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Vergessene / Entdecker Pfade
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Wandern Schwarzwald: Von Rothaus nach Witznau

Anspruch:
mittel
Dauer:
06:30 Std.
Länge:
20 km
Aufstieg:
160 m
Abstieg:
670 m

Mettmatal und Schwedenfelsen. Das Mettmatal zählt zu den wenigen Tälern im Südschwarzwald, das bei der Erschließung durch Straßen außen vor gelassen wurde. Für die Begründer der großen Fernwanderwege im Schwarzwald mag dies einer der Gründe gewesen sein, warum sie die Ostvariante des Mittelwegs durch dieses Tal gelegt haben.

Beschreibung

Fernwanderwege gelten als Antriebskraft für die landschaftsbezogene Erholung. So wirbt die Stadt Pforzheim mit der »Goldenen Pforte«, dem Eingang zu den drei ältesten Fernwanderwegen im Schwarzwald: dem Westweg, dem Ostweg und eben auch dem Mittelweg. Steinerne Portale markieren auch in anderen Gegenden der beiden Naturparks Südschwarzwald und Schwarzwald Mitte/Nord wichtige Ziele und Etappen dieser Fernwanderwege, so am Feldberg, am Wiedener Eck oder beim Murgtaltor in Forbach. Die Portale schärfen das Bewusstsein für die Wege und geben dem Tourismus weitere Impulse.

So darf es einen heute nicht wundern, dass es auf manch einem Abschnitt der Fernwanderwege mitunter sehr lebhaft zugeht. Eine Ausnahme bildet die Ostvariante des Mittelwegs. Nachdem wir selbst seit einigen Jahren direkt am Mittelweg wohnen, kommen wir zu dem Schluss, dass auf der letzten Etappe der Ostvariante quasi »tote Hose« herrscht. Damit einhergehend ließ leider auch die Pflege des Wanderwegs oberhalb von Waldshut zu wünschen übrig. Zwischen Rothaus und Witznau aber eröffnet einem die Ostvariante eine Landschaft, die selbst Einheimische angenehm überrascht.

Nur nicht ablenken lassen

Ein Grund, warum es nur wenige Wanderer auf die Schlussetappe des Ost-Mittelwegs schaffen, lauert gleich am Startpunkt in Rothaus: Hier lockt die gleichnamige Staatsbrauerei bzw. der angeschlossene Brauereigasthof mit Biergarten. Angesichts der 20 Kilometer, die vor einem liegen, sollte man sich aber sehr gut überlegen, ob man die Wanderung mit einer Einkehr beginnt. Andererseits – wer sich zum Auftakt ein Bierchen gönnt, hat im Anschluss reichlich Zeit, dieses zu verarbeiten.

Ebenfalls einen Abstecher lohnt das Heimatmuseum Hüsli. Es befindet sich im Eck zwischen der L 170 und der L 157 und ist aus der Fernsehserie »Schwarzwaldklinik« bekannt.

Spätestens dann aber sollte man sich auf den Weg machen und der Markierung des Mittelwegs – rote Raute mit weißem senkrechtem Strich – hinunter nach Brünlisbach folgen. Mit der Brauerei im Rücken geht es damit weg von den Straßen in die Ruhe des Mettmatals. Nachdem wir die Trasse eines kleinen Skilifts gekreuzt haben, kommen wir in den Wald und passieren als Nächstes die mit Moos und jungen Bäumen bewachsene Brandlisberghütte.

Gleich danach ist der Wegweiser »Brandsberg« erreicht. Hier folgen wir kurz dem breiteren Weg, wechseln dann aber rechts auf einen schmalen Pfad hinab zur Schaffhauser Säge. Ihren Namen hat die Säge Papst Urban II. zu verdanken, der im Jahr 1095 den Ort Grafenhausen dem Kloster Allerheiligen bei Schaffhausen schenkte. Die umliegenden Wälder werden noch immer von Schweizer Förstern betreut.

Mettmaholzhütte und Mettmabecken

Bei der Säge überqueren wir die Mettma, und das Tal wird nun deutlich enger. Deshalb verläuft der Mittelweg auf dem nächsten Kilometer bis zum  Waldparkplatz Lanzenfurt auf der Kreisstraße; mit allzu viel Verkehr braucht man jedoch nicht zu rechnen. Selbstversorger finden beim Parkplatz eine ummauerte Feuerstelle. Sehenswert ist außerdem eine Granit-Stele, in der die Entfernungen zu den beiden Hälften der Doppelstadt Waldshut-Tiengen eingemeißelt sind.

Bei der Stele verlassen wir die Kreisstraße und folgen dem Mettmatalweg über die Klausenmühle zur Heidenmühle. Dort überqueren wir die K 6502 und sehen – sollte er nicht inzwischen weggeräumt worden sein – den Trümmerhaufen einer alten Säge. Weiter geht es auf Waldwegen zur Mettmaholzhütte, wo sich nach den ersten siebeneinhalb Kilometern der Wanderung eine erste längere Rast einzulegen lohnt. Frisches Quellwasser spendet der Heinrich-Geisert-Brunnen auf der Talseite der Hütte.

Gut erholt, zweigen wir bei der nächsten Weggabelung rechts ab und überqueren die Mettma. Der nächste Abschnitt führt uns um das Mettmabecken. Bis zur Staumauer steht damit die flachste Passage dieser Tour an. Von der Staumauer sind es dann noch vier Kilometer über Lochhäuser bis zur Mettmamündung in die Schlücht. Eigens für müde Wanderer wurde bei der Mündung eine Bushaltestelle an der L 157 eingerichtet – allzu viele Verbindungen gibt es jedoch nicht. Außerdem würde man dann einen der schönsten Abschnitte dieser Wanderung auslassen. Also bleiben wir dem Mittelweg treu und überqueren die Mettma.

Durchs Felsenland nach Witznau

Damit ändert sich der Charakter der Tour. War man bisher auf überwiegend breiten Waldwegen unterwegs (und ging es immer nur bergab), so gewinnt man nun auf einem steilen Pfad rasch etliche Höhenmeter. Nach 400 Metern ist das Gröbste geschafft, und es lohnt sich, einen Abstecher zum Schwedenfelsen zu machen. Der Granitbrocken ist ein beliebter, wenn auch anspruchsvoller Kletterfelsen. Zum Glück führt unser Weg von oben auf den Felsen, sodass wir bald die Aussicht über das Schlüchttal und auf das gegenüberliegende Allmut genießen können. Wir finden: ein toller Platz für eine Rast!

Zurück auf dem Mittelweg passieren wir mit der Tannholzwand und dem Falkenstein zwei weitere Kletterfelsen. Wenige Minuten später verlassen wir die Anhöhe, kreuzen die K 6594 und folgen dem steil abfallenden Mittelweg hinunter ins Tal der Schwarza. Sobald wir auf die Zufahrt zum Witznau-Stausee stoßen, ist es dann nur ein Steinwurf bis zum Ziel beim ehemaligen Gasthaus Witznau, wo wir stolz auf die Tagesleistung und eine gleichermaßen ruhige wie abwechslungsreiche Tour zurückblicken können.

Touren-Charakter

Ruhige Streckenwanderung über Wald- und Forstwege; ab der ­Mettmamündung schmaler Pfad, der ­etwas Trittsicherheit erfordert. ­Steiler Abstieg nach Witznau

Beste Jahreszeit

April bis Oktober

Ausgangspunkt

Rothaus (965m)

Endpunkt

Witznau (430 m)

Route

Rothaus - Mettmaholzhütte 2-2.30Std. - Mettma-Staumauer 1Std. - Mettmamündung 1-1.15Std. - Witznau 1.30-1.45Std.; insgesamt 5.30-6.30Std.

Höchster Punkt

Rothaus (965 m)

Berühmter Mittelweg

Der Mittelweg wurde 1903 vom Schwarzwaldverein angelegt. Ausgangspunkt ist die Goldene Pforte in Pforzheim. Im Gegensatz zum Westweg lässt der 230km lange Mittelweg die höchsten Höhen im Schwarzwald aus. Die bekanntesten Orte im nördlichen und im mittleren Teil des Mittelwegs sind Bad Wildbad, Freudenstadt, Schiltach, St.Georgen, Triberg und Furtwangen. Nachdem der Mittelweg bei der Kalten Herberge auf den Westweg trifft, kreuzt er bei Lenzkirch den Schluchtensteig. Von dort führen zwei Varianten hinunter an den Hochrhein: Die westliche führt über die Orte Schluchsee, Häusern und Höchenschwand, die östliche über Rothaus hinab nach Waldshut.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.