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Wandern Silberregion Karwendel: Auf die Rappenklammspitze

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:00 Std.
Aufstieg:
900 m
Abstieg:
900 m

Eine typische Karwendeltour - im Kleinformat. Ahornboden, riesige Felsflanken, spannender Gipfelanstieg - die Rappenklammspitze hat alles zu bieten, was große Karwendeltouren ausmacht. Dabei ist sie mit recht wenig Aufwand zu besteigen. Warum? Weil sie am Übergang vom Vorgebirge zu den großen Gipfeln liegt - und deshalb gern übersehen wird. Aber das ist ja kein Nachteil

Beschreibung

Der Hingucker am Ausgangspunkt

ist zweifellos das Naturpark-Haus Karwendel. Wuchtig, schlicht und modern steht es da und macht Hinterriß zu einem noch sonderbareren Ort, als er ohnehin schon ist. Praktisch jedenfalls: Der Startpunkt zur Wanderung auf die Rappenklammspitze ist nicht zu verfehlen, denn direkt am Naturpark-Haus geht es los. Am Wegweiser davor ist das allerdings nicht zu erkennen. Darauf stehen nämlich nur die Ziele Torscharte, Rontal, Vordersbachau und Fereinalm. Aber lass dich davon nicht irritieren: Diese Richtung stimmt.

Auf einem Kiesweg

geht es also rechts am Naturpark-Haus vorbei und nach wenigen Metern geradeaus in den Wald hinein. Zwei Holzschilder mit der Aufschrift »Rontal« weisen an dieser Stelle und eines noch mal 50 Meter weiter an einer kleinen Lichtung den Weg. Nach fünf Minuten erreichst du einen breiten Forstweg, auf dem du die nächste Zeit bleibst. Allzu spannend ist diese Etappe nicht, nur einmal heißt es aufpassen, wo es nach rechts Richtung Fereinalm geht und du dich links Richtung Rontal hältst. Gemeint ist damit übrigens der Rontalboden, denn im Rontal befindest du dich an jenem Schild bereits.

Den Rontalboden

erreichst du nach einer knappen Stunde Fußmarsch. Ziemlich unvermittelt führt der Forstweg aus dem Wald heraus, und du findest dich auf einer großen, nach links leicht ansteigenden und von großen Ahornbäumen bestandenen Wiese wieder. Eingerahmt ist das sanfte Grün von steil aufragenden Felswänden. Im Prinzip sieht es aus wie am Großen Ahornboden, nur fehlen die vielen Menschen und Autos, und es ist alles ein bisschen kleiner (die Felswände nicht). Statt eines großen Hotels gibt es nur eine kleine Alm, die im Sommer bewirtschaftet ist. Oberhalb der Alm ist jetzt auch das Tagesziel sichtbar: Die Rappenklammspitze ist der kleine – und zugegebenermaßen im Vergleich zu den Nordwänden der Östlichen Karwendelspitze eher unscheinbare – Felszacken über dem Giebel des kleinen Häuschens.

Ab der Rontalalm

ändert sich der Charakter der Wanderung: Steil und schmal geht es jetzt weiter. Kurz vor der Alm weist ein Schild nach rechts über ein oft ausgetrocknetes Bachbett den Weg. Ein ganz besonderes Schild übrigens, denn es dürfte das einzige sein, auf dem »Rappenklammspitze« steht. Danach kommt jedenfalls keines mehr, und außerdem auch kaum Markierungen. Allzu schwer ist der Weg trotzdem nicht zu finden, denn er ist – teils von Menschen, teils von Wild – recht gut ausgetreten. Zunächst geht es über die Wiese und links an einer kleinen Hütte am Waldrand vorbei. Den Steilhang danach überwindest du in einigen Serpentinen. Oberhalb schlängelt sich der Weg durch eine Latschenzone und hält schließlich direkt auf die immer näher rückende Rappenklammspitze zu. Steil und felsig sieht sie auch aus der Nähe aus, und du wirst dich vermutlich fragen, wie man da ohne Seil und Haken hinauf gelangt. Zunächst erreichst du aber den Sattel zwischen Hochalpkopf und Rappenklammspitze, wo du dich links hältst und wiederum zwischen Latschen hindurch an einen kleinen Sattel gelangst. Geradeaus führt der Steig weiter Richtung Wechselkopf; du hältst dich nun aber scharf rechts in Richtung Rappenklammspitze.

Die letzte Etappe

zum Gipfel ist schon ein bisschen abenteuerlich. Die ersten Meter über eine kleine Wiese gibt es kaum Begehungsspuren. Erst am Grat, der zur Rappenklammspitze (1835m) hinüberführt, wird ein Pfad deutlich. Auf ihm wechselst du auf die Nordostseite des Grates, querst einen Steilhang, gelangst wieder an den Grat und kraxelst schließlich wieder in der Nordostflanke über Schrofen zum Gipfel. Den ersten Schwierigkeitsgrad übersteigt die Route nicht, aber es ist einigermaßen ausgesetzt und splittrig. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind also nötig, wie man so schön sagt. Das gilt übrigens auch für den Aufenthalt am Gipfel, denn der ist kleinräumig, und nach Süden geht es gleich mehrere Hundert Meter senkrecht in die Rappenklamm hinunter. Lohn der Angst: Der Ausblick auf die gewaltigen Nordflanken von Östlicher Karwendelspitze und Vogelkarspitze ist wirklich beeindruckend. Und der Tiefblick zum Rontalboden auch.

Der Rückweg

erfolgt auf dem Hinweg. Wem das Abenteuer Rappenklammspitze noch nicht gereicht hat, der kann einen alternativen Rückweg zum Rontalboden ausprobieren: ab dem kleinen Sattel unterhalb des Gipfels nicht nach links zurück, sondern nach rechts über die Wechselschneid zum Wechselkopf und dahinter links hinab zum Rontalboden. Pfadspuren sind immer vorhanden, Markierungen aber nicht. Ein gewisses Orientierungsvermögen ist also nötig. Technisch ist die Route nicht schwieriger als der Gipfelanstieg zur Rappenklammspitze.

Touren-Charakter

Zunächst Forststraße, dann Wanderweg, am Gipfelaufbau schmaler Pfad und einige Meter leichte, aber ausgesetzte Kletterei (UIAA I).

Ausgangspunkt

Hinterriß, 961m; Parkplatz vor dem Ort links

Ein Besuch im Naturpark-Haus

Direkt am Ausgangspunkt in Hinterriß gibt es seit 2009 ein Museum. Die Besucher erfahren darin einiges über die Men-schen und die Natur im Karwendelgebirge. Hermann Buhl und seine berühmten Gipfelbesteigungen sind ebenso Thema wie die Karwendelbesuche von Kaiser Max I. und allerlei Prominenz. Zu hören ist nicht nur das Karwendellied, sondern auch das Kreischen der Fransenfledermaus. Und einem anderen Tier mit Imageproblemen wird auch viel Raum gegeben: dem Borkenkäfer. Kurzum: Die Ausstellung bietet recht unerwartete Einblicke ins Karwendel und ist so modern gestaltet, wie es der Blick von außen erwarten lässt (geöffnet im Sommer tägl. 9–17 Uhr, Eintritt 2 Euro, Kinder bis 14 Jahre frei,www.karwendel.org/naturpark-hinteriss).

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.