Wandern Schwarzwald: Der Bernstein bei Bad Herrenalb
Grenzerfahrungen im Norden. Bad Herrenalb markiert den Übergang vom oberen zum unteren Albtal. Von hier steuern wir erst den Bernstein und dann den Falkenstein an. Auch wenn die Tour fast ohne Pfade auskommt, bescheren uns die Ausblicke doch schöne Momente. Gegen Ende wird alles noch von einer malerischen Aussicht auf die »Siebentälerstadt« gekrönt.
Los geht es beim Bahnhof von Bad Herrenalb, von wo wir der gelben Raute um die Fachklinik Falkenburg und mehrere Hotelgebäude zum Rehteich folgen. Dabei passieren wir die Falkenburgbahn: Der Schrägaufzug verbindet den Bahnhof über die Mittelstation beim Thermehotel Falkenburg mit der Bergstation bei der Klinik Falkenburg. Auf einer Länge von 145 Metern überwindet die Bahn 46 Höhenmeter. Oder besser gesagt: überwand. Denn seit dem 1. Januar 2013 ruht der defizitäre Betrieb.
Beim Wegweiser »Rehteich« biegen wir rechts ab und passieren einen speziell für Wanderer ausgewiesenen Waldparkplatz. Rund 500 Meter weiter erreichen wir den Rennbergfels. Bis zum Falkenstein wäre es von hier nur noch ein kurzes Stück zu Fuß. Wir aber wollen ja wandern – also biegen wir links ab und umrunden auf der stetig ansteigenden Forststraße erst den Bottenberg (563 m), dann den Rennberg (744 m) und anschließend auch noch den Mauzenberg (759 m). Beim Wegweiser »Am Mauzenberg« ist diese lange Passage durch den Wald endlich geschafft.
Auch ohne Schmuck ein Juwel
Auf dem Höhenrücken treffen wir auf einen historischen Grenzweg, der einst das Hoheitsgebiet des Großherzogtums Baden vom Königreich Württemberg trennte. Für uns ist der unebene und sandige Weg der Zugang zum Bernstein.
Dessen Name erinnert zwar an die im Nord- und Ostseeraum verbreiteten Schmucksteine aus fossilem Harz, hat damit aber nichts zu tun. Stattdessen wird davon ausgegangen, dass sich der Name vom althochdeutschen »bero« ableitet, was »Bär« bedeutet. Tatsächlich lebten noch bis ins 18. Jahrhundert hinein Braunbären im Schwarzwald (ehe der letzte 1740 im Murgtal erlegt wurde), und in den Felsen des Bernsteins befinden sich Aushöhlungen, die groß genug sind, um einem Braunbär einen geeigneten Unterschlupf zu bieten.
Welche Bedeutung der Bernstein für die Menschen seit jeher hat, zeigt die in den Fels geschlagene Jahreszahl von 1848, dem Beginn der Badischen Revolution. 16 Jahre später wurde eine Felsentreppe angelegt; seitdem ist der sechs Meter hohe, oben abgeflachte Buntsandsteinfelsen auch ohne Kletterei zu erreichen. Als dritte Besonderheit erhielt der Bernstein im Jahr 1877 ein drei Meter hohes Steinkreuz. Wer das rund eine Tonne schwere Kreuz hierher geschafft hat und warum, ist nicht überliefert – als Initiatoren werden aber die Karlsruher Wanderfreunde vermutet, die in der Nähe auch einen Brunnen gefasst haben.
Auge, was willst du mehr?
Von den umliegenden Gemeinden wird der seit 2007 als Naturdenkmal geschützte Felsblock gern als »Hausberg« bezeichnet. Wer die groben Stufen hinaufsteigt, weiß warum. Denn obwohl der Bernstein mit nur 694 Metern Höhe deutlich niedriger ist als die bekannten Aussichtsberge im Nordschwarzwald, eröffnet sich dem Wanderer vom Felsplateau eine traumhafte Aussicht. Bei optimalen Bedingungen reicht diese im Norden von den Bergen im Pfälzer Wald über die Oberrheinebene, Straßburg und die Mittelvogesen bis hin zu den Hochvogesen im Süden. Das Panorama erstreckt sich dann über eine Länge von 180 Kilometern! Am hinteren Eck des Plateaus hilft die »Bernsteinplatte«, die Orte und Berge bis zu einer Entfernung von 18 Kilometern zu bestimmen.
Während auf dem Bernstein selbst eine Bank zum Verweilen einlädt, bietet die Bernsteinhütte am Wanderweg Schutz vor Wind und Regen. Die nach vorne offene Blockhütte ist die dritte Schutzhütte, die hier errichtet wurde. Nachdem eine erste Hütte im 19. Jahrhundert noch am Nordhang auf Rotenfelser Gemarkung – auf badischer Seite – Wanderern, Sammlern und Forstleuten Schutz bot, wurde in den 1930er-Jahren eine neue Hütte auf der Gemarkung von Bernbach – und damit auf württembergischer Seite – errichtet. Nachdem diese baufällig geworden war, wurde am selben Standort die heutige Bernsteinhütte errichtet und 2002 feierlich eingeweiht.
Mauzenstein und Falkenstein
Nach dem Abstecher geht es auf dem Grenzweg zurück zum Wegweiser »Am Mauzenberg«. Dort biegen wir links ab und folgen der gelben Raute über den wenig spektakulären Mauzenstein (beim Wegweiser rechts) und Pfahlwald zur August-Bechtle-Hütte. Die Hütte stand früher beim Aussichtspunkt am Falkenstein. Um die Natur zu schützen, wurde sie jedoch 2009 abgebaut und am heutigen Standort wieder errichtet.
Um zu den Felsen zu gelangen, müssen wir bei der Hütte links auf den Falkensteinweg abbiegen. Nach etwa 300 Metern öffnet sich dann die Sicht über Bad Herrenalb und das Albtal hin zum Marienberg (720 m) und zum Wurstberg (691 m). Wer bis vor an das Geländer tritt, bekommt außerdem einen spektakulären Tiefblick über die steil abfallenden Falkenfelsen geboten. Als höchster dieser Felssäulen ragt der Falkenstein 40 Meter in die Höhe – eine Rarität im Nordschwarzwald. Das ist dann auch einer der Gründe, warum die Felsen seit 1949 als Naturdenkmal geschützt sind. Um Schäden am Gestein und den hoch angepassten Pflanzen und Tieren zu vermeiden, ist der Zutritt zu den Felsköpfen gesperrt. So soll das Überleben einiger seltener Flechten, aber auch von Heidekraut und Moosen gesichert werden. Wer nichts falsch machen will, setzt sich am besten auf die Bank und genießt von dort den tollen Ausblick.
Anschließend kehren wir auf demselben Weg zurück zur August-Bechtle-Hütte und folgen von dort dann wieder der gelben Raute über den Rennbergfels bis hinunter nach Bad Herrenalb.
Region
Touren-Charakter
Technisch einfache Runde über breite Wege und auf alten Forststraßen; Aufstieg auf den Bernsteinfelsen über Treppen
Beste Jahreszeit
Ganzjahrestour
Ausgangspunkt
Bahnhof Bad Herrenalb (351m)
Endpunkt
Bahnhof Bad Herrenalb (351 m)Route
Bad Herrenalb - Bernstein 2-2.30Std. - Falkenstein 1.30Std. - Bad Herrenalb 30Min.; insgesamt 4-4.30Std.
Höchster Punkt
Bernstein (694 m)Kiefer auf der Mauer
Wenige Schritte vom Rathausplatz entfernt, direkt an den Wanderwegen Richtung Teufelsmühle und nach Kaltenbronn, ist es einer Kiefer gelungen, auf einem Torbogen der alten Klosterkirche zu wachsen. Weil dahinter weitere Bäume stehen, ist dies vom Weg aus nicht eindeutig zu erkennen. Sobald man aber den ersten Torbogen der Ruine durchschritten hat, besteht kein Zweifel mehr: Die Kiefer wächst wirklich oben auf dem alten Gemäuer. Damit dies auch so bleibt, ist der mächtige Nadelbaum mit Drahtseilen gesichert.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.