JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Seefeld: Eppzirler Alm

Anspruch:
leicht
Dauer:
03:30 Std.
Aufstieg:
500 m
Abstieg:
500 m

Die Perle der Erlspitzgruppe. Das Eppzirler Tal hat schon so einiges gesehen. Nicht nur, dass die Nazis kurz vor Kriegsende hier einen Hubschrauber vor den Alliierten versteckten, auch die Natur schlug schon unerbittlich zu - zuletzt 2013, als bei einem Unwetter gewaltige Muren große Teile des Tals unter sich begruben.

Beschreibung

Der ganz große Taktgeber im Talschlussboden ist die wild zerrissene Gratlinie von Erlspitze, Eppzirler Scharte, Kuhlochspitze, Freiung und Wibmertürmen und der Reitherspitze. Ein Pan-optikum formschöner Gipfel, wie es besser nicht sein könnte. Das senkrecht geschichtete Kalkgestein ist dabei geprägt von bizarren Verwitterungsformen: Felsnadeln, stark zerschartete Grate sowie Türme, die an ein Nagelbrett erinnern. Darunter breiten sich steile, riesige Schuttfelder aus. Mitten durch diesen Felsenpark führen der Freiungen-Höhenweg bzw. der Zirler Klettersteig auf die Erlspitze. Beide sind aber nur für geübte Bergsteiger zu empfehlen.

Den Adler überlisten 

Über die im Talschluss liegende Eppzirler Alm kreisen regelmäßig Adler, die ihren Horst in der Nähe haben. Mitte August fliegen zum ersten Mal die Jungadler aus. Die »Herren der Lüfte« verschmähen bei ihrer Futtersucheleider auch nicht die Hühner der Alm. Die Älpler haben sich daher eine andere Hühnerrasse zugelegt, nämlich »Schwarze Italiener« – diese werden von den Adlern wahrscheinlich mit Raben verwechselt und daher nicht gejagt.

Auch ein »Drache« war schon mal im Eppzirler Tal unterwegs. Hier sollten bei Kriegsende Gebirgserprobungsflüge des Focke-Achgelis (FA223), des ersten Hubschraubers der Welt, erfolgen. Dieser hatte einen Spitznamen: »Drache« (wohl wegen seines lauten Knatterns). Der Hubschrauber wurde dann sogar in Eppzirl bei Kriegsende zerlegt. Der Rumpf stand noch jahrelang neben der Alm in einer Wiese.

Frühschoppen mit Kuhglockengeläut 

Erst seit einigen Jahren betreiben Inge und Herbert Fritz die Eppzirler Alm im weiten Talboden des gleichnamigen Tals. Sie achten dabei darauf, selbst erzeugte Produkte zu verwenden. Die Palette ihrer Kreationen reicht vom Heuschnaps bis zur Almbutter. Liegestühle und Sonnenschirme verbreiten eine entspannte Atmosphäre um die kleinen Gebäude der Alm mit der schönen neuen Marienkapelle oberhalb der Alm. Jeden zweiten Samstag im Monat wird hier zum Frühschoppen mit Live-Musik aufgespielt – mit dazu passendem Schweinegrunzen und Kuhglockengeläut drum herum.

Die Alm umfasst ein Gebiet von ca. 1100 Hektar, auf denen während der Almzeit von Juni bis Mitte September 100 Rinder der Almgenossenschaft weiden. Meist handelt es sich dabei um Galtvieh. Nur einige wenige Milchkühe liefern die nötige Milch. Für die Almpächter ist klar, dass bei einem Milchpreis von etwa 20 Cent im Tal nur die Selbstvermarktung Sinn macht, in diesem Fall als Milch und Butter. Und die hiesige Almbutter hat es in sich – sie hat einen Geschmack, von der Supermarktware nur träumen kann. Fleisch, Wurst und Käse können außerdem verkostet werden. Auf der Speisekarte stehen neben typischen Gerichten aus der Tiroler Küche mit Knödeln & Co. auch viele selbst gebackene Kuchen.

Sind die Beine dann schwer, gibt’s auf der Eppzirler Alm nun auch neue, schöne Übernachtungsmöglichkeiten in einem Nebengebäude. Damit steht den Touren zur Erlspitze, auf dem Freiungen-Höhenweg oder zum Ursprungsattel nichts mehr im Weg.

Der Hüttenzustieg

Vom Parkplatz Sagegg (1012 m) in Gießenbach wandern wir am gleichnamigen Bach entlang nachSüdosten und flach hinein ins wildromantische Gießenbachtal. Wir erreichen einen Abzweig, biegen hier nach rechts Richtung Eppzirler Alm ab, überqueren auf der Brücke den Bach und steigen steil hinauf zum Fliegenwald. Schon bald erreichen wir freies Almgelände und erhaschen erste Blicke auf die Erlspitze. An der Aigenhofer Iss entlang gelangen wir zu einer verfallenen Steinölbrenne, wo rechts das Wibmertal abzweigt. Wir halten uns hier aber links und erreichen so die in flachem Wiesengelände liegende, von Berggipfeln umrahmte Eppzirler Alm. Der Weg wird auch von vielen Bikern genutzt, da er sehr gut fahrbar ist. Die Forststraße kann sogar als kinderwagentauglich bezeichnet werden. Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg.

Touren-Charakter

Gute Forststraßen (kinderwagentauglich). Mo + Mi fährt um 10 Uhr ein Bummelzug von Leutasch zur Alm (Infos bei der Tourist-Info).

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz in Gießenbach

Endpunkt

Wanderparkplatz in Gießenbach

Auf die Erlspitze

Alpin Erfahrenen kann der Aufstieg auf die Erlspitze über den Klettersteig empfohlen werden: Von der Alm geradeaus auf Weg 212 durch das Kuhloch und durch die teils steilen Schotterhänge zur Eppzirler Scharte (2102 m, 2 Std.). Die senkrecht gestellten ehemaligen Meeresschichten bieten ungewohnte und bizarre Aussichten. Der Blick ins Eppzirler Tal wirkt dagegen wie eine Pforte ins Paradies. Erstaunlich, wie schnell sich die Natur vom Unwetter 2013 erholt und die riesigen Schotterflächen wieder unter sich begraben hat. In der Scharte beginnt links der Zirler Klettersteig (Schwierigkeit A/B, ca. 1.30 Std., Klettersteigset), der am Westgrat hinauf zur Erlspitze (2405 m, 3.30 Std.) verläuft. Wer es lieber einfacher mag, der steigt von der Scharte durch schottriges Gelände geradeaus hinab zum Solsteinhaus. Von dort führt ein einfacherer Steig südseitig hinauf zur Erlspitze (4 Std.). Abstieg auf dem Anstiegsweg.

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