Bruckmann CMYK quer
Panoramawege/ Hochgefühl
wandern

Wandern Schwarzwald: Gletscherhochtal ­Raitenbuch

Anspruch:
mittel
Dauer:
02:30 Std.
Länge:
8 km
Aufstieg:
300 m
Abstieg:
300 m

Premiumweg Hochschwarzwälder Hirtenpfad. Der Hochschwarzwälder Hirtenpfad verbindet blühende Wiesen und lichte Waldränder mit Felsen und Lesesteinhaufen. Auf naturbelassenen Pfaden eröffnet er uns tolle Aussichten über das Gletscherhochtal von Raitenbuch und gibt uns Einblick in die historische Bewirtschaftung des Tals.

Beschreibung

Abgeschoben und ausgerissen

Vom Parkplatz Hirtenpfad sind es nur wenige Schritte bis zum Wegweiser »Am Wildenhof«. Wir biegen rechts auf den mit Gras bewachsenen Pfad ab und folgen der gelben Raute Richtung Möslehof. Sowie wir einen Gehölzstreifen passiert haben, bekommen wir erstmals freie Sicht auf die verstreut gelegenen Häuser von Raitenbuch. Auf diesem ersten Abschnitt der Wanderung geben uns die Schilderungen des späteren Bürgermeisters Siegfried Scharf Einblick in das Leben der Hirten­buben. Als Achtjähriger kam er 1947 auf den ehemaligen s’Lehmanne-­Hof. Dort musste er zehn Rinder, Schweine, Ziegen und Hühner versorgen, aber auch Ähren bündeln und laden und mit einem Dreschflegel die Spreu vom Korn trennen. Obwohl sein Elternhaus nur vier Kilometer entfernt war, blieb er ein ganzes Jahr auf dem Hof. Sein Bruder indes hatte bereits nach zwei Tagen Reißaus genommen.

Zeugen des Gletschers

Vor uns liegt eine sanft geschwungene Landschaft, in der einige Spuren der Würm-Eiszeit zu erkennen sind. Damals erstreckte sich ein Gletscher vom Feldberg über die Raitenbucher Höhe und das Urseetal bis nahe an die Wutach heran. Zum Ende der Eiszeit dauerte es über 10 000 Jahre, bis die an manchen Stellen bis zu 200 Meter dicke Eisschicht abgeschmolzen war. Wo die Gletscherzunge längere Zeit stehenblieb, entstanden Endmoränen, die sich auch heute noch als Wellen und Dämme in der Landschaft abzeichnen. Daneben sind beim Rückzug vom Eis Granitfelsen und andere Findlinge vom Fuß des Feldbergs in das Tal gelangt. Andere Steinansammlungen hat der Mensch geschaffen: Um auf den nach Süden ausgerichteten Hängen Felder anzulegen, sammelte er Steine auf und brachte sie an den Rand des Ackers. Dadurch sind im Lauf der Jahre Lesesteinhaufen entstanden, welche Reptilien einen geschützten Lebensraum bieten.

Gefallener Riese

Nachdem wir einen Waldstreifen durchquert haben, lädt eine Himmelsliege zu einer ersten gemütlichen Rast ein. Wobei – wenn die Sonne hoch am Himmel steht, hält man es nur kurz in der Hitze aus. Damit geht es bald weiter zum Wegweiser »Möslehof« und von dort links hinunter zum Möslehof. Auf dem Weg dahin öffnet sich nochmals die Sicht über das Hochtal, dann geht es auf Pfaden weiter bis zur Raitenbucher Straße. Auf der anderen Seite der Kreisstraße folgen wir der Beschilderung des Genießerpfads teils am Wald­rand, teils durch den Wald und über eine Wiese bis zum Wegweiser »Zinsmoos«. 400 Meter weiter erreichen wir den Standort Alter Ahorn. Der Name erinnert an einen mehrere hundert Jahre alten Ahorn, der 1978 von einem Sturm umgeworfen wurde. Bei dem neuen Ahorn bietet ein Platz mit Bänken und Tisch eine weitere schöne Möglichkeit zur Pause.

Revierkämpfe und Puppenstube

Anschließend geht es auf dem Hochschwarzwälder Hirtenpfad über Klausenhof zum Wegweiser »Am Hohspirn«. Auf diesem Abschnitt verläuft der Weg eine ganze Weile entlang eines hohen Zauns. Laut einem Zettel soll er verhindern, dass das Wild vom Fürstenbergischen Jagdrevier in das angrenzende Revier gelangt. Als Wanderer können wir hier nur hoffen, dass sich die Verantwortlichen bald eines Besseren besinnen, sodass das Wild wieder ungestört durch die Wälder streifen kann. Weitaus schöner finden wir ein Stück weiter die Idee, eine alte Puppenstube aufzuhängen. Das darin ausgelegte Buch ist für Wanderer bestimmt, die hier ihre Eindrücke eintragen möchten. Eine Himmelsliege lädt nochmal zum Verweilen ein, bevorwir am Wegweiser »Am Hohspirn« nach einem Schlenker durch den Wald links abbiegen und die letzten 700 Meter über »Raitenbuch« und die Wildenhofkapelle bis zurück zum Ausgangspunkt am Parkplatz Hirtenpfad in Angriff nehmen.

Touren-Charakter

Bis auf den etwas steileren Anstieg zur Mitte der Tour gemütliche Runde auf bequemen Waldpfaden und Wegen.

Beste Jahreszeit

April bis Oktober

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Hirtenpfad, 1030m

Endpunkt

Wanderparkplatz Hirtenpfad, 1030 m

Höchster Punkt

Bereich oberhalb Raitenbuch, 1070 m

Offenhaltung der Landschaft

Nachdem in den Hochlagen des Schwarzwalds die historischen Bewirtschaftungsformen eingestellt oder Bauernhöfe komplett aufgegeben wurden, konnte sich der Wald vielerorts über die alten Weiden ausbreiten. Für die Anlage des Hirtenpfads haben die Landwirte des Orts den Baumbewuchs wieder zurückgedrängt. Damit tragen sie dazu bei, das landschaftlich attraktive Gletscherhochtal als offenen und reich gegliederten Erholungsraum zu erhalten.

Ein Denkmal für die Hütekinder

Als im Hochschwarzwald noch keine Weidezäune standen, war es Aufgabe der Kinder, auf das Vieh zu achten. Vor allem Jungen aus kinderreichen Familien wurden oft auf die Schwarzwaldhöfe geschickt, wo sie bis zu 15 Stunden am Tag arbeiteten und lernten. Meist nur unzureichend gekleidet, oft barfuß, mussten sie Wind und Wetter trotzen, Kälte und Nässe über sich ergehen lassen. Wenn ein Rind Wasser ließ, nutzten dies einige von ihnen, um sich die nackten Füße in der entstandenen Pfütze aufzuwärmen. Eine unbekümmerte Kindheit blieb ihnen verwehrt. Und doch scherte dies alles ihre eigene Familie kaum. Daheim waren die Eltern froh, einen Esser weniger durchbringen zu müssen. Erst in den 1960er-Jahren, als die ersten Elektrozäune installiert wurden und sich das Bewusstsein in Deutschland änderte, verschwand diese Form der Kinderarbeit. Mit dem Hochschwarzwälder Hirtenpfad wurde den Hütekindern in Raitenbuch ein Denkmal gesetzt.

Lust auf mehr?
Panoramawege Schwarzwald
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Wandern im Schwarzwald macht glücklich. Ob wildromantische Schluchten, Panoramawege oder Familienwanderung – dieser Wanderführer hat das Passende.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.