JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Seefeld: Wangalm

Anspruch:
leicht
Dauer:
03:00 Std.
Aufstieg:
560 m
Abstieg:
560 m

Der Garten Eden am Scharnitzjoch. Einer Arche Noah an der Südseite des Wettersteinkamms gleicht die Wangalm. Auf den grünen Almflächen unter den mächtigen Südabstürzen der Schlüsselkarspitze weiden Pferde, Schafe, Ziegen und Rinder. Idealerweise sucht sich jeder sein eigenes Futter - friedliche Koexistenz eben.

Beschreibung

Das bunte Treiben auf der Alm gefällt natürlich besonders den Kindern, aber auch Wanderer und Kletterer haben nicht weniger Freude daran – auch wenn es hie und da einem Pferd oder Schaf allzu aufdringlich nach dem Rucksackvesper gelüstet. Meist versuchen die Tiere nur den salzigen Schweiß der Bergfreunde zu lecken. Tiere und Alm gehören den Telfer Bauern, sie treiben und fahren die Herden jedes Jahr hoch auf ihre Sommerweide. Mit dabei natürlich der Hirte und seine Familie. Seine Hauptaufgabe ist es, nicht nur hungrige Wanderer zu bewirten, sondern die vielen Hundert Tiere vor Absturz, Steinschlag und Unwettern zu bewahren. Parallel dazu soll er die Alm schwenden, also von Gestrüpp und giftigen Pflanzen befreien – der platzraubende Anflug von Laub- und Nadelhölzern und von Almunkräutern würde sonst in kürzester Zeit die Weiden überwuchern.

Vom Knödel bis zum Kachelofen 

Die Wangalm ist auf ihrem grasigen Rücken recht gut vor Lawinen geschützt (die nahe Rotmoosalm wurde dagegen 2009 von einem Schneebrett weggefegt). Wanderer dürfen auf der sonnigen Südterrasse Platz nehmen und zwischen Knödelgerichten, Gulasch oder anderem aus der deftigen Tiroler Küche wählen. Natürlich fehlt auch Süßes wie Kaiserschmarrn und Kuchen nicht. Für die Reste ist das Schwein zuständig, und natürlich darf auch ein Hund die Alm bewachen. Für Kinder gibt es außer den Tieren eine Spielesammlung zum Vergnügen.Die Wangalm ist ein stattliches Gebäude, an deren Front Solarzellen den Strom einfangen. Im Inneren heizt ein Kachelofen den Gästen und der Pächterfamilie tüchtig ein. Die Alm bietet bis zu 45 Betten zur Übernachtung an. Einmal jährlich im August wird das Almfest mit Gottesdienst und Musikkapelle gefeiert.

Den Teufelsgrat im Rücken

Der Ausblick von hier lässt kei­ne Wünsche offen, denn gleich vor der Nase liegt die mächtige Hohe Munde mit ihrer Nordwand, und im Osten grüßen Karwendel und Ahrnspitze herüber. Über dem Inntal südlich sind die Ötztaler, Stubaier und Zillertaler Berge zu erkennen. Im Rücken dagegen liegt die Schlüsselkarspitze (2551 m), deren anspruchsvolle Südwand bei Kletterern sehr beliebt ist. Westlich von ihr beginnt der Teufelsgrat, eine Art Jubiläumsgrat für Fortgeschrittene, der bis zum Hochwanner führt. Er ist allerdings nur für Alpinisten geeignet, die den oberen III. Grad seilfrei beherrschen – was man den zackigen Zinnen und scharfen Graten ohne Weiteres ansieht.

Auch für Wettersteindurchquerungen eignet sich die Wangalm als günstiger Stützpunkt. Über das Steinerne Hüttl und das Gatterl ist z. B. die Knorrhütte in etwa 6 Stunden zu erreichen. Auch die Meilerhütte liegt in Reichweite, und bei einem Abstieg nach Norden über das Schachenschloss hat man eine Wettersteinrunde von bleibender Erinnerung geschafft. Ludwig Ganghofer – Jäger und Schriftsteller Unterhalb der Wangalm liegt nur wenige Hundert Meter entfernt die Wettersteinhütte an der Baumgrenze. Ausgedehnte Waldregionen ziehen sich darunter und über das ganze Gaistal hinweg. Ludwig Ganghofer, einer der populärsten Schriftsteller seiner Zeit, hatte hier sein berühmtes Jagdhaus Hubertus neben der Tillfußalm und mitten in seinem Jagdrevier. Sein Haus stellte er auch seinen vielen Gästen zur Verfügung, darunter so berühmte Namen wie Ludwig Thoma, Arthur Schnitzler, die Maler Franz von Defregger, Friedrich von Kaulbach oder der Dichter Hugo von Hofmannsthal.

Ganghofer war auch ein früher Naturschützer, er erkannte die Wichtigkeit von regionaler Erzeugung und Qualität. Auch war er Wegbereiter eines sanften und naturnahen Tourismus und trat dem Verein der Naturfreunde bei. In seinem Jagdgebiet sind heute noch Gämse, Hirsch, Steinbock, Auerhahn und Adler anzutreffen. Einige Jäger schießen auch gern Murmeltiere, ihr Körperfett gilt dank des hohen Kortisongehalts als entzündungshemmend und wird daher in vielen Cremes gegen Rheuma eingesetzt.

Der Hüttenzustieg 

Vom Parkplatz »Stupfer« (1204 m) im Gais­tal (Leutasch) geht man die Straße 150 Meter zurück und folgt nach einer Info-Wand dem Weg links hinauf zur Wettersteinhütte. Auf einer Forststraße geht es bergauf; die Straße kann aber insgesamt dreimal auf einem Wanderpfad abgekürzt werden. So gelangt man in ca. 1.30 Stunden zur schön gelegenen Wettersteinhütte (1731 m). Nur wenige Meter darüber liegt die Wang­alm. Rückweg auf demselben Weg.

Touren-Charakter

Gute Wege und Almstraßen durch südseitigen Bergwald

Ausgangspunkt

Parkplatz "Stupfer" im Gaistal

Endpunkt

Parkplatz "Stupfer" im Gaistal

Besteigung der Gehrenspitze

Wer von der Hütte aus eine lohnende Tour machen will, dem sei die Gehrenspitze (2367 m) empfohlen. Dazu steigt man weiter südseitig im Scharnitztal auf, neben sich den Klammbach, bis man unter der Scharnitzspitze nach Osten zum Scharnitzjoch quert. Der Weg steigt vor dem Joch noch einmal kräftig an, bevor der sehr gute und imponierende Aussichtspunkt erreicht ist. Vor allem das grüne Puittal mit unzähligen Weidetieren beeindruckt. Rechts ist es von der felsigen Gehrenspitze begrenzt. Auf dem lang gezogenen Gratweg zur Spitze liegt anfangs etwas verloren, aber malerisch die Erinnerungshütte. Über das Kirchl erreicht man teilweise etwas ausgesetzt und steil die Gehrenspitze (2 Std., 620 Hm). Sie schiebt sich wie ein Ausläufer weit ins Leutaschtal hinein. Abstieg auf dem Anstiegsweg.

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