Wandern Silberregion Karwendel: Panoramaweg über die Binsalm
Hochgenuss in der Eng. Während wir ganz gemütlich zu einer kurzen alpinen Wanderung aufbrechen, erobern aktivere Bergsteiger schon seit Stunden berühmte Karwendelgipfel wie die Lamsenspitze oder die Lalidererwände. Aber wir alle haben etwas gemeinsam: Wir genießen die traumhaften Ausblicke auf das imposante Karwendelgebirge.
Das Szenario gleicht einem kitschigen Heimatfilm: schroffe Felswände, bizarre Felsnadeln, rauschende Bäche, wilde Wasserfälle, knorrige Ahornbäume, saftige Bergblumenwiesen, grasende Kühe und urige Almen. Da fehlt eigentlich nur noch der Flügelschlag eines Adlers über unseren Köpfen. Aber halt! Gerade dieser lässt sich mit viel Zeit, etwas Kenntnis, einem guten Fernglas und natürlich einem Quäntchen Glück irgendwo oben in den Felswänden finden. Übrigens lohnt sich vor allem im Herbst die Fahrt in die Eng. Ein farbenprächtiges Spektakel erwartet uns mit dem von Herbstlaub bunt gefärbten Ahornboden. Die knorrigen Baumriesen bilden einen wunderschönen Kontrast zu den in blaues Licht getauchten Felswänden des Karwendels.
Zur ersten Einkehr
Wir starten am Alpengasthof Eng und wandern zuerst ein winziges Stück in Richtung Engalmen. Diese liegen am Ende des Talgrundes und wir werden sie am Ende des Rundwegs besuchen. Nach gerade einmal 100 Metern biegen wir links in den schmalen Weg ein, der zur Binsalm beschildert ist. Jetzt steigen wir am Binsbach entlang aufwärts. Bald führt der steile Weg in den Wald, was wir an einem heißen Sommertag als sehr angenehm empfinden. Nach einigen Kehren stoßen wir auf einen breiteren Wirtschaftsweg, dem wir nach links folgen. Es geht nicht mehr ganz so steil bergauf und nach zwei Spitzkehren sehen wir schon die Binsalm mit ihren Gebäuden auf einer Wiese unter der Lamsenspitze liegen. Schnell erreichen wir die große Sonnenterrasse und können uns für eine erste Einkehr niederlassen, sofern wir noch einen Platz ergattern. Wer es ruhiger mag und seine eigene Brotzeit dabeihat, den vertrösten wir noch ein bisschen. Eine der schönsten Picknickstellen kommt noch. Aber die Kaspressknödel und das Rindsgulasch auf der Binsalm schmecken hervorragend, wobei auch der Kaiserschmarrn nicht unerwähnt bleiben soll.
Weiter über den Panoramaweg
Nach dieser Kalorienzufuhr fällt der weitere Aufstieg zum Panoramaweg nicht leicht. Trotzdem folgen wir hinter der Binsalm dem breiten, ansteigenden Weg. Die Abzweigung zur Lamsenspitze lassen wir unberücksichtigt, wir bleiben geradeaus. Bald genießen wir die erste Sicht hinunter auf den einzigartigen Großen Ahornboden im Engtal. Dieses Gebiet wird seit mehr als 1000 Jahren als Almweide benutzt. Im Zeitfenster des Dreißigjährigen Krieges wurden aufgrund der Kriegswirren keine Tiere zur Beweidung in die Eng gebracht. Nur dadurch hatte der Bergahorn eine Chance, aufzugehen und hoch zu wachsen. Heute stehen 2218 Bergahorne auf dem großen Almboden. Ein Teil der Bäume ist über 400 Jahre alt. Der Bergahorn ist ein zäher, unverwüstlicher Baum, dem weder Kälte noch Schutt und Murenabgänge, wie sie hier im Tal häufiger vorkommen, etwas ausmachen.
Aussicht, Aussicht, Aussicht
Und dann haben wir den letzten Anstieg geschafft und stehen unvermittelt auf einem sonnigen Plateau mit einer geradezu sensationellen Aussicht. Jetzt hat sich unser Panoramaweg seinen Namen wirklich verdient. Über uns bäumen sich die Wände der Lamsen-, Mitter- und Schafkarspitze auf. Daneben der Hochglück und die mächtigen Lalidererwände am Ende des Enger Grundes. Sprachlos stehen wir diesem landschaftlichen Epos gegenüber. Für eine ausgedehnte Schaurast oder eine weitere Bergbrotzeit gibt es keinen besseren Platz, vor allem weil wir einige bequeme Bänke vorfinden. Danach wird der Weg schmaler und zieht sich zunächst noch fast eben am Hang entlang. Dann erreichen wir die kleine private Drijaggeralm.
Engalmen
Jetzt geht es bald steiler werdend im Zickzack bergab in den Enger Grund. So erreichen wir im Tal die Engalmen, denen wir nun auch einen Besuch abstatten können. Besonders schön für Familien mit Kindern ist die Rasthütte Engalm mit ihrem riesig großen Spielplatz »Spielschatz«. Für den finalen Rückweg wandern wir am Bauernladen und der Schaukäserei vorbei und folgen dann dem Wanderweg, der sich nach rechts wendet. Kurzweilig geht es entlang des Themenwegs »Großer Ahornboden – Engalm« zurück zum Alpengasthof Eng, von wo wir die Heimreise antreten. Wer sich im Enger Bauernladen mit leckerem Bergkäse für zu Hause eingedeckt hat, hat auch im Laufe der nächsten Woche noch viel Genuss und erinnert sich an diesen wunderschönen Tag.
Region
Touren-Charakter
Leichte Bergtour auf einfachen Wegen inmitten hochalpiner Bergwelt. Der Anstieg verläuft steiler auf einem Pfad und über den Bewirtschaftungsweg, der Abstieg vorwiegend über Bergwiesenpfade.
Ausgangspunkt
Alpengasthof Eng, GPS: 47.4030, 11.5666
Endpunkt
Alpengasthof Eng, GPS: 47.4030, 11.5666Route
Zur Binsalm 0:45 Std., Abstieg zu den Engalmen 0:50 Std., Rückweg zum Alpengasthof 0:20 Std.
Der Naturpark Karwendel und der Große Ahornboden
Der Naturpark Karwendel ist mit 730 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Schutzgebiet der Alpen. Das Gebiet ist eine Offenbarung. Die Flora und Fauna, das Freizeitangebot und die einzigartige Landschaft harmonieren perfekt miteinander.Besonders genussvoll ist der Bummel zwischen den vielen malerischen hölzernen Almhütten der Eng, an denen wir am Ende der Tour vorbeikommen. Hier ist es zwar nicht ruhig, dafür gibt es zu viele Besucher, trotzdem sind sie ein wunderbares Ziel. Sie gehören heute noch zehn Bauern aus dem – zumindest der Luftlinie nach – nahen Tiroler Inntal.
Im Sommer weiden hier an die 220 Kühe und deren Milch wird direkt vor Ort verarbeitet. Es gibt auch ein paar Ziegen, Schafe und Schweine. Die kleinen Hütten sind liebevoll mit Blumen dekoriert. Es plätschern Brunnen und eine Holzkapelle liegt am Weg. In einigen wenigen Hütten könnte man sogar übernachten.Durch die großen Glasfenster dürfen wir einen Blick in die Käserei werfen. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich die Engbauern zu einer Agrargenossenschaft zusammengeschlossen und bis heute produzieren sie gemeinsam den wertvollen und äußerst leckeren Käse. In dieser wunderbaren Landschaft liefern Kühe einfach das beste Ausgangsprodukt dafür. Großzügig ist natürlich auch der Bauernladen, in dem wir außer schmackhaften Käsesorten viele weitere Produkte der Region erwerben können.
VarianteEs geht auch schneller und kürzer hinunter zu den Engalmen. Dafür wandern wir zunächst auf gleichem Weg zurück und bleiben dann einfach geradeaus auf dem Wirtschaftsweg. Dieser führt nun ebenfalls zu den Almen.Der Naturpark Karwendel und der Große Ahornboden
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.