Wandern Schwarzwald: Aufstieg auf den Brandenkopf
Auf den Spuren von Heinrich Hansjakob. Der Brandenkopf bildet den Mittelpunkt zwischen den touristisch reizvollen Tälern der Kinzig, der Wolf und des Harmersbachs. Zugleich zählt der Berg zu denen, die schon lange auf unserer Liste möglicher Wanderziele standen und immer wieder doch nicht begangen wurden. Bei den Arbeiten zu diesem Buch hat es dann endlich geklappt.
Wer den Titel dieses Wanderführers wortwörtlich nimmt, wird sich bei dieser Tour wundern, kommt die Tour hinauf zum Brandenkopf doch vom ersten bis zum letzten Meter ohne Pfade aus. Wir haben sie dennoch bei den »Vergessenen Pfaden« aufgenommen – schon deshalb, weil wir selbst zwar schon oft daran gedacht, die Tour dann aber ein ums andere Mal verschoben hatten. Auf unserer persönlichen Wanderkarte blieb somit immer ein unschöner weißer Fleck zwischen dem Kinzigtal und den Wandergebieten bei Bad Peterstal-Griesbach.
Das wog umso schwerer, da der Brandenkopf selbst einer Ferienregion mit den Orten Zell am Harmersbach, Oberharmersbach, Biberach und Nordrach seinen Namen verliehen hat. Den Ausschlag gab jedoch, dass wir diese Tour so gestalten konnten, dass sie größtenteils auf dem »Hansjakobweg« verläuft: Der Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob hat mit seinen Erzählungen insbesondere im Mittleren Schwarzwald dafür gesorgt, dass das Leben der meist einfachen Leute seinerzeit bis heute in lebendiger Erinnerung geblieben ist.
Über den Billersberg
Von der S-Bahn-Haltestelle sind es gut 100 Meter bis zum Startpunkt beim Rathaus von Oberharmersbach. Wer auf dem Chilbiplatz geparkt hat, muss etwa das Doppelte laufen, kann aber auch über den Mühlenweg zum Wegweiser »Ehemalige Ziegelhütte« abkürzen. In beiden Fällen geht es dann auf dem mit einem Hutsymbol markierten Hansjakobweg hinauf zur Siedlung Billersberg.
Auf dem Weg dorthin öffnet sich bald die Sicht über das idyllische Harmersbachtal. Während im Südwesten die Kuppen der Berge jenseits der Kinzig zu sehen sind, versperren nach Nordwesten der Täschenkopf (823 m) und der Rautschkopf (782 m) den Blick ins benachbarte Nordrachtal. Zu den Höfen im Tal zählen der Kudererhof und der Lunzenhof. Während vor dem Ersten der Galgen des Harmersbacher Reichstals stand, wurde der Zweite durch den »kampfeslustigen und aufrührerischen Lunzenbur Gabriel Breig« bekannt. Er hatte einst die Bauern im Streit gegen die Zeller Bürger aufgewiegelt und angeführt.
Bei den Häusern auf dem unteren Billersberg lernen wir als Nächstes Wilhelm Pfundstein, den »Hertigsbur«, kennen. Er praktizierte seinerzeit im Leibgedinghaus des Hertighofs und machte sich als der beste Sympathiedoktor im Kinzigtal einen Namen.
Zum Schwarzenbachsattel
Oberhalb der Höfe geht es über Häldele und den bewaldeten Billersberg (657 m) hinauf nach Durben. In dem von Wald umschlossenen Weiler bietet die Bergwirtschaft Zum Durben Übernachtungsmöglichkeiten und hofeigene Produkte an. Zudem öffnet sich hier die Sicht über das Rheintal bis zum Blauen Band der Vogesen.
Anschließend führt uns der Hansjakobweg auf den Schwarzenbachsattel. Die 786 Meter hoch gelegene Passhöhe zwischen dem Brandenkopf und dem Nillkopf wird seit jeher von Wanderern und Wallfahrern, die unterwegs ins Harmersbach- und ins Kinzigtal sind, genutzt. Der Sattel markiert außerdem die historische Grenze zwischen dem Reichstal Harmersbach und den Kinzigtäler Besitzungen der Fürsten von Fürstenberg.
Auf den Brandenkopf
Auf dem Sattel biegen wir links ab, passieren die Karl-Albert-Junghans-Hütte und folgen dem Hutsymbol auf Waldwegen über den Spitzbrunnen und den Farnlehenkopf hinauf zum Brandenkopf. Seinen Namen erhielt der Berg nach einem verheerenden Waldbrand im Jahr 1730; zuvor hieß er Varnlehenskopf.
Seit 1929 bietet der 29 Meter hohe Brandenkopfturm einen weitreichenden Rundumblick auf die Schwarzwaldlandschaft – an klaren Tagen soll die Sicht bis zu den Alpen, zu den Vogesen und zur Schwäbischen Alb reichen. Wegen dieser exponierten Lage wurde auf dem Berg der Sender Brandenkopf aufgestellt. Außerdem wird am Brandenkopf die Windkraft genutzt, was vor dem Hintergrund, dass der Wald die Anhöhe längst zurückerobert hat, vertretbar ist. Mit Verwunderung hingegen nehmen wir ein Schild zur Kenntnis, auf dem der Hausberg von Oberharmersbach zur »höchsten Erhebung im Mittleren Schwarzwald« erklärt wird. Bisher hielten wir den Kandel mit seinen 1241 Metern für den höchsten Gipfel ... Und betrachtet man die Berge nördlich der Kinzig, so wird der Brandenkopf – mit Ausnahme der Turmspitze – immer noch von der Lettstädter Höhe (966 m) übertroffen.
Umso beliebter ist dafür das als Berggaststätte geführte Wanderheim direkt neben dem Turm. Neben den Wanderwegen ist dieses auch über eine Zufahrtsstraße erreichbar.
Entscheidung auf dem Sattel
Nach dem Abstecher auf den Brandenkopf geht es auf demselben Weg zurück zum Schwarzenbachsattel. Hier haben wir die Wahl: Entweder kehren wir auf den bekannten Wegen über Billersberg zurück nach Oberharmersbach, oder wir wählen den Abstieg nach Zell am Harmersbach.
In diesem Fall verlassen wir auf der Passhöhe den Hansjakobweg und folgen der gelben Raute über den Nillwald zu den Nillhöfen. Der Begriff »Nill« leitet sich vom Mittelhochdeutschen »nülle« ab und steht für »Scheitel, Berggipfel«. Dieser Höhenkamm trennt das Harmersbachtal von dem Kinzigtal und bietet eine weitere schöne Aussicht, die im Süden bis zum Feldberg reicht. Der heute als Gestüt betriebene Nillhof wurde erstmals im Jahr 1313 in der Zeller Chronik erwähnt.
Beim Wegweiser unterhalb der Höfe halten wir uns dann links und spazieren über die aussichtsreiche Anhöhe zum Niller Eck. Dort treffen wir wieder auf den Hansjakobweg, dem wir rechts über den Kohlplatz und durch den Buchenwald hinunter zur S-Bahn-Haltestelle »Birach« folgen. Auf diesem letzten Abschnitt werden wir noch über die tragischen Ereignisse auf dem nicht mehr erhaltenen Hermeshof informiert, ehe wir uns in Birach über einen frei zugänglichen Lokomotiv-Oldtimer freuen können. Die Rückkehr nach Oberharmersbach erfolgt dann mit dem Bus oder der S-Bahn.
Region
Touren-Charakter
Zwar langer, aber gut machbarer Anstieg zum Brandenkopf über breite Wege, landwirtschaftliche Straßen und Forststraßen
Beste Jahreszeit
Ganzjahrestour
Ausgangspunkt
Oberharmersbach (298m)
Endpunkt
Birach (240 m)Route
Oberharmersbach - Durben 1.30-1.45Std. - Brandenkopf 0.50Std. - Nillhöfe 1Std. - Birach 1.10-1.20Std.; insgesamt 4.30-5Std.
Höchster Punkt
Brandenkopf (945 m)Heinrich Hansjakob
Der gebürtige Haslacher zählt bis heute zu den meistgelesenen Autoren in Baden. Während seiner schriftstellerischen Tätigkeit hat Heinrich Hansjakob 74 Bücher – darunter etliche Erzählungen und Reiseschilderungen, aber auch historische und politische Schriften – veröffentlicht. Zu den Bekanntesten zählen »Wilde Kirschen«, »Waldleute«, »Bauernblut«, »Aus meiner Jugendzeit« und »Erinnerungen einer alten Schwarz-wälderin«. Diese und zahlreiche weitere Werke des volksnahen Schriftstellers werden heute vom Hansjakob-Verlag der Stadt Haslach herausgegeben (Infos unter www.heinrich-hansjakob-gesellschaft.com).
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.