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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Schwarzwald: Von Wyhl nach Venezuela

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:10 Std.
Länge:
6.2 km
Aufstieg:
20 m
Abstieg:
20 m

Hier begann die Reise der Auswanderer. Der Rheinauewald ist eine artenreiche Einmaligkeit in Europa. Bei der Wanderung entdeckt man die glitzernden Altwasserarme des Rheins und besonders im Winter eine interessante Vogelwelt. In diesem Wald begannen einst auch einige Emigranten ihre Schiffsreise nach Venezuela.

Beschreibung

Zum Hollikopfweg

Vom Wanderparkplatz am Mühlbach und Waldrand starten wir an der Info-Tafel auf breitem Fahrweg entlang des Hochwasserdamms in südwestliche Richtung. Ein hölzerner Wegweiser mit der Aufschrift »Naturlehrpfad« weist uns den Weg. Schon nach 80 m verlassen wir den Fahrweg vor einer Starkstromleitung auf einem kleinen Pfad nach rechts zu einem idyllischen Teich, an dem wir dann nach links weitergehen. 20 m nach dem Teich stoßen wir wieder auf einen Forstweg und folgen diesem nach rechts in den schönen Rheinauewald hinein.

Mächtige alte Stieleichen mit ihren breiten Kronen stechen aus dem Waldgefüge hervor. Eindrucksvolle Silberpappeln mit silbrig-grauem Stamm und unterseitig mehlig-weißen Blättern dominieren als typische große Baumart des Auwaldes. Die vielen Arten der Strauch- und Krautschicht lassen den Rückschluss auf beste Nährstoffversorgung des seit Jahrtausenden angeschwemmten Auwaldbodens zu. Mit armdickem Efeu und Waldrebe umschlungene Bäume bringen Urwaldatmosphäre auf. Allerdings gibt es seit der Kanalisierung des Rheins keine Überschwemmungen mehr, die für eine echte Weichholzaue nötig wären. So ist auch stellenweise der Übergang zu einer Hartholzaue mit den beteiligten Ahornarten zu sehen.

Nach 100 m biegen wir nach links in einen kleinen Pfad. An einer Wegkreuzung bleiben wir den häufigen Wegweisern und erklärenden Schildern des Naturlehrpfads nach rechts treu. Es gibt aber auch geschichtliche Zeugnisse wie zum Beispiel ein Schützengraben aus dem Jahr 1944, den Wyhler Frauen und Kinder graben mussten. Schließlich stößt der Pfad auf den Altrhein, dem der Fußweg nach rechts folgt.

Hier kann der ruhige Wanderer den schillernden Eisvogel entdecken, denn in solche Steilufer gräbt der Eisvogel gerne seine Bruthöhle. Das Elternpaar versorgt bis zu vier Bruten im Jahr. Es ist wirklich ein bewundernswerter »fliegender Edelstein«. Auch der gelbe Pirol und die unscheinbare Nachtigall sind hier zu Hause, da beide gern in Gewässernähe brüten. Der Pfad quert kurz vor einer Straßenbrücke über den Altrhein den Fahrweg mit dem Namen Hollikopfweg.

Zum Denkmal

Bald endet der kleine Fußweg an der Asphaltstraße, an der eindrucksvolle Maserpappeln stehen. Wenn deren Holz aufgeschnitten wird, zeigen sich im Holz im Bereich der knolligen Wucherungen schöne Maserungen.

Auf der Asphaltstraße schlendern wir für 100 m nach rechts bis zur Brücke über den Altrhein. Vor der Brücke steht rechts ein Denkmal, denn hier gab es eine Anlegestelle, von der Kaiserstühler Auswanderer 1842 nach Venezuela überschifften. Das von ihnen dort gegründete Dorf Colonia Tovar besteht noch heute. Die Gegend ist überhaupt geschichtsträchtig. In der Zeit von 50 v.Chr. bis 250 n. Chr. bestand innerhalb der Wyhler Gemarkung eine keltoromanische Siedlung. Gräberfunde mit römischen Grabbeigaben deuten auf eine durchgehende Besiedlung hin. 926 wird Wyhl erstmals urkundlich erwähnt. Die Heerstraße in Wyhl erinnert an die einst bestehende Römerstraße.

Zum Grillplatz

Am Denkmal gehen wir auf der Brücke über den Altrhein und gleich danach links am Gewässer entlang. Der Fahrweg verlässt nach 100 m in einer Rechtskurve das Fließgewässer. Nach weiteren 80 m folgen wir dem Wegweiser für den Naturlehrpfad, nun auf einem kleinen Fußweg, nach rechts. Hier steht der dunkelgrüne Winterschachtelhalm am Waldboden. Er setzt auch im Winter deutliche Akzente. Bärlauch erfüllt mit seinem Duft die Wälder im Frühjahr.

Ein hölzerner Steg bringt uns über einen kleinen Seitenarm des Altrheins und dann stehen wir auf dem großen Grillplatz mit Tischen und Bänken, die sehr gut für eine Rast geeignet sind.

Zum Rheindamm

Der Rhein ist nicht weit, so machen wir einen Abstecher auf der Asphaltstraße nach links zu den Rastbänken direkt am Fluss und verlassen hiermit vorerst den Naturlehrpfad. Die Straße ist zugleich der Jakobsweg, der aus dem Schwarzwald kommend am Rhein entlang über Breisach nach Santiago de Compostela verläuft. Vor dem Rheindamm steht am Waldrand rechts ein Fels mit dem eingemeißelten alemannischen Spruch: »Nai hämmer gsait«. Ein selbstbewusstes Zeugnis für den erfolgreichen Widerstand der Wyhler gegen ein hier in den 1970er-Jahren geplantes Atomkraftwerk. Den wunderbaren Rheinauewald und den Eisvogel gäbe es hier sonst wahrscheinlich nicht mehr. Die Asphaltstraße endet auf dem Rheindamm.

Neben den allgegenwärtigen Schwänen sind hier auch andere Vögel zu beobachten. Im Winter erregt oft ein Schwarm von lustigen Seidenschwänzen Aufmerksamkeit. Die schönen Seidenschwänze sind hier nur dann Wintergäste, wenn es in ihrem Brutgebiet in Skandinavien ein zu kleines Nahrungsangebot an Beeren der Eberesche gibt. Das winzige Wintergoldhähnchen fällt durch seine wispernde Stimme in hoher Tonlage auf. Die Tafelenten mit dem braunen Kopf geben sich behäbig. Auch der vorbeiziehende Schiffsverkehr lässt keine Langeweile aufkommen.

Zum Grillplatz

Nach der Pause müssen wir auf der Asphaltstraße zum großen Grillplatz zurückwandern.

Zur Wyhler Mühle

Jetzt gehen wir an der Info-Tafel nach links weiter auf dem ausgeschilderten Naturlehrpfad. Einige Holzstege führen über Seitenarme des Altrheins und über grundwassergespeiste Gießen. An einer Weggabelung wenden wir uns nach rechts entlang eines Gewässers. Schließlich stößt der Naturlehrpfad auf einen Fahrweg, dem wir nach links bis zum schon sichtbaren alten Hochwasserdamm folgen. Am Damm halten wir uns rechts und steigen nach 50 m geradeaus über die Dammkrone, vorbei an einer künstlich angelegten Hirschkäfer-Brutburg. Weiter geht es auf dem Forstweg, und dann kommen wir gleich zur Wyhler Mühle. An dieser Stelle wurde schon 1809 die erste Mühle gebaut.

Zum Wanderparkplatz

Zwischen dem Gebäude und den Silos der heutigen Mühle gehen wir hindurch und über den Mühlbach. Nach der Mühle wandern wir vor einem Weiher mit einer großen Insel, auf der Schafe leben, nach rechts entlang des Mühlbachs. Ab einem Lagerplatz für Grüngut benutzen wir den kleinen Pfad entlang des Mühlbachs und sind bald zurück am Wanderparkplatz.

Touren-Charakter

Leichte, meist schattige Tour auf markierten Naturwegen durch Auwälder

Beste Jahreszeit

Frühjahr und Herbst

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz 180 m

Endpunkt

Wanderparkplatz 180 m

Route

Hinweg: Wanderparkplatz – Hollikopfweg 0:25 Std. – Denkmal 0:10 Std. – Grillplatz 0:10 Std. – Rheindamm 0:15 Std. Rückweg: Rheindamm – Grillplatz 0:15 Std. – Wyhler Mühle 0:35 Std. – Wanderparkplatz 0:20 Std.

Höchster Punkt

Wanderparkplatz 180m

Information

Diese Wanderung eignet sich nicht bei Nässe oder nach Regenfällen, denn die erdigen Wege im Auwald sind dann unangenehm schlammig.

Die Gießen im Rheinauewald

Gießen sind glasklare nährstoffarme Fließgewässer in den Rheinauen, die nur vom Grundwasser gespeist werden. Die Unterscheidung von Altrheinarmen und Gießen ist meist durch einen Blick auf die Karte ersichtlich. Das nördlich des Kaiserstuhls liegende Naturschutzgebiet Taubergießen weist mit dem Wortteil »taub« aus der Fischersprache auf Nährstoffarmut hin, doch an den Gießen in den Rheinauen haben sich Tiere und Pflanzen zu einer Symbiose zusammengefunden, die es in vielen Gebieten Europas nicht mehr gibt. Zu den seltenen Brutvögeln gehören auch der schillernde Eisvogel, die Nachtigall und der Pirol.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.