Bruckmann CMYK quer
Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Schwarzwald: Zum Präger Gletscherkessel

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
14 km
Aufstieg:
650 m
Abstieg:
650 m

Sechs auf einen Streich. Wo heute der beschauliche Ferienort Präg zu erholsamen Urlaubstagen einlädt, ereignete sich vor 10000-20000 Jahren etwas, was man lange Zeit für weltweit einmalig hielt: Sechs Gletscher mit einer Dicke von 200-250Metern flossen gleichzeitig in den Talkessel. Die Spuren vom Eis sind heute immer noch gut zu erkennen.

Beschreibung

Von der Ortsmitte in Präg geht es über die Hochkopfstraße in die Grabenstraße. Beim nächsten Wegweiser zweigen wir links auf den Themenpfad zum Gletscherkessel Präg ab und folgen diesem über das Hinter-Wildbodenbächle. Wo der Pfad nach 250 Metern wieder auf die Straße trifft, biegen wir erneut links ab. Gleich darauf erreichen wir auch schon den Ellenbogen. Im Folgenden halten wir uns zweimal rechts, verlassen damit die Straße und erklimmen auf steilen und stellenweise ausgesetzten Pfaden den Schweinebuck.

Der Name leitet sich vom mitteldeutschen »sweini« oder »swenden« ab. Das »Swenden« bezeichnete damals das Roden von Waldflächen, um Weideland zu schaffen. Damit die artenreichen Magerweiden erhalten bleiben, wird der Buckel wie früher extensiv mit einheimischen Hinterwälder Rindern bewirtschaftet. Ein Zeugnis dieser Bewirtschaftungsform ist eine mächtige Weidbuche, deren Alter auf weit über 100 Jahre geschätzt wird. Dabei handelt es sich um eine gewöhnliche Rotbuche, die allerdings immer wieder vom Vieh verbissen wurde. Als Reaktion darauf bildet die Buche immer mehr Seitentriebe, die vom Stamm weg wachsen. Dadurch entsteht zunächst ein Busch. Erst wenn die Tiere die mittleren Triebe nicht mehr erreichen, ist der Weg nach oben frei, und es entstehen die für Weiden charakteristischen Baumriesen.

Neben den Weidbuchen gibt es auch Weidfichten. Da viele der am Hang gelegenen Weidfelder uninteressant für die Landwirtschaft geworden sind, werden sie vielerorts durch Naturschutz- und Fördermaßnahmen freigehalten, um die Magerrasen und Flügelginsterweiden zu erhalten und miteinander zu vernetzen.

Aussicht oder Ruhe

Nachdem wir einen alten Wegweiser auf dem Schweinebuck (900 m) passiert haben, steigt der Pfad etwas flacher bis in den Wald zur Hinteren Schweine an. Das nächste Stück folgen wir bergauf der Beschilderung bis zum Präger Eck, wo wir auf den Westweg treffen.

War der Wegverlauf bisher etwas knifflig, fällt die Orientierung nun umso leichter: Wir folgen jetzt immer der roten Raute Richtung Weißenbachsattel – oder auch nicht. Denn sobald der Westweg den Hohen Zinken (1242 m) passiert hat, gibt es bei der nächsten Weggabelung zwei Wegmöglichkeiten: Die ruhige, also seltener begangene Variante zweigt rechts direkt nach Herrenschwand ab; wer sich dafür entscheidet, spart ein paar Höhenmeter. Da der breite Forstweg aber kaum Aussichten bietet, finden wir die Variante auf dem Westweg schöner.

Nach Herrenschwand

Also folgen wir der roten Raute über den Ledertschobenstein zum Wegweiser »Am Hochkopf«. Hier lohnt sich ein Abstecher über den Stichweg hinauf zum Hochkopfturm. Durch seine Lage ermöglicht der Aussichtsturm trotz seiner geringen Höhe eine tolle Sicht über die Gipfel des Hochschwarzwalds und – bei klarer Luft – bis zu den Schweizer Alpen. Eine aufklappbare Metallscheibe erleichtert die Bestimmung der einzelnen Berge.

Anschließend geht es weiter über das Hochkopfbrünnle und den Lange­wald zum Weißenbachsattel (1079 m). Auf der Passhöhe zwischen Todtnau und Todtmoos eröffnen sich uns erneut zwei Möglichkeiten Wer meint, bereits genug gewandert zu sein, kann vom Weißenbachsattel mit dem Bus zurück nach Präg fahren. Alle anderen verlassen hier den Westweg, überqueren die Landstraße und folgen der blauen Raute am Hochkopfhaus zum Auerhahn vorbei Richtung Herrenschwand. Ein paar Hundert Meter weiter treffen wir dann bei Unterm Weißenbachkopf auf diejenigen, die auf die schöne Aussicht beim Hochkopf verzichtet haben. Gemeinsam geht’s nun über Waldwege und die wenig befahrene Fuchswaldstraße (K 6304) hinunter nach Herrenschwand.

Ein Kessel voller Gletscher

Direkt hinter dem Herrenschwander Skiliftparkplatz treffen wir auf den Weidelehrpfad. Diesem folgen wir talwärts über die Jungviehweide Wächtenen und über die Gemeinschaftskuhweide von Präg. Auf dem Lehrpfad informieren 15 Tafeln über die Geschichte der Gemeinschaftsweiden, die Besonderheiten in der Bewirtschaftung sowie über Pflanzenwelt und Geologie. Zugleich eröffnet sich uns am Lehrpfad eine imposante Sicht in den Präger Gletscherkessel. Besonders schön ist dieser Blick vom Kälberweidfelsen. Direkt am Gegenhang, in nordöstlicher Richtung, ist hier zwischen dem Sengalenkopf (1209 m; links) und dem Blößling (1311 m) das Herzogenhorn gut zu erkennen. Von dort strömte der Prägbach-Gletscher in den Kessel. Im Bereich Ellenbogen bog dieser Gletscher auf einen vom Schweinebächle-Gletscher stärker ausgehobelten Talbereich ab, bevor er unterhalb vom Ellenbogen nach Westen in die Hauptabflussrichtung schwenkte. Dort vereinigte sich der Eisstrom mit dem Hinteren und dem Vorderen Wildbodenbächle-Gletscher, dem Weißenbach-Gletscher und dem Eulenbach-Gletscher (im Uhrzeigersinn). Das Pendant zum Präger Gletscherkessel findet sich in den kanadischen Rockies, wo auf der »Plain of Six Glaciers« im Banff-Nationalpark sechs zum Teil noch bestehende Gletscher zusammentreffen.

Unterhalb der Schutzhütte auf dem Kälberweidfelsen folgen wir dem Lehrpfad über die Weide hinunter zum Wegweiser »Hintere Kälberweid«. Von dort sind es dann nur noch 600 Meter bis zum Ausgangspunkt in Präg, wo wir zufrieden auf eine spannende und abwechslungsreiche Wanderung zurückblicken können.

Touren-Charakter

Der Aufstieg zum Gletscherkessel und der Abstieg nach Präg erfolgen über teils ausgesetzte Wiesenpfade; sonst gut begehbare Wege und Pfade, die etwas Trittsicherheit erfordern

Beste Jahreszeit

Mai bis Oktober

Ausgangspunkt

Ortsmitte von Präg (700m)

Endpunkt

Ortsmitte von Präg (700 m)

Route

Präg - Präger Eck 1.30Std. - Hochkopf 1.15-1.30Std. - Herrenschwand 45Min. - Präg 1Std.; insgesamt 4.30-4.45Std.

Höchster Punkt

Hochkopf (1263 m)

Mein Tipp

Die Runde um Präg verläuft in mehreren Abschnitten auf dem Turmsteig. Dieser beginnt in Todtnau und endet nach zwei Etappen und gut 27km in Herrenschwand. Neben dem Hochkopfturm erreicht die Wanderung auch den Hasenhornturm und führt auf den ebenfalls in diesem Buch beschriebenen Blößling (s. Tour 8) oberhalb von Bernau. Eine genaue Beschreibung des Turmsteigs finden Sie in unserem Wanderführer »Schwarzwald-Steige«, der ebenfalls im Bruckmann Verlag erschienen ist.

Lust auf mehr?
Vergessene Pfade Schwarzwald
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Einsame Steige, wenig begangene Pfade und fast vergessene Routen – ein besonderer Wanderführer für neue Entdeckungen im Mittelgebirge Schwarzwald.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.