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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Schwarzwald: Von Lauterbach zum Gedächtnishaus Fohrenbühl

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:45 Std.
Länge:
14.8 km
Aufstieg:
400 m
Abstieg:
400 m

Panoramasicht am Mooswaldkopf. Wird nach den teuersten Bauwerken im Schwarzwald gefragt, wem fiele dazu der Ausbau des Aussichtsturms auf dem Fohrenbühl ein? Doch tatsächlich flossen bis zum Ende der Arbeiten 460000000000000 Mark in die Taschen der beschäftigten Handwerker. Allein kaufen konnten sie sich mit dem vielen Geld so gut wie nichts ...

Beschreibung

Wer die vielen Nullen richtig abgezählt hat, darf sich die Zahl gern noch einmal auf der Zunge zergehen lassen: 460 Billionen (!) Papiermark musste der Schwarzwaldverein zusammenkratzen, um einen Anbau der zuvor einfachen Herberge und die Erhöhung des Aussichtsturms um fünf Meter zu stemmen. Grund für die Kostenexplosion war, dass die Grundsteinlegung am 14. Juli 1923 mitten in die grassierende Geldentwertung fiel. Erhielt ein Steinhauer zu Beginn der Bauarbeiten noch 36 000 Papiermark in der Stunde ausbezahlt, so waren es am 12. Oktober 1923 bereits 105 Millionen Papiermark. Vergleicht man die Kaufkraft des Geldes zu der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, sank der Stundenlohn allerdings von 36 Pfennigen auf nur noch 11 Pfennige. Am 17. November bekam derselbe Steinhauer 356 Milliarden Papiermark oder 59 Pfennige der Vorkriegszeit pro Stunde ausbezahlt. Bereits zwei Tage zuvor wurde die Hyperinflation mit Einführung der Rentenmark gestoppt. Zu der Zeit hatten die Menschen längst begonnen, mit Geldscheinen die Wände zu tapezieren, um sich so die unbezahlbare Tapete zu sparen.

Aussichten im Doppelpack

Vom Parkplatz und der Bushaltestelle unterhalb des Friedhofs sind es 200 Meter bis zum Rathaus von Lauterbach. Dort biegen wir links in die Albert-Gold-Straße ab. Rund 150 Meter weiter zweigt rechts ein Treppenpfad hoch zum Kreuzfelsen ab. An dem markanten Felsen oberhalb von Lauterbach wurde schon in den 1960er-Jahren geklettert. Nachdem er zeitweilig kaum noch Beachtung fand, wurde der Kreuzfelsen ab 2010 saniert, lose Steine wurden abgetragen und mit geklebten Haken 26 Kletterrouten und Varianten eingerichtet. Seit 2012 ist der Fels wieder zum Klettern freigegeben. Wanderern eröffnet der Fels immerhin eine gute Sicht über Lauterbach.

Nach dem Abstecher steigt der Pfad zu einem Aussichtspavillon an. Nach dem steilen Auftakt ist dies eine günstige Gelegenheit, um durchzuschnaufen, ehe wir auf dem Waldweg auf die offene Hochfläche laufen und, links ab, über landwirtschaftliche Wege nach Imbrand wandern.

Charakteristisches Kinzigtäler Haus

In Imbrand biegen wir rechts auf die Ortsdurchfahrtsstraße ab und wechseln ein kurzes Stück weiter links auf den Kinzig-Neckar-Weg. Mit schönen Aussichten über die Dörfer folgen wir damit der blauen Raute über die Wegweiser Hölzlehof, Wursthof und Kienbronn nach Rotwasser.

Auf dem Weg dorthin lohnt es sich, die Augen offen zu halten, denn neben der weiten Sicht über ausgedehnte Wiesen führt der Weg auch an alten Grenzsteinen und an einem hübschen Weiher vorbei, ehe eine steinerne Sitzgruppe zu einer weiteren kurzen Rast einlädt.

200 Meter nach dem Parkplatz Rotwasser kommen wir zum Kapfhäusle. Das im Privatbesitz befindliche Gebäude gilt mit seinem strohgedeckten Satteldach als charakteristischer Vertreter des Kinzigtäler Hauses. Aufgrund der Bauweise wird davon ausgegangen, dass es im 18. Jahrhundert errichtet wurde. Zwischen dem Häusle und dem Wanderweg erfreut uns ein für den Schwarzwald typischer Bauerngarten.

Stippvisite am Mittelweg

Beim Kapfhäusle treffen wir auf den Mittelweg. Auf dem Fernwanderweg geht es am nächsten Wegabschnitt teils durch den Wald, teils entlang des Waldrands über Mooswald und den Kohlplatz (links abbiegen) hinauf zum Gedächtnishaus Fohrenbühl. Das denkmalgeschützte Haus steht nahe der Passhöhe Fohrenbühl auf dem abgeflachten Gipfel vom Mooswaldkopf (881 m) und erinnert an die »Gefallenen des Weltkrieges von 1914–18 vom Württembergischen Schwarzwaldverein«.

Die Geschichte des Wanderheims geht noch ein paar Jahre zurück: 1904 erbaute der Karlsruher Kunstmaler Robert Engelhorn einen 15 Meter hohen Turm samt einfacher Unterkunftshütte. Bei dem inflationär bedingt teuren Ausbau der Turmhütte zum Gedächtnishaus wurde der Turm auf 21 Meter erhöht, die Hütte vergrößert und mit einem Neubau verbunden. Nach erneuten Umbauten bietet das Wanderheim seinen Gästen heute mehrere große, modern eingerichtete Zimmer, womit es zum beliebten Etappenziel auf dem Mittelweg geworden ist.

Über Dollenhof und Steinkreuz

Während der Mittelweg vor dem Turm rechts nach St. Georgen abbiegt, laufen wir geradeaus weiter, sodass wir das Gedächtnishaus auf seiner linken Seite passieren und der gelben Raute »Am Mooswaldkopf« und »Hohenreutewald« durch den Wald nach Dollenhof folgen.

Dort biegen wir links ab und genießen auf dem Weg nach Im Weberloch nochmals die Sicht über die nun wieder offene Landschaft oberhalb von Lauterbach. Auf den letzten drei Kilometern wandert man dann über da Steinkreuz, passiert eine auffallende Steinbank und den Sommerberg und gelangt wieder hinab zum Ausgangspunkt am Friedhof in Lauterbach, wo diese abwechslungsreiche und gut machbare Runde endet.

Touren-Charakter

Nach dem Anstieg zu Beginn aussichtsreiche Wanderung über Pfade und Wege, die etwas Kondition erfordern

Beste Jahreszeit

April bis November

Ausgangspunkt

Lauterbach-Friedhof (569m)

Endpunkt

Lauterbach-Friedhof (569 m)

Route

Lauterbach - Rotwasser 2-2.15Std. - Mooswaldkopf 1Std. - Lauterbach 1.15-1.30Std.; insgesamt 4.15-4.45Std.

Höchster Punkt

Mooswaldkopf (881 m)

Mein Tipp

Bis 1895 wurden Tannen und Fichten über die Kinzig und ihre Nebenbäche zum Rhein und weiter bis in die Niederlande geflößt. Die Geschichte des historischen Gewerbes wird auf dem 33km langen »Flößerpfad« anschaulich erklärt. Er führt von Wolfach über Schiltach, Schenkenzell und Alpirsbach bis nach Lossburg und stellt auf Tafeln auch das Leben und Wirtschaften der Waldbauern, der Floßknechte und der Schiffer dar. Einen lebendigeren Eindruck von der Flößerei gibt die Kinzigtäler Flößerwoche, deren Höhepunkt eine Schau-Floßfahrt auf der Kinzig ist.

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