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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Schwarzwald: Zum Huzenbacher See

Anspruch:
schwer
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
12.8 km
Aufstieg:
600 m
Abstieg:
600 m

»Eiszeit-Tour« im Nationalpark. Von der Touristinfo in Baiersbronn wird die »Eiszeit-Tour« als kontrastreiche Wanderung durch zwei Täler beschrieben. Beide Täler erhielten ihre heutige Form während der letzten Eiszeit - wenn nicht durch das Eis selbst, so doch zumindest durch rasant herabstürzende Wassermassen.

Der Gitschenbrunnen wächst im Sommer gerne zu.wandern, schwer
Der Gitschenbrunnen wächst im Sommer gerne zu.© Annette Freudenthal, Lars Freudenthal
Beschreibung

Der Einstieg zu dieser Wanderung liegt beim Fuhrmannsbrunnen oberhalb der Murg, rund 50 Meter von der S-Bahn-Haltestelle »Huzenbach-Bahnhof« entfernt. Von dort führt ein Treppenweg durch einen Waldstreifen zum Wegweiser »Roter Rain«.

Dem mühsamen Aufstieg folgt die Überraschung: Von der Siedlung am Roten Rain führen die Schilder der »Eiszeit-Tour« über die Holdersbachstraße wieder hinunter nach Huzenbach und damit zurück auf Starthöhe. Was dieser Umweg soll? Ganz einfach: Auf dieser Seite der Murg gibt es keinen Wanderweg, und man müsste sonst an der Bundesstraße entlanglaufen.

So also folgen wir ab der Seebachstraße der Markierung der Eiszeit-Tour (eine einzelne Schneeflocke) flussaufwärts ins Seebachtal. Sobald wir den Ort hinter uns gelassen haben, kommen wir an einer Kneipp-Anlage vorbei.

Zitronengelbe Trameten im Nationalpark

Weiter geht es auf dem breiten Schotterweg ins Seebachtal und in den Silberwald. Ohne sie zu sehen, laufen wir das nächste Stück in etwa parallel zur Murgleiter. Nachdem wir den Gitschenbrunnen passiert haben, überqueren wir die Grenze zum Nationalpark Schwarzwald.

Getreu dem Motto »Ja zum Wald« haben Kettensägen hier ausgedient, und seit dem 1. Januar 2014 kann sich die Natur auf einem 10 000 Hektar großen Gebiet frei und wild entwickeln. Die Bedeutung des Schutzgebiets lässt sich an den Bannwäldern ablesen, die zahlreichen seltenen Tieren, Pflanzen und Pilzen einen geeigneten Lebensraum bieten. Zu unerwarteter Berühmtheit hat es dabei die Zitronengelbe Tramete geschafft, die direkt vor der Abstimmung über die Gründung zum Nationalpark im Landtag vorgestellt wurde. Bevor ein Forscher den Pilz in einem Bannwald entdeckt hatte, waren nur im Bayrischen Wald Vorkommen bekannt. Die Tramete gilt als Anzeichen für eine hohe Ursprünglichkeit der Natur.

Freie Sicht aufs Paradies

Nach fünf Kilometern (ab dem Start) öffnet sich beim Wegweiser »Große Tanne« die Sicht auf den Huzenbacher See. Das war nicht immer so. Noch im Juni 2012 versperrten Fichten den Blick auf das Gewässer. Am 30. Juni 2012 tobte dann ein Gewittersturm über Baiersbronn, der die Bäume am Huzenbacher See umlegte.

Wer mag, kann von dem Wegweiser aus direkt zur Schutzhütte am See abkürzen. Ansonsten führt die »Eiszeit-Tour« um den See herum bis zum Rastplatz oberhalb des Auslaufs in den Seebach.

Besonders schön ist der See, wenn im Juli die Teichrosen blühen und dabei einen etwa 15 Meter breiten Gürtel am Ufer bilden. Eine weitere Besonderheit ist die schwimmende Insel aus Torfmoosen und Schwingrasen. Diese hatten sich vor Jahrhunderten bei der Aufstauung des Sees für die Holzdrift vom Untergrund gelöst. Je nach Jahreszeit und Windrichtung ändert die Insel ihre Position.

Seemännlein und Seeweiblein

Um den Karsee ranken sich mehrere Sagen. So soll sich in der Mitte ein stiller Wirbel befinden, der alle Fahrzeuge in die Tiefe ziehe.

Eine andere Legende berichtet von einem Seemännlein und einem Seeweiblein, an die sich die Bürger von Huzenbach gewöhnt hatten. Als ihre beiden Töchter jedoch zu einer Hochzeitsfeier in den Ort gingen, nahm das Unglück seinen Lauf: Zwei Burschen verliebten sich in die beiden und hielten sie bis nach Mitternacht auf. Als sie die Schwestern endlich zum See begleiteten, hörte die Ältere, wie die Eltern stritten. Die Burschen konnten dies nicht hören und verabschiedeten die Mädchen mit dem Wunsch, sie bald wieder zu treffen. Diese baten die Burschen jedoch, am Ufer zu warten und das Wasser zu beobachten: »Bleibt es ruhig, ist alles gut, und wir kommen wieder. Doch wenn es sich mit Blut färbt, ist es uns schlimm ergangen.« Einer der Burschen blieb und sah mit Schrecken, wie der See nach einiger Zeit unruhig wurde und sich das Wasser rot färbte.

Eine dritte Sage erzählt von einem Kloster, das im Huzenbacher See untergegangen sein soll. Die Glocken und selbst Gesang sollen ab und an noch zu hören sein. So verwundert es nicht, dass der Huzenbacher See auch als »Nonnensee« bekannt ist.

Seeblick und Wasserfall

Nach der Pause am See kehren wir zum nächsten Wegweiser zurück und wechseln auf den steil ansteigenden Waldpfad. Verlief die Wanderung bisher auf breiten und gut zu laufenden Wegen, ist auf den nächsten 600 Metern hinauf zum Dachsbau Trittsicherheit erforderlich. Zudem sind auf diesem kurzen Stück 150 Höhenmeter zu bewältigen, ehe der Pfad in einen Waldweg mündet und wir dort nach links auf dem blau markierten Seensteig zum Huzenbacher Seeblick laufen können. Der Rastplatz oberhalb der Karwand kommt nach der Anstrengung wie gerufen für eine weitere Pause.

Anschließend spazieren wir auf der Anhöhe bzw. dem Seensteig zur Kleemisse. Dort biegen wir erst rechts, dann – nach wenigen Schritten – links ab, sodass wir beim zweiten Wegweiser auf einen mit gelber Raute ­beschilderten Wanderweg wechseln. Dieser führt uns über das Kleemisswegle zur Kleemisshütte – wo sich dabei der Weg gabelt, halten wir uns jeweils links.

Wasser marsch ...?

Direkt vor der Hütte geht es abermals links ab zum Wasserfallwegle und weiter über einen Zickzackweg durch den Wald. Der Abstieg führt tatsächlich an einem Wasserfall vorbei. Das Einzige, was bei unserer Tour in einem trockenen Sommer fehlte, war allerdings das Wasser – anstelle eines in die Tiefe stürzenden Bachs erwartete uns ein Rinnsal, das lautlos über die Sandsteinfelsen tropfte.

Am unteren Ende des Zickzackwegs müssen wir rechts abbiegen, um auf der markierten »Eiszeit-Tour« zu bleiben. Damit folgen wir weiterhin der Markierung Schneeflocke bis zum Wegweiser »Schwarzmiss«. Von dort geht es dann auf breiten Waldwegen über die e Rosshütte durchs Tobelbachtal hinunter ins Murgtal, wo wir links abbiegen und die letzten Meter dieser anstrengenden, aber lohnenden Runde zurück zum Ausgangspunkt beim Fuhrmannsbrunnen laufen.

Touren-Charakter

Schweißtreibende Runde mit langem Aufstieg über breite Wege zum Huzenbacher See; danach erfordern die Pfade im Bannwald griffiges Schuhwerk und Trittsicherheit.

Beste Jahreszeit

April bis Oktober

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz am Fuhrmannsbrunnen (479m) bei Huzenbach

Endpunkt

Wanderparkplatz am Fuhrmannsbrunnen (479 m) bei Huzenbach

Route

Fuhrmannsbrunnen - Große Tanne 1.40Std. - Huzenbacher See/Seerundweg 15Min. - Seeblick 35-45Min. - Wasserfallwegle 30Min. - Fuhrmannsbrunnen 1.30-1.50Std.; insgesamt 4.30-5Std.

Höchster Punkt

Seeblick (913 m)

Huzenbacher See

Der Huzenbacher See entstand in der Würmeiszeit vor etwa 25000 Jahren. In dem damals sehr engen Tal vereisten mehrere Quellen zu kleinen Gletschern. Weil diese im Schatten lagen, konnten sich darauf große Schneemassen ansammeln, und es bildete sich ein gut 60m dicker Eisblock, der das Tal über die Jahrtausende hinweg aushobelte. Beim Abschmelzen des Gletschers bzw. beim Rückzugstadium entstand vor rund 10000 Jahren ein Damm aus Gesteinen. An dieser Endmoräne staute sich schließlich das Schmelzwasser, wobei der ursprüngliche See einiges größer und tiefer war als heute.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.