JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Seefeld: Pleisenhütte

Anspruch:
leicht
Dauer:
05:30 Std.
Aufstieg:
1000 m
Abstieg:
1000 m

Sonniger Balkon auf der Pforte zum Karwendel. Eine echte Lieblingsalm, zumindest für die Scharnitzer Bevölkerung, ist die legendäre Pleisenhütte. Eine freundliche Belegschaft und gutes Essen sind nur zwei Gründe dafür - hinzu kommt noch die sonnige Lage am Südwesthang der Pleisenspitze und natürlich ihre Geschichte mit dem legendären Hüttenwirt Toni Gaugg.

Beschreibung

Von den Einheimischen »Pleisen-Toni« genannt, war der Hütten­erbauer weithin für seine alpinen Vorträge bekannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss er, seine Hütte auf ihrem heutigen Standplatz zu errichten, und schleppte mit eisernem Willen das Baumaterial anfangs auf seinen Schultern hinauf, um die Pleisenhütte mit eigenen Händen zu erbauen. Erst später legte er eine Trasse für den Unimog an. Neben diesen Aktivitäten regte der Pleisen-Toni in seiner Eigenschaft als Bergführer auch den Bau von Wanderwegen an, darunter den nach ihm benannten Toni-Gaugg-Höhenweg zum Karwendelhaus – dieser gilt bis heute als einer der schönsten und anspruchsvollsten Höhenwege im gesamten Karwendel. Damit nicht genug, erforschte Toni außerdem die Vorderkarhöhle in der Nähe der Pleisenhütte und entdeckte dort ein einzigartiges, 7000–8000 Jahre altes Elchskelett.

Sonnenterasse mit Kultstatus 

Toni Gaugg ist inzwischen verstorben und liegt jetzt direkt neben seiner geliebten Hütte bei einer kleinen Kapelle begraben. Sein Sohn Siggi und seine Frau führen die Hütte aber mit gleichem Erfolg und Engagement weiter. Die erfahrenen Wirte wissen viele Geschichten und Anekdoten zu erzählen, und so könnte es gut sein, dass man einen denkwürdigen Hüttenabend erlebt. Aber auch für Tagesgäste gilt: Wer erst einmal auf der großen Sonnenterasse Platz genommen hat, ist nur mehr schwer wieder von hier wegzubewegen. Dabei gäbe es so einiges zu erkunden, z. B. die nahe, aber nicht leicht zugängliche Vorderkarhöhle, in der der Pleisen-Toni das Elchskelett fand. Oder (etwas anspruchsvoller) man besteigt die Pleisenspitze in ca. 3 Stunden von der Hütte aus. Übrigens: Da die Hütte im Winter an den Wochenenden geöffnet hat, bieten sich auch Ski- oder Schneeschuhtouren auf die Pleisenspitze an.Die Königstour von der Pleisenhütte ist natürlich der Toni-Gaugg-Höhenweg auf dem Karwendelhauptkamm: In ca. 8 Stunden erreicht man auf ihm durch die Breitgrießkarscharte und an der Großen Seekarspitze vorbei das Karwendelhaus.

Der Hüttenzustieg 

Von Scharnitz aus erreichen wir die Pleisenhütte, indem wir das Hinterautal bis zum Gasthof Wiesenhof hochsteigen. Dort biegen wir links ab und wandern auf dem Forstweg ansteigend weiter. In einigen steilen Serpentinen geht es durch den schattigen Fichtenwald bis zur Waldgrenze. An sie schließt ein Latschengürtel an, ehe wir offenes Gelände erreichen. Genau auf einem südwärts ausgerichteten Rücken liegt dann ausgesprochen schön die Pleisenhütte. Auf der sonnigen Terrasse hat man eine gute Aussicht auf die Gleirsch-Halltal-Kette.

Abstecher zum Karwendelsteg 

Beim Rückweg treffen wir auf 1141 Meter Höhe auf einen Abzweig zum Karwendelsteg. Wer es nicht eilig hat, der geht hier nach rechts (Schild) und erreicht zügig den Karwendelsteg. Hier in der Schlucht tost ein atemberaubender Wasserfall kaskadenartig über das Kalkgestein. Anschließend laufen wir wieder zurück zu unserem Abstiegsweg oder wandern weiter durch den Wald nach oben bis zur Forststraße. Hier biegen wir links ab Richtung Scharnitz und laufen bis zu einer Rechtskurve direkt über der Karwendelklamm (1090 m, 5 Std.). Hier zweigt links ein kleiner Pfad zur Klamm ab. Beeindruckend führt er bis an den Rand der Schlucht heran, und der Tiefblick ist schlichtweg imposant. Aber auch die Flora mit dem lichten Kiefernwald und den Maiglöckchen ist besonders im Frühjahr sehr pittoresk. In der Nähe der Schlucht führt der Wanderweg dann hinab zur Hinterautalstraße. Dort wenden wir uns nach rechts und sind nach wenigen Metern wieder beim Parkplatz.

Touren-Charakter

Gute Wanderwege und Forststraßen, nur kurz vor der Pleisenhütte etwas steiler

Ausgangspunkt

Scharnitz, Parkplatz 3 nach der Isarbrücke in der Hinterautalstraße

Endpunkt

Scharnitz, Parkplatz 3 nach der Isarbrücke in der Hinterautalstraße

Vorderkarhöhle und Pleisenspitze

Von der Hütte am Weg zur Pleisenspitze liegt die Vorderkarhöhle (1875 m, 500 m, 20 Min., 120 Hm). Sie ist über eine 4 m hohe Leiter zugänglich, die ins Innere hinunterführt. (Fackeln gibt es eventuell bei der Pleisenhütte.) Das ca. 7000 Jahre alte Elchskelett, das darin gefunden wurde, ist leider in Innsbruck ausgestellt. Wer es sich noch zutraut, der kann von der Höhle über den Hinteren Pleisengrat südseitig zur Pleisenspitze (2569 m, 2,4 km, 3 Std., 810 Hm ab Hütte) aufsteigen. Der Anstieg durch grasig-schrofiges Gelände nahe dem Südrücken kann sehr heiß werden, er ist aber nicht allzu schwer – nur im felsigen Gipfelbereich sollte man trittsicher sein. Hier liegt übrigens rechts neben dem Weg und 260 Hm vor dem Gipfel der Toni-Gaugg-Eisschacht. Abstieg auf dem Anstiegsweg.

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