »Sonnendorf« Stuls (5:30 Std.) ein. Auf einer südseitigen Hangterrasse über dem Passeiertal gelegen, trägt es seinen Beinamen zurecht.
Über die hohe Kreuzspitze
Bergwanderer mit größeren Ambitionen können durchaus den Hauptgipfel des Jaufenkamms in die Tour einbinden. Dazu wendet man sich beim Übelsee weiter bergwärts, erklimmt zunächst die Schulter der Kleinen Kreuzspitze (2518 m) und folgt anschließend mit geringem Ausweichen dem Gratverlauf bis auf die Hohe Kreuzspitze (2743 m). Geradezu ideal erscheint die Überschreitungsmöglichkeit auf die Südwestseite des Berges, die in einem Kar ausläuft und wieder Anschluss an den Höhenweg gewinnt. Ausgeprägte Trittsicherheit und Versiertheit in abschüssigen Schrofen muss für diese Route freilich vorausgesetzt werden (»schwarz«); der Mehraufwand beträgt etwa 1:15 Std.
Region
Touren-Charakter
Streckenweise schmale Flankensteige durch manchmal steiles Mattengelände, wobei einige Passagen inzwischen besser ausgebaut worden sind. Elementare Trittsicherheit wichtig, bei Nässe eher abzuraten. Ausdauer für ein volles Tagesprogramm.
Ausgangspunkt
Römerkehre (ca. 1950m), 2km vor dem Jaufenpass, GPS: 46.838123, 11.298531. Busbahnhof St. Leonhard: Passeirer Straße 24, 39105 St. Leonhard in Passeier, GPS: 46.810900, 11.245550.
Endpunkt
Stuls (1315 m); von dort Rückkehr mit dem Bus nach St. Leonhard.Freud & Leid
Streckentouren wie der Passeirer Höhenweg sind einerseits besonders interessant und vielseitig. Allerdings besteht das Problem der Logistik, weshalb man sich vor der Tour unbedingt über die Busverbindungen informieren sollte. Nach Fahrplan 2017 fährt zwischen Mitte Juni und Mitte Oktober jeweils um 8.19 und 9.19 Uhr ein Bus von St. Leonhard Richtung Jaufenpass.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.