Wandern Südtirol: Algunder Waalweg und Tappeinerweg

Anfahrt
Anfahrt planen

Spaziergänge für Alt und Jung

Zugegeben, wer in seinem Bergurlaub vor allem Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, sollte sich vielleicht nach anderen Vorschlägen umsehen oder hier nur zu ungewöhnlichen Zeiten erscheinen. Denn der pittoreske Algunder Waalweg, der geradezu legendäre Tappeinerweg und auch die ein Stück weiter oben verlaufende Route über das Stammschloss der Grafen von Tirol erleben Einsamkeit nur äußerst selten. Tagsüber reißt der Wanderertatzelwurm normalerweise kaum jemals ab. Andererseits ist der landschaftliche Charme einfach nicht zu leugnen. Nirgends offenbart sich die Kulturlandschaft des inneren Meraner Beckens attraktiver, nirgends ist der mediterran angehauchte Charakter dieses klimatisch so bevorzugten Landstrichs gegenwärtiger. Und die leicht erhöhte Perspektive auf die Kurstadt lässt manch interessantes Detail hervortreten.

Wasserweg von Plars nach Gratsch

Auch wenn inzwischen längst Beregnungsanlagen Einzug gehalten haben, hat der in Teilen seit dem Mittelalter nachweisbare Algunder Waal seine Bedeutung für die Bewässerung der Obstfluren und Weinberge von Plars, Algund und Gratsch bis heute nicht verloren. Das Wasser wird auf Höhe der Töll aus der Etsch abgeleitet. Einst für die Unterhaltung und Betreuung des Waals angelegt, ist der Begleitweg längst zu einer populären Spaziermeile avanciert, die im Hin und Her viel begangen wird.

Wir wollen am Westende starten, ganz in der Nähe des Töllgrabens. Verfehlen kann man den nahezu eben verlaufenden Waalweg nicht, ist er doch bei allen möglichen Gabelungen und Kreuzungen zuverlässig ausgeschildert. So laufen wir beschwingt durch Obstparzellen und mitunter laubenartige Rebgärten, zwischendurch aber auch durch angenehm schattige Gehölze. Immer wieder schweifen die Blicke über die in den Schwemmhang gestreuten Ortsteile von Algund. Nach dem Café Konrad bildet der Grubbach eine klitzekleine Zäsur, ehe sich der Waalweg bis zu seinem östlichen Ende in Gratsch weiter am Hang entlangschlängelt.

Lustwandeln auf der Tappeinerpromenade

Nach einem kurzen Intermezzo auf einer Dorfstraße setzen wir noch vor dem Café Unterweger auf den Tappeinerweg über, der als Klassiker schlechthin im Nahbereich von Meran gilt. Gestiftet wurde die wunderschöne Promenade Ende des 19. Jahrhunderts vom angesehenen Arzt Dr. Franz Tappeiner, der dem florierenden Tourismus Merans damit einen wertvollen Anstoß verlieh. Besonders erwähnenswert ist auf dieser rund drei Kilometer langen Strecke direkt über den Dächern der Kurstadt die außerordentlich reiche Botanik. Sie wartet mit manchen Gewächsen auf, die normalerweise erst viel weiter südlich heimisch sind. Nachdem wir die vielen kleinen Biegungen durch die Südwestflanke des Küchelbergs und Segenbühels absolviert haben, leiten einige Serpentinen ins Stadtzentrum von Meran hinab.

Hinauf nach Dorf und Schloss Tirol

Man kann sich aber genauso gut bergauf wenden, um das Programm zu einer vollen Tageswanderung aufzuwerten. Über den sogenannten Tirolersteig gelangt man auf den lang gestreckten Höhenrücken des Küchelbergs und damit ins quirlige Siedlungsgebiet von Dorf Tirol. Unübersehbar, dass es sich um einen der beliebtesten Ferienorte im Umkreis von Meran, ja ganz Südtirols handelt. Leider ist man dann ein Stück weit auf die Straße angewiesen, kann später aber auch auf den Weinweg und den Falknerweg ausweichen. Ein nicht öffentliches Sträßchen führt schließlich durch den Tunnel des Knappenlochs zum weithin sichtbaren Schloss Tirol (647 m), einem Parademotiv und kulturhistorischen Highlight weit und breit (siehe Kasten).

Über den Sattel des Burghügels hinweg schwenkt die Route in einen Graben ein und bringt uns zwischen Rebhängen und Waldungen über St. Peter zum Ochsentodweg. Wenig unterhalb schaut Schloss Thurnstein ins Etschtal hinab, während unsere Teerstraße bald in einen gepflasterten Weg übergeht, der nun deutlich an Höhe verliert. Damit stoßen wir wieder auf den Algunder Waalweg, auf dem wir westwärts bis zum Parkplatz zurückbummeln.

Schloss Tirol

Was oberhalb von Meran als stattliches Burggemäuer ins Auge sticht, ist quasi die Keimzelle Tirols. Im 12. Jahrhundert richteten sich die ursprünglich aus dem Vinschgau stammenden Grafen von Tirol hier standesgemäß ein und begannen, ihre Machtansprüche auszuweiten. Meran stieg zur Hauptstadt des Landes auf, doch sollte diese Blütezeit nicht allzu lange währen. Denn als die Habsburger Tirol übernahmen, verlegten sie das Zentrum Richtung Innsbruck, und Meran fiel in den Dornröschenschlaf. Heute wird das kulturhistorische Erbe natürlich vom Südtiroler Landesdenkmalamt bewahrt, auch ein Museum mit umfassender Dokumentation der Landesgeschichte ist in Schloss Tirol untergebracht.