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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Schwarzwald: Von Enzklösterle zur Enzquelle

Anspruch:
leicht
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
12 km
Aufstieg:
230 m
Abstieg:
230 m

Im Urwald von morgen. Zum Ende der letzten Eiszeit sind an den Hängen im Nordschwarzwald zahlreiche Karseen entstanden. Die meisten von ihnen verschwanden im Lauf der Zeit wieder oder schrumpften zu einem unscheinbaren Tümpel zusammen. So auch der Bärlochkarsee - dabei war schon seine Entstehung nahezu einzigartig.

Beschreibung

Der staatlich anerkannte Luftkurort Enzklösterle ist einer der beliebtesten Ferienorte im Nordschwarzwald. Im oberen Enztal gelegen, werden die Gäste hier mit frischer, besonders reiner Luft, mit grünen Wiesenauen und mächtigen Tannenwäldern verwöhnt. Zugleich verspricht der Ort durch seine Lage in einem Hochtal Urlaubstage mit garantierter Nebelfreiheit. Das gilt insbesondere für den Herbst. Wenn die tiefer gelegenen Täler oft den ganzen Tag lang unter einer dichten Hochnebeldecke verborgen bleiben, erfreuen sich Spaziergänger und Wanderer an der sonnenverwöhnten Landschaft rund um Enzklösterle.

Historischer Hetschelhof

Als Ausgangspunkt haben wir die A Kurverwaltung in Enklösterle gewählt. Vom Parkplatz ist es ein Steinwurf bis zum ersten Wegweiser an der Friedenstraße. Hier biegen wir rechts ab und folgen der Straße – bei der Weggabelung rechts haltend – zum Kirchweg. Jetzt geht es dreimal kurz nacheinander links: erst in den Kirchweg bis zum Wegweiser »Enzklösterle«, dann in den Bergweg und bei der nächsten Weggabelung hinunter zum Campingplatz Müllerwiese. Alternativ kann man auch über die Zufahrtsstraße zum Campingplatz abkürzen. In beiden Fällen geht es noch vor der Müllerwiese über die Große Enz zum Hetschelhof.

Der 1511 erstmals erwähnte Hof hat die Ortschronik mehrmals mit Schlagzeilen bereichert: 1753 wurde der Hetschelhof wegen Steuerschulden an zwölf Simmersfelder Bürger versteigert. Später diente der Hof als Parkhotel, das Ende 1995 allerdings geschlossen werden musste. Zuletzt brach in dem leer stehenden und sanierungsbedürftigen Gebäude am 17. Juni 2013 ein Feuer aus, das im Bereich der Rezeption Schäden verursachte. Ob der Hof wieder bessere Zeiten erleben oder ob die Brandruine abgerissen wird, war bis zur Drucklegung der vierten Auflage dieses Buchs ungewiss.

Flussaufwärts zur Enzquelle

Beim Wegweiser »Hetschelhof« biegen wir rechts Richtung Gompelscheuer ab und wandern der Großen Enz auf dem Uferweg entgegen. Gut 700 Meter weiter kreuzt der Weg den Kohlerweg. Während der offiziell beschilderte Wanderweg den Fluss überquert, bleiben wir auf der linken Seite (in Laufrichtung) der Enz. Auf dem nächsten Abschnitt laden mehrere Bänke zu einer kurzen Rast ein.

Nachdem wir auch die Rohnbachstraße gekreuzt haben, nutzen wir eine kleinere Brücke und folgen dem mit blauen Wegweisern beschilderten Pfad durch die Sportanlage hinauf zum asphaltierten Petersmühlenweg, sodass wir ein kurzes Stück weiter die Forellenzucht Klaiber passieren.

Auf dem nächsten Abschnitt können wir uns wieder an den bekannten Wegmarkierungen vom Schwarzwaldverein orientieren, die uns über die Petersmühle und die Gompelscheuer zur Enzquelle führen. Die seit 1936 gefasste Quelle befindet sich oberhalb des Zusammenflusses von Poppelbach und Kaltenbach, womit es sich um eine symbolische Quelle handelt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein nutzten die Flößer die Vereinigung der beiden Bäche für die Holzdrift. Heute laden Bänke bei der Quellfassung zum Verweilen ein. Bei der Enzquelle beginnt auch der 115 Kilometer lange Enztal-Radweg.

Der Urwald im Bärlochkar

Gut erholt geht es nach der Pause auf dem Kaltenbachweg 200 Meter bergan zum 3 Flößerhaus und ab dort mit der gelben Raute über idyllische Waldpfade hinauf zum Bärlochkar.

Der Weg führt durch den Bannwald Bärlochkar. Auf einer 104 Hektar großen Fläche ruht seit 1993 die Forstwirtschaft – d. h., Bäume werden in dem Totalreservat weder gepflanzt noch gefällt, und das Totholz wird nicht beseitigt. Mit quer über den Wanderweg liegenden Stämmen ist also immer zu rechnen. Andererseits gibt uns der Bannwald auch die Sicherheit, dass wir nicht plötzlich vor einer Absperrung aufgrund von Forstarbeiten stehen. Statt der Kettensägen sind es damit die Jahrhundertstürme, welche die Entwicklung im Bannwald maßgeblich prägen. So erinnert ein Gedenkstein an die Stürme »Vivien« und »Wiebke« von 1990 und den Orkan »Lothar« von 1999.

Das Große Bärlochkar ist durch seine besondere Ausformung mit einer gestuften Karwand sowie einem inneren und einem äußeren Karwall nicht leicht zu erkennen. Lediglich die mit Wasser gefüllte Karmulde zeigt deutlich an, dass der Boden in früheren Zeiten durch den Eisdruck ausgehobelt wurde. Über diese Vorgänge informieren mehrere Infotafeln. An den von Amphibien und Libellen bevölkerten Restkarsee führt ein stellenweise vernässter Pfad, in und über dem Wasser liegen einige umgestürzte Bäume. Als wir dort waren, boten sie noch genug Halt, um bis zur Tümpelmitte zu gelangen. (Wir sind dafür anschließend in eine Pfütze getappt …)

Rückweg nach Enzklösterle

Nach dem Abstecher ans Wasser kehren wir zurück zu den Infotafeln und folgen nun dem »Bärlochkar-Urwalderlebnispfad« über weitere umgestürzte Bäume und einen Holzsteg erst um das Große, dann um das Kleine Bärloch.

Wo der Pfad nach gut 1,2 Kilometern in einen breiten Forstweg mündet, biegen wir erst nach rechts und 300 Meter weiter dann nach links ab. Nach ein paar Minuten sollten wir so zum Wegweiser »Bärloch« kommen.

Auf den letzten beiden Kilometern können wir dann einfach der Beschilderung folgen und über Rohnbach und das Rohnbachbrückle sowie über den Bergweg und die Rußhütte (s. Kasten) zurück nach Enzklösterle wandern.

Touren-Charakter

Bequem zu wandernde Runde auf (Forst-)Wegen und Pfaden mit sanften Anstiegen ohne besondere Ansprüche

Beste Jahreszeit

Ganzjahrestour

Ausgangspunkt

Kurverwaltung von Enzklösterle (600m)

Endpunkt

Kurverwaltung von Enzklösterle (600 m)

Route

Enzklösterle - Enzquelle 1.40-1.50Std. - Bärlochkar 0.50-1Std. - Enzklösterle 1-1.10Std.; insgesamt 3.30-4Std.

Höchster Punkt

Beim Bärloch (770 m)

Kulturdenkmal Rußhütte

Die Rußhütte von Enzklösterle stammt aus dem Jahr 1829. In ihr wurde bis Ende des 19.Jh. Kienruß gewonnen, das für die Herstellung schwarzer Färbemittel benötigt wurde. Wie viele andere Handwerke diente das Kienrußbrennen den einfachen Menschen als zusätzliche Einkommensquelle bzw. auch als alleiniger Lebensunterhalt. Nachdem die Rußhütte zeitweise in Vergessenheit geraten war, wurde sie 1982 wieder entdeckt und zwischen 1992 und 1994 restauriert. Sie gilt heute als die besterhaltene Rußhütte Deutschlands und ist als Kulturdenkmal und Denkmal der deutschen Chemiegeschichte geschützt. Die Hütte ist von März bis November täglich von 9–17Uhr geöffnet (weitere Infos unter www.enzkloesterle.de).

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