Wandern Silberregion Karwendel: Rontal- und Tortalalm
Einsam gelegene, urige Almen. Artenreiche Almwiesen im Rontalboden bilden den Auftakt dieser Runde. Die Torscharte unterhalb der Östlichen Karwendelspitze ist ausgesprochen alpin. Das würdige Finale dieser grandiosen Tour bilden dann die steilen schluchtartigen Torwände im gleichnamigen Tal.
Der Zustieg zur Rontalalm
Vom Parkplatz am Ortseingang von Hinterriß startend, durchqueren wir die kleine österreichische Enklave. Der Tiroler Ort ist die einzige Dauersiedlung im Herzen des Karwendels. Nach ungefähr 300 Metern zweigt rechts eine Straße ins Rontal ab. Durch dichten Fichtenwald ansteigend geht’s auf einer Schotterstraße zum Klausboden (1033 m). Dort halten wir uns links, dem Wegweiser »Rontal« folgend, bis wir am Rontalboden die freien Almwiesen erreichen. Vorbei an den typischen Ahornbäumen wandern wir nun zur Rontalalm (1.30 Std.).
Ein kleiner, aber schöner Ahornboden
Die grünen Weiden sind durchsetzt mit Fichten und Ahorn; sie stehen dem berühmten Großen Ahornboden in der Eng – außer in ihrer Ausdehnung – in nichts nach. Etwa 40 Milchkühe und 180 Stück Jungvieh aus dem Tiroler Vomp weiden jährlich auf den fruchtbaren Böden der Rontalalm. Den weiten Weg vom Inntal können sie natürlich nur mit dem Viehtransporter zurücklegen. Zusammen mit dem Almhirten und einem Melker verbringen sie dann einen Sommer in traumhaft schöner Umgebung. Die Milch wird zwar täglich abgeholt und zur Molkerei gefahren, aber den daraus hergestellten Käse kann man auf der Alm verkosten. Hier gibt es die typische Bewirtung mit Milch, Brot, Butter und Käse. Der Kaser neben dem alten Stallgebäude wurde vor etlichen Jahren komplett renoviert und die kleine Terrasse davor für Wanderer ausgebaut.
Torscharte – ein Pass mit guter Aussicht
Sehr steil zieht sich nun der Pfad hinauf zur Scharte zwischen der Östlichen Karwendelspitze und dem Torkopf. Dann ist der höchste Punkt, die Torscharte (1815 m, 3 Std.) erreicht, von der sich tolle Ausblicke bieten. Steil geht es nun wieder hinab zum Tortalalm-Hochleger (1592 m, ab Ende Juli belegt). Teils senkrecht ragen hier die steinschlaggefährlichen nördlichen Wandfluchten zwischen Grabenkar (westlich) und Tälelespitze (östlich) empor. Das Tortal hat die höchsten Wandfluchten im gesamten Alpenpark Karwendel und damit auch genügend Terrain für anspruchsvolle, schlecht abgesicherte Klettereien. Die vielen Murmeltiere mit ihrem neugierigen Nachwuchs begleiten uns bergab, und wir passieren bald ein einsames Kreuz, das ausgesprochen malerisch auf einem kleinen Rücken steht. Steinige Wege führen dann weiter hinunter ins Karau, und unvermittelt stehen wir vor der Tortalalm (4 Std.).
Faule Mulis und fleißige Hirten
Die Alm hat meist erst ab Mittag geöffnet, vorher ist der altgediente Hirte fast immer auf der Suche nach seinen 80 Stück Jungvieh. Deshalb empfiehlt es sich, die Tour in der beschriebenen Richtung zu unternehmen. Der Hirte ist ein symphatisches Urgestein, der im Lauf der Jahre schon so einiges erlebt hat. Bergunfälle, Erstbesteigungen an den steilen, brüchigen Karwendelfelsen am Kuhkopf oder an den Torwänden und manch anderes Kurioses mehr. Außerdem erzählt er gern Anekdoten über sein kluges, aber leider arbeitsscheues Maultier. Zu Essen gibt es allerdings nur Brotzeiten, Milch und Almbutter. Die ist allerdings selbst gebuttert und schmeckt so wie die Landschaft hier: nuancenreich, würzig und mit Charakter. Natürlich gibt es auch Getränke – insofern sich das Muli, sobald es den Sattel erblickt, nicht sofort weit in die Gebüsche verzogen hat...
Abstieg von der Tortalalm
Flach und gelenkschonend präsentiert sich der breite Forstweg entlang des Torbachs bis nach Hinterriß. Am Tortalschlag, einer Schlucht mit Wasserfällen, wird es dann wieder steiler. Am Abzweig zur Falkenhütte halten wir uns links bis zur Teerstraße in die Ortschaft. Ein Besuch des Karwendelmuseums kurz vor dem Parkplatz P1 lohnt sich übrigens auf jeden Fall.
Region
Touren-Charakter
Einfache Wege bis zu den Almen; zwischen den Almen steil und schwieriger
Ausgangspunkt
Bushaltestelle P1 oder P2 bei Hinterriß
Endpunkt
Bushaltestelle P1 oder P2 bei HinterrißDas Naturparkhaus Hinterriß
Ein Panoptikum der faszinierenden Bergwelt des Alpenparks Karwendel – 2009 eröffnet, beherbergt das Naturparkhaus Hinterriß ein ungewöhnliches Museum, das mit seinem innovativen Konzept viel Wissen und Infos zum Naturpark und seiner Historie vermittelt. Es gibt u. a. auch Angebote wie »Geocache Naturetrail« als Schatzsuche für Kinder, Führungen und spezielle Ausstellungen.
Aufstieg zum Torkopf
Nur für sehr erfahrene Bergsteiger, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Bei Nässe ist die Tour nicht ratsam! Von der Torscharte folgt man den deutlichen Steigspuren weiter nach Norden. An der nächsten kleinen Scharte eröffnet sich ein sehr guter Tiefblick hinunter ins Rontal. Von hier muss ausgesetzt und steil wieder etwas abgeklettert werden. Dann auf dem ausgesetzten unversicherten Steig (I+) Richtung Osten weiter und den Trittspuren folgend eine Schulter hinauf. Bei der südseitigen Querung im steilen Wiesengelände unterhalb des Torkopfs besteht auf ausgesetzten Grastritten Absturzgefahr! Über Fels geht es dann hinauf zum Torkopf (2014 m) mit Gipfelbuch. Abstieg auf dem Anstiegsweg.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.