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Bergwandern
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Wandern Silberregion Karwendel: Vom Stangenkopf zur Krapfenkarspitze

Anspruch:
schwer
Dauer:
09:00 Std.
Aufstieg:
1650 m
Abstieg:
1650 m

Ein langes Abenteuer um die Ecke. Ein perfekt geschnittener Kamm mit sechs Gipfeln. Das Gelände mal steil, mal flach, mal felsig, aber nie wirklich schwierig. Ein Wanderweg, der sich hin und wieder fast verliert. Kaum jemand unterwegs. Und das Ganze nicht weit vom Alpenrand entfernt. Eine solche Tour kann es eigentlich gar nicht geben.

Beschreibung

Wegweiser Fehlanzeige.

Die einzigen zwei Schilder am Ausgangspunkt sind Verbotsschilder. Hier nicht weiter, bedeuten sie, weder mit dem Auto noch mit dem Fahrrad. Zu Fuß ist es auf dem vier Meter breiten Kiesweg scheinbar erlaubt, und so überquerst du den Rißbach auf einer Brücke und hältst dich danach links. Nach einer knappen halben Stunde erreichst du die Paindl­alm. 100 Meter davor zweigt links ein Karrenweg ab, der nacheiner Viertelstunde in einen Steig übergeht. Weitere zehn Minuten führen zu einer Rechtskurve an einem großen felsigen Graben. Vor den Felsen zweigt in spitzem Winkel ein Pfad nach rechts ab und führt in nordöstlicher, fast entgegengesetzter Richtung den Berg hinauf. Ausschilderung natürlich auch hier Fehlanzeige. Allerdings ist der Pfad recht deutlich und erstaunlich gut angelegt. Die angenehme, sanfte Steigung wird selbst bei den Serpentinen konsequent durchgehalten.

An der Grafenherberge, 

die leider nicht bewirtschaftet ist, hat diese Annehmlichkeit ein Ende. Direkt vor den kleinen Hütten zweigt ein Pfad rechts ab und führt deutlich weniger befestigt über kleine Wiesenflächen und kurze Waldabschnitte aufwärts. Ein bisschen muss man sogar aufpassen, die Steigspuren nicht zu verlieren. Am oberen Ende der Wiesenflächen hältst du dich ein wenig links und erreichst ein Waldstück. Dort ist der Weg wieder deutlicher ausgeprägt und auf einmal sogar an einem Baum rot markiert. Lange dauert die Waldstrecke nicht, es folgt eine kurze steile Passage durch Latschen, und auf einmal wird es flacher, und es geht mehr oder weniger am Kamm entlang, der in dieser Passage noch keinen Gipfel ausbildet. Der Galgenstangenkopf ist allerdings bald sichtbar und etwa 45 Minuten abGrafenherberge auch erreicht, sofern du nicht den Pfad nimmst, der links um den Gipfel herumführt.

An der Südwestseite 

geht es weglos den Kamm entlang hinunter. Gut schauen zahlt sich dabei aus, denn einige Latschen versperren den Weg. Immer gibt es allerdings einen Durchschlupf, bis du wieder auf einen Weg triffst, der zum Fermerskopf führt. Dahinter geht es rund 50 Höhenmeter hinunter und dem ersten richtigen, weil mit Gipfelkreuz versehenen Gipfel zu – der Bayerkarspitze. Im Gipfelbuch kannst du dich der Exklusivität deiner Unternehmung versichern.

Nahezu weglos

zeigt sich die lange Passage zur Krapfenkarspitze. Zunächst geht es rund 70 Höhenmeter über die Südwestflanke der Bayerkarspitze hinab, und ähnlich steil anschließend zur Dreierspitze hinauf. Dabei bleibst du meistens etwas links des Kammes und gelangst kurz vor dem Gipfel in eine kleine Scharte. Die letzten Meter zum höchsten Punkt umgehst du links herum (Steinmänner). Die restliche Strecke zur Krapfenkarspitze ist zwar eindeutig, weil ein Kamm den Weg vorgibt. Trotzdem musst du insbesondere die ersten 200 Meter genau hinsehen, wo es ein Durchkommen durch die Latschen gibt. Dies ist meist knapp links des Kammes der Fall. Nach den Latschen gehst du über offenes Gelände auf die Nordostflanke der Krapfenkarspitze zu. Diese überwindest du rechts aufwärtshaltend über Schotter und eine ganz kurze leichte Kletterpassage (I). Steinmänner weisen dir dabei den Weg. Die letzten fünf bis zehn Minuten zum Gipfel verbringst du in der Nordflanke. Ein scharfer Blick für das Auffinden des günstigsten Durchschlupfes durch die Felsen ist von Vorteil. Jedenfalls ein tolles Gebiet für Bergziegen!

Vom Gipfel der Krapfenkarspitze 

steigst du rund 30 Meter in südlicher Richtung ab, wendest dich dann aber nach rechts in die Westflanke. Entlang deutlicher Steigspuren und vereinzelter Steinmänner gelangst du zum Verbindungsgrat zur Gumpenkarspitze, dem letzten Gipfel des Tages. Der kostet dich noch einmal rund 30 Höhenmeter, bietet dir aber einen recht akzeptablen Abstieg in die Jägersruh-Scharte. Dort triffst du auf einen ganz normalen Wanderweg samt Markierungen, Ausschilderungen und üblicher Trassierung. Diesen Komfort genießt du nun für 20 Minuten, indem du den Schildern in Richtung Vereiner Alm abwärts in einen großen Kessel südlich unterhalb der Krapfenkarspitze folgst. Auf rund 1720 Metern Höhe triffst du in einer ebenen Querung nach Süden auf ein altes Schild (»Soiernhaus« in die eine, »Vereinsalm« in die andere Richtung) am rechten Wegesrand. Dort zweigt in spitzem Winkel nach links ein alter Jägersteig ab, der kaum Trittspuren aufweist, dessen konsequent ebener Verlauf aber über die Südhänge unterhalb der Krapfenkarspitze sogar in der Ferne erkennbar ist.

Die größte Herausforderung 

der Wanderung beginnt jetzt. Denn in den folgenden eineinhalb Stunden bewegst du dich auf kaum begangenen Wegen. Orientierung bieten dir oft nur die typischen Unebenheiten, die einen Weg ausmachen, die aber oft nur noch schwach erkennbar sind. Hilfreich in der ersten guten halben Stunde ist allerdings, dass der Jägersteig absolut ebenerdig verläuft und wie eine Höhenlinie den Südhang bis unterhalb der Bayerkarspitze durchzieht. Erst 50 Meter nach einer drahtseilversicherten Passage (ja, die gibt es, und sie schenkt einem das wohlige Gefühl, doch irgendwie richtig zu sein) verlässt du diese Reisehöhe und biegst nach rechts unten ab. Leicht zu finden ist dieser Abzweig nicht, denn was da nach unten führt, war zwar mal ein Weg, ist inzwischen aber nur noch sehr entfernt als solcher erkennbar. Eine kleine zusätzliche Hilfe: Wenn du aus dem Wald herauskommst, am oberen Ende einer großen Wiese stehst und am unteren Ende eine kleine Hütte erkennst, bist du rund 100 Meter zu weit. Diese Hütte ist übrigens dein nächstes Ziel. Dorthin gelangst du auf dem abzweigenden Kaum-noch-vorhanden-sein-Weg, der in immer wieder recht gut zu erkennenden Serpentinen durch den Wald abwärtsführt. Die Hütte selbst erweist sich als kleines Materiallager für Weidezäune, wird aber offensichtlich kaum noch genutzt. Entsprechend ist auch der Weg unterhalb der Hütte nicht wirklich gut ausgetreten, wenn auch zumindest etwas deutlicher zu erkennen als oberhalb. In sehr vielen Serpentinen, wo du wegen des insgesamt recht steilen und von Gräben durchzogenen Geländes die Augen offen halten solltest, geht es durch den meist dichten Wald bis zu einer Forststraße hinab.

Der Rest ist einfach

gemessen am zurückliegenden Weg. Für eine normale Wanderung wäre der Pfad, der dich zurück zur Paindlalm bringt, durchaus der Rede wert. Er ist nämlich auch schon ziemlich verfallen und zwingt an einigen Stellen zu kleineren Kraxeleien. Nach einer Stunde und ungefähr 100 Höhenmetern Gegenanstieg erreichst du den Abzweig Richtung Grafenherberge, den du vor einigen Stunden im Aufstieg genommen hast. Die letzte gute halbe Stunde geht es auf bekanntem Weg zum Ausgangspunkt zurück.

Touren-Charakter

Sehr lange Wanderung meist auf unmarkierten, selten begangenen oder gar keinen Wegen. Orientierungsvermögen und Trittsicherheit erforderlich.

Ausgangspunkt

Vorderriß, 822m; Parkplatz rund 600m vor der Oswaldhütte

Information

Höhenmeter: 1650 Hm

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.