Bruckmann CMYK quer
Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Schwarzwald: Auf dem Weg der Ziegen zum Wasserfall

Anspruch:
leicht
Dauer:
03:00 Std.
Länge:
10.5 km
Aufstieg:
300 m
Abstieg:
300 m

Menzenschwander Geißenpfad. Nach der Besiedlung des Schwarzwalds bildeten Holz- und Viehwirtschaft jahrhundertelang die Wirtschafts- und Lebensgrundlage. Dazu brauchte es robuste Tiere, die auch karge Zeiten überstanden. Neben den Hinterwälder Rindern zählten dazu die Geißen (Ziegen). Ihnen wurde in Menzenschwand ein Wanderweg gewidmet.

Beschreibung

Ziegenherden sind seit jeher Bestandteil der Landschaft im Schwarzwald. Durch mittelalterliche Erzählungen und traditionelle Festzüge sind auch die Ziegengespanne bekannt. Dennoch verschwanden die Ziegen im 20. Jahrhundert vielerorts, denn in der zunehmend industrialisierten Landwirtschaft kam man nun ohne die zierlichen Hungerkünstler aus.

Mit wachsendem Bewusstsein für ein intaktes und attraktives Landschaftsbild erleben die Ziegen jedoch eine Art Renaissance – die gleichermaßen genügsamen wie geschickten Tiere sind wie dafür geschaffen, empfindliche und nährstoffarme Lebensräume an den Berghängen offen zu halten. Im Mai 2014 wurde deshalb der »Menzenschwander Geißenpfad« eröffnet. Der drittälteste Genießerpfad im Hochschwarzwald bietet herrliche Weitblicke über das Menzenschwander Albtal, begleitet vom ständigen Geklimper der Ziegenglocken.

Frech und neugierig

Direkt beim Mösleparkplatz informiert eine Schautafel über die Besonderheiten des Geißenpfads. Die Orientierung fällt leicht: immer den Schildern und den Symbolen des Genießerpfads nach. Damit geht es zunächst auf der Fahrstraße ein kurzes Stück zurück zum Hinterdorf von Menzenschwand. Nachdem wir mehrere alte Höfe passiert haben, biegen wir links in den Schwarzenbergweg.

Gut 300 Meter weiter geht die Straße in einen Pfad über, und wir werden womöglich schon von der ersten Geißenherde begrüßt. Die Tiere sind Menschen gewohnt und bisweilen sehr neugierig. Auf einer Tafel am Rand der Weide sind weitere Spazierwege und kurze Wanderungen durch das Menzenschwander Tal dargestellt. Wer sich die Karte dazu genauer anschaut, wird feststellen, dass diese Runde alle wichtigen Stationen der anderen Wege mit umfasst.

Spuren der Vergangenheit

Zwischen den Weiden steigt der Pfad entlang des Schwarzenbergs zum Gewann Im Geschweih an. Der Hang bildet die Ostflanke des Albtals und wird landschaftlich durch sehr gut ausgeprägte Weidfelder bestimmt. Das Mosaik von flachgründigen, felsigen Bereichen und tiefergründigen Zwergstrauchheiden bietet vielen seltenen Arten einen geeigneten Lebensraum. Nachdem im Frühjahr die Hunds-Veilchen die ersten warmen Tage begrüßen, können wir uns im Sommer über Silberdisteln, die auch als »Bergwohlverleih« bekannte Arnika und über Heidelbeeren freuen. Zugleich lohnt sich der Blick zurück, wo wir immer neue Eindrücke von den malerisch zwischen den Bergen eingebetteten Tälern der Alb und des Krunkelbachs gewinnen.

Vom höchsten Punkt der Wanderung folgen wir dem Geißenpfad zur »Flößers Rast«. Auf dem Weg dorthin passieren wir die Endmoräne des letzten Gletschervorstoßes vor der Warmzeit. Die Ablagerung der durch den Gletscher zuvor abgeschliffenen Steine versperrte der Alb den Weg ins Tal. Da sie die Endmoräne nur auf wenigen Metern Breite durchbrochen hat, eignete sich die Stelle bestens für die Holzflößerei. 1779 ließ das Kloster St. Blasien eine Kluse (Wehr) bauen, um Brennholz durch schwallweises Öffnen des Wehrs zum Eisenwerk in Albbruck zu flößen. Der aufgestaute Klusensee machte diesen Vorgang weitgehend unabhängig von Schmelz- und Regenwasser. Nach Einstellung der Flößerei entstanden wertvolle Biotope am Klusensee. Um ihren Fortbestand zu sichern, wurde die Klusenmauer 2010 saniert und eine Pendelrampe eingebaut, welche die Durchgängigkeit der Menzenschwander Alb gewährleistet.

Rückblick zu den Alpen

Einen Steinwurf von der Endmoräne entfernt weist ein Schild auf etwas hin, was man sonst sicherlich übersehen hätte: Nur wenige Meter neben dem Pfad reicht der Blick bis zum Titlis (3238 m) und, links davon, zum Sustenhorn (3503 m), zwei der bekanntesten Berge der Urner Alpen. Um die beiden Gipfel deutlich zu erkennen, muss man allerdings Glück mit dem Wetter haben. So konnten wir am Horizont nur etwas Schemenhaftes erkennen – oder hatten wir nur Staub in den Augen? Wir wissen es nicht. Umso besser zu sehen ist anschließend die »Flößers Rast«. Sie befindet sich im Gewann In der Klause und erinnert ebenfalls an die Zeit der Flößerei.

Anschließend geht es im Bereich einer Seitenmoräne in den Wald. Am Scheitelpunkt des Wegs verdient eine aus grob behauenen Steinen zusammengesetzte Mauer unsere Aufmerksamkeit: Es handelt sich um eine historische Laderampe, welche das Beladen der Fuhrwerke mit Holzstämmen erleichterte.

Nachdem wir die Alb überquert haben, kommen wir zum Wegweiser »Klusenwald«. Von dort geht es talwärts an der Kluse vorbei, danach halten wir uns zweimal rechts und folgen der Beschilderung – wieder ein Stück bergan – zum Schesslong dü Boah. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, sollte den Abstecher unbedingt machen – ihn erwartet eine urige Sitzmöglichkeit.

Nach dem Abstecher zum Waldliegestuhl geht es auf demselben Pfad zurück zum letzten Wegweiser und von dort hinab zur Albschlucht. Der Abstieg durch die enge Schlucht ist mit Treppen und Geländern gut gesichert, die Wasserfälle zählen zu den schönsten im Hochschwarzwald.

Unterhalb der Schlucht passieren wir erst den Albhof mit dem Restaurant Zum ­Kuckuck, dann einen Wanderparkplatz zwischen dem Wald und dem Ziegenhof. Der letzte Abschnitt der Wanderung führt damit ein Stück weit in das Krunkelbachtal hinein. Von besonderem Interesse sind hier die Uranvorkommen. Nach dem Studium der Infotafeln bei der Barbaraquelle überqueren wir den Krunkelbach. Auf der anderen Talseite sind es dann noch gut zwei Kilometer bis zum Ausgangspunkt des Geißenpfads am Mösleparkplatz.

Touren-Charakter

Überraschend unterhaltsame Runde auf Pfaden und Forstwegen, die etwas Trittsicherheit erfordern. Der Abstieg durch die Schlucht erfolgt über Treppen.

Beste Jahreszeit

Mai bis Oktober

Ausgangspunkt

Mösleparkplatz (880m)

Endpunkt

Mösleparkplatz (880 m)

Route

Mösleparkplatz - Titlisblick 1Std. - Schesslong dü Boah 45Min. - Mösleparkplatz 1.15Std.; insgesamt 3Std.

Höchster Punkt

Im Geschweih (1045 m)

Mein Tipp

Probebohrungen in bis zu 240m Tiefe führten zu der Annahme, dass sich im Krunkelbachtaldie größte Lagerstätte von Uranerz in Europa befindet. Aus Umweltschutzgründen und aufgrund heftiger Proteste der Bevölkerung sowie wegen fehlender Rentabilität wurde die Förderung 1989 gestoppt, und die Stollen wurden geflutet. Das beim Zerfall von Uran entstehende Radon wird im Radon Revital Bad in Menzenschwand (www.radonrevitalbad.de) therapeutisch eingesetzt.

Lust auf mehr?
Vergessene Pfade Schwarzwald
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Einsame Steige, wenig begangene Pfade und fast vergessene Routen – ein besonderer Wanderführer für neue Entdeckungen im Mittelgebirge Schwarzwald.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.