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Wandern Silberregion Karwendel: Hütten-Gipfel-Tour im Nordkarwendel

Anspruch:
mittel
Dauer:
08:30 Std.
Aufstieg:
1300 m
Abstieg:
1300 m

Von der Eng auf den leichtesten Falken. Der berühmte Große Ahornboden im Talschluss der Eng, die urige Falkenhütte vor der berüchtigten Lalidererwand als Zwischenstopp und der Steinfalk als Gipfelziel mit etwas Felsberührung: Die abwechslungsreiche Tour im nördlichen Karwendel ist auch bergsportlich reizvoll.

Beschreibung

Etwas vergessen liegt die Falkengruppe

im Norden des Karwendels, der Hauptkette vorgelagert auf Tiroler Boden, ist aber nur von Bayern über das Rißtal in die Eng erreichbar. Der schöne Talschluss mit dem bekannten Großen Ahornboden, dem über 2000 Bergahornbäume seinen Namen geben, ist ein beliebtes Ausflugsziel. Der große Parkplatz ist vor allem an Wochenenden stark belegt. Wer die Tour mit Übernachtung auf der Falkenhütte auf zwei Tage verteilt, kann alternativ zum Pkw die Bayerische Oberlandbahn (BOB) bis Lenggries nutzen und sich bequem im »Bergsteigerbus« der Linie 9569 in die Eng kutschieren lassen. Einschränkung: Der erste Bus fährt relativ spät. Will man die Tour in einem Tag »abreißen«, empfiehlt sich ein früherer Start mit individueller Anfahrt. Der Weg auf den Steinfalk braucht seine Zeit und prüft auch die Kondition.

Vom Getümmel am Alpengasthof Eng

wandert man flach in den Enger Grund, passiert das Almdorf und ein Weidegatter – über 200 Milchkühe und mindestens noch einmal so viel Jungvieh verbringen den Sommer auf der Engalm – und folgt dem Wegweiser zur Falkenhütte. Über Almwiesen und durch lichten Bergwald geht es in gleichmäßiger Steigung aufs Hohljoch. Den Abzweig zum Gamsjoch lässt man rechts liegen und bewundert erst einmal die dramatisch steilen Nordabstürze der Laliderer Wände, die ins Blickfeld rücken. Nach kurzem Abstieg zieht der schmale Steig fast eben durch die weiten Kare der Laliderer Reißen, die mächtigen Felsfluchten zur Linken. Mitunter hört man Steinschlag aus den brüchigen Wänden prasseln, der aber den Weg nicht tangiert – die Distanz ist zu groß. Mit Blick auf die Falkenhütte spaziert man weiter, steigt zum Spielissjoch auf und erreicht bald die schöne Hütte mit ihrer Holzverschindelung. Sie steht mitten in einer spektakulären alpinen Szenerie, direkt vor den sagenhaften Laliderer Wänden mit den über 800 Meter hohen Nordwänden. Seit den 1930er-Jahren wurde hier immer wieder Klettergeschichte geschrieben. Besonders nah schwingt sich die markante Herzogkante der Lalidererspitze empor, eine klassische Klettertour im IV–V. Schwierigkeitsgrad.

Die Bierbänke vor der Falkenhütte

fordern eine Pause heraus, zumal von dort das weitere Tagesprogramm gut zu übersehen ist. Nördlich blickt man auf die Falkengruppe, in der es deutlich weniger senkrecht zur Sache geht als auf der Laliderer-Seite. Bis zu drei Gipfel – Ladizköpfl, Mahnkopf und Steinfalk – lassen sich hier auf markierten Wegen ohne große technische Schwierigkeiten mitnehmen, wobei der Mahnkopf als »Hausberg« der Falkenhütte das üblichste Bergwanderziel ist. Der Steinfalk reckt sein felsiges Haupt dahinter in den Himmel, bekommt schon weniger Besuch und ist ein spannendes Gipfelziel, das vollauf zufriedenstellt. Noch ein ganzes Stück weiter entfernt stehen der Risser Falk und der Laliderer Falk, beide um einiges anspruchsvollere Ziele, die erfahrene Bergsteiger nur selten besteigen.

Bevor man am Steinfalk nach dem Fels greift,

folgt man dem Steig und quert unterhalb der Westhänge des Ladizköpfl ins breite Ladizjöchl – hierher kommt man auch über den grünen Gipfel des Ladizjöchls. Am Joch zweigt rechts der Weg zum Mahnkopf ab, den man optional besteigen kann; anfangs über eine recht steile Passage, dann über einen flacheren Wiesenrücken. Vom immerhin 2094 Meter hohen Gipfel genießt man schon eine tolle Aussicht – auch auf den 250 Meter höheren Steinfalk. Nach Überschreitung des Mahnkopfs am »Falkenstand« angelangt – wer den Mahnkopf auslässt, schlägt am Ladizjöchl den direkten Weg ohne große Höhenunterschiede hierher ein –, wird es bald anspruchsvoller. Der Steig zieht an der wilden Schlucht der Arzklamm vorbei zum felsigen Südgrat des Steinfalk. Nach einem steilen Grashang umgeht man einige Felszacken, steigt in felsigem Gelände mit Geröllauflage weiter – Vorsicht vor Steinschlag – und erreicht in leichter Kletterei (Stellen I) über weitere Felsabsätze etwas ausgesetzt den Gipfel.

Schmal und luftig ist der Berg,

2347 Meter hoch – und eine feine Aussichtskanzel auf die Karwendelhauptkette von der Lamsenspitze bis hinter die Birkkarspitze. Jetzt beeindrucken auch die Nordwände über der Laliderer Reißen noch einmal in breiter Mächtigkeit. Im Norden dagegen schlägt hinter dem abgelegenen Blausteigkar sehr ruhig das einsame Herz der Falkengruppe.

Der Rückweg über die Falkenhütte und das Hohljoch ist vom Aufstieg bekannt und auch in der Gegenrichtung interessant, weil sich ganz andere Eindrücke ergeben. Wer auf der Falkenhütte übernachtet (oder sehr flott unterwegs ist), kann von der Hütte auch über das lang gezogene Laliderer Tal absteigen und am Parkplatz im Rißtal den Wanderbus zurück nehmen.

Touren-Charakter

Lange, über weite Teile leichte Tour, der Anstieg auf den Steinfalk ist steil und teilweise ausgesetzt mit Kletterpassagen I; als Tagestour konditionell anspruchsvoll.

Ausgangspunkt

Großparkplatz am Alpengasthof Eng, 1200m

Information

Höhenmeter: 1245 Hm

Ausgezeichneter Naturlehrpfad Eng

Der vom Alpenpark Karwendel eingerichtete »Themenweg Eng« im Talschluss bietet jede Menge Informationen über die Besonderheiten des Karwendelgebirges an, so über den Bergahorn als Charakterbaumart, die Bemühungen um den Erhalt des Ahornbodens, die Almwirtschaft und die Bewirtschaftung der Engalm in früheren Zeiten und heute. Der attraktiv gestaltete und didaktisch gut aufbereitete Weg ist für Jung und Alt interessant und vermittelt recht anschaulich den Naturreichtum des Karwendelgebirges. 2014 wurde er österreichweit als einer der besten Themenwege in Tirol ausgezeichnet.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.