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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Schwarzwald: Sagenumwobener Glaswaldsee

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:30 Std.
Länge:
17.2 km
Aufstieg:
600 m
Abstieg:
600 m

Von Nixen und einem versunkenen Schloss. Sowohl der Westweg als auch der Europäische Fernwanderweg E1 von Schweden nach Umbrien und, seit 2011, der Renchtalsteig verlaufen oberhalb der Karwand des Glaswaldsees. Allerdings führt keiner der Fernwanderwege bis hinunter zum See. Was uns wundert, denn unten am Wasser ist es noch viel schöner!

Beschreibung

Zugegeben, die Anfahrt durch das Wolftal kann sich ganz schön in die Länge ziehen, aber dafür bietet die Runde ab Bad Rippoldsau weit mehr, als wir uns selbst zuvor erträumt hatten.

Los geht es beim Wald-Kultur-Haus an der Landstraße, unweit der Bäckerei Holzwald. Vom Wanderparkplatz laufen wir die ersten 400 Meter auf der Holzwaldstraße über Heimele zum Parkplatz Holzwälder Höhe.

Bei der Weggabelung direkt am Parkplatz halten wir uns rechts, um 100 Meter weiter scharf links abzubiegen. Damit verlassen wir die Straße und steigen mit der Markierung blaue Raute auf Wald- und Feldwegen hinauf zur Hildahütte. Sie steht auf dem flachen Gipfel der Holzwälder Höhe und kommt nach dem drei Kilometer langen Anstieg gerade recht, um kurz innezuhalten und neue Kraft für den nächsten Abschnitt zu tanken.

Aufstieg zur Teufelskanzel

Da sich die offene Hütte direkt am Westweg und auch am Renchtalsteig befindet, trifft man hier häufig auf andere Wanderer. So kamen wir selbst bald ins Gespräch mit einer Männergruppe, die auf ihrer Wanderung entgegen der Tourenbeschreibung einen Schlenker abgekürzt hatte. Schade eigentlich, denn der vermeintliche Umweg hätte sie über die Teufelskanzel geführt, die auch zu den Höhepunkten dieser Wanderung zählt. Im Klartext heißt das: Direkt bei der Hildahütte biegen wir erst rechts, dann 350 Meter weiter nach links zum Graseck ab.

Während Westweg und Renchtalsteig dort nach rechts zur Alexanderschanze abbiegen, wählen wir beim Graseck die entgegengesetzte Richtung und wandern damit über einen breiten Schotterweg zum einen Kilometer entfernten Teufelskanzelweg. Hier treffen wir wieder auf den Renchtalsteig, auf dem wir links hoch auf die Teufelskanzel steigen. Und »steigen« dürfen Sie hier ruhig wörtlich nehmen, denn der Aufstieg entlang der Felskanzel erfolgt über grob behauene Sandsteinstufen, hölzerne, nur zur Hangseite hin gesicherte Treppen und mehrere enge Wegkehren. Das erste Mal haben wir diese Passage im Winter bei Schnee begangen – dann ist der Weg natürlich besonders reizvoll, aber leider auch ganz schön glitschig!

Seeblick oder Blick über den See

Oberhalb der schroffen Felsen mündet der Teufelskanzelweg unvermittelt in einen breiteren Weg. Hier biegen wir links zum Schnepfenmoos ab und folgen schließlich der gelben Raute über Heidenstadt und das Weiherloch zum Seeblick.

Alternativ kann man oberhalb der Kanzel auch rechts abbiegen und die häufiger begangene Variante über die Lettstädter Höhe nehmen.

Vom Wegweiser »Seeblick« sind es noch 20 Meter, bis sich der Wald lichtet und den Blick auf den Karsee freigibt. Beim Aussichtspunkt ist ein Rastplatz mit Bänken und Tisch eingerichtet. Wer bei der Pause lieber eine freie Sicht über den gesamten See genießt, dem empfehlen wir, bis zur See-Ebene zu laufen (dort links) und der blauen Raute über einen steinigen Weg hinunter an den Glaswaldsee zu folgen. Am Seeufer stehen an mehreren Stellen weitere Bänke, sodass man sicherlich bald ein freies Plätzle gefunden hat.

Die Nixe vom Glaswaldsee

Eine Legende berichtet von einer Nixe, die einst im Glaswaldsee gelebt haben soll. Sie war dafür bekannt, dass sie den Bauern bei der Arbeit auf dem Seeebenhof zur Hand ging. Täglich kam sie aus dem Wildsee, wie der See früher genannt wurde, weckte das Gesinde, half bei täglichen Dingen und pflegte das Vieh. Abends aber kehrte sie in den See zurück. Außer Frühstück, Mittag- und Abendessen, das sie getrennt von den anderen unter einer Treppe aß, wollte sie nichts annehmen. Auch sollte ihr der Bauer keine Kleidungsstücke geben. Als der Winter nahte und die Nixe nichts außer einer zerrissenen Jacke, einem schäbigen Schlapphut und ständig feuchter Wäsche anzuziehen hatte, besorgte ihr der Bauer heimlich einen neuen Rock. Als er ihr den gab, erklärte die Nixe aber: »Wenn man mich auszahlt, muss ich gehen. Ich komme ab morgen nicht mehr zu euch.« Trotz der Beteuerungen des Bauers und seiner Frau, dass sie keinen Lohn, sondern ein Geschenk erhalten habe, kehrte die Nixe nicht mehr zurück. In einer anderen Fassung der Sage ist es ein Seemännlein, das dem Bauer half. Und weitere Sagen berichten von einem Schloss oder einem Nonnenkloster, das im Glaswaldsee untergegangen sein soll. Daher wird der See auch »Nonnensee« genannt.

Gemütliches Ausklingenlassen der Tour

Nach den idyllischen Eindrücken am See wählen wir den Pfad nördlich der alten Staumauer (in Blickrichtung zum See rechts von der Hütte) und wandern durch den Wald zum Wegweiser »Bruderhalde«. Von dort folgen wir der blauen Raute über den Höhenweg und die »Grüne Sitzbank« (der Name ist Programm) zur Absbachhöhe.

Dort wechseln wir rechts auf den Weg mit der gelben Raute und gelangen nach 600 Metern zum Wegweiser »Mittelkopf«. Bad Rippoldsau ist zu zwei Seiten hin ausgeschildert. Schöner finden wir die Variante über die Anna­hütte und das Rehgeißennest zum »Alten Kaffeegarten«. Sie führt zwar ein kurzes Stück entlang der Durchgangsstraße von Bad Rippoldsau, dafür aber auch direkt an der Vesperstube Alte Tränke vorbei, wo wir in gemütlichem Ambiente stolz auf das Geleistete zurückblicken können.

Die letzten anderthalb Kilometer bis zum Ausgangspunkt beim Wald-Kultur-Haus eignen sich dann bestens als Verdauungsspaziergang.

Touren-Charakter

Abwechslungsreiche und ruhige Strecke über Wege, Schotterwege und Pfade; Aufstieg entlang der Teufelskanzel über Treppen

Beste Jahreszeit

April bis Oktober

Ausgangspunkt

Parkplatz beim Wald-Kultur-Haus in Holzwald (600m)

Endpunkt

Parkplatz beim Wald-Kultur-Haus in Holzwald (600 m)

Route

Holzwald - Hildahütte 1Std. - Teufelskanzel 45Min. - Glaswaldsee 1Std. - Holzwald 2.15-2.30Std.; insgesamt 5-5.30Std.

Höchster Punkt

Anhöhe zwischen Seeblick undSee-Ebene (960 m)

Mein Tipp

In Bad Rippoldsau-Schapbach gibt der alternative Wolf- und Bärenpark Schwarzwald Bären aus schlechter Haltung ein neues Zuhause. Die Freianlage ist so gestaltet, dass sich die Tiere wieder erholen und – z.B. durch die Futtersuche, durchs Graben und Plantschen – ein Stück weit ihre natürlichen Verhaltensweisen zurückgewinnen. In der Anlage leben außerdem Wölfe, die sich allerdings seltener den Besuchern zeigen. Der Park, der sich durch Spenden, Patenschaften und die Eintrittsgelder finanziert, ist täglich von 10–16Uhr und von März bis November bis 18Uhr geöffnet (Infos unter www.baer.de).

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.