Wandern Schwäbische Alb: Vom Schlossberg zu den Wasserfällen
Der Klassiker von Bad Urach. Wer gerne auf der Schwäbischen Alb wandert, der muss einmal diese Tour als Pflichtprogramm gemacht haben. Dazu gehört auch eine Rast bei der legendären Wasserfallhütte. Warum in die Alpen fahren, fragt sich mancher Langschläfer nach dieser Tour?!
Um Bad Urach herum
Bad Urach gilt als der Ort, in dem ein schlauer Bäcker die Breze erfand, und ist geradezu perfekt für Langschläfertouren. Hier läuft einem nichts weg, egal ob man gewissenhaft um acht Uhr morgens startet oder erst nach dem Mittagessen. Der Wasserfall von Bad Urach rauscht für jeden Wanderer majestätisch seine 33 Meter über die Felsen hinab. Am Morgen genauso wie am Nachmittag. Los geht die Wanderung am Parkplatz P19 Schulmeisterbuche. Hier beginnen einige Touren. Eine Möglichkeit ist es, den Schlossberg mit der Ruine Hohenurach zu umrunden. Der Wanderweg führt ins Brühltal, immer am Waldrand entlang. Dabei bieten sich wunderbare Blicke auf den Uracher Wasserfall. So weit, so gut.
Doch dann folgt ein steiler Anstieg hinauf zur Hochwiese mit dem Wasserfall. Spätestens hier vergeht manchem Langschläfer die gute Laune. Auch die Aussicht auf ein frisches Bier bei der Wasserfallhütte motiviert nur bedingt. Deshalb scheidet diese Variante für alle Wanderer, die lieber gemütlich unterwegs sind, aus. Wir aber haben eine weniger schweißtreibende Tour vor uns.
Zuerst geht es vom Parkplatz an der Schulmeisterbuche moderat am Schlossberg aufwärts. Wer möchte, kann einen kleinen Abstecher zur Burgruine Hohenurach unternehmen. In nur zehn Minuten ist die mittelalterliche Festung erreicht und es warten, neben einem beeindruckenden historischen Gemäuer, geniale Fernblicke über Bad Urach. Von einer Bastion aus ist sogar im Wald der Uracher Wasserfall zu sehen.
Ehrfürchtig sind manche Schwaben hier unterwegs, denn auf der Burgruine Hohenurach stellten sich einige wichtige Weichen in der Geschichte von Württemberg. Auf demselben Weg gehen wir wieder zurück auf den Hauptweg und folgen der Unteren Schlosssteige. An sie erinnern sich am nächsten Tag manche Langschläfer-Waden. Kurz nun steil bergauf und am Waldrand weiter nach oben. Auf dem Kreuzsattel treffen einige Wanderwege aufeinander. Wir gehen nun bis zur Kreuzhütte, einer offenen Schutzhütte mit Grillplatz. Wer Hunger und Lust auf ein offenes Feuer hat, der legt hier eine Pause ein. Eine gute halbe Stunde führt der Weg durch einen dichten Buchenwald. Wenn man stehen bleibt und still ist, hört man die Blätter rauschen. Im Sommer spenden die Bäume perfekt Schatten und kein Langschläfer bekommt zu viel Sonne ab. Pure Wanderidylle auf der Schwäbischen Alb!
Zum Uracher Wasserfall
Die Wasserfall-Hochwiese ist erreicht. Hier ist es Langschläferpflicht, sich hinzusetzen und sich an der Wasserfallhütte ein Bier oder eine Wurstsemmel zu gönnen. Wahrscheinlich saß hier auch schon einmal der bekannte schwäbische Dichter und Schriftsteller Eduard Mörike, denn er schrieb folgende Zeilen über den Uracher Wasserfall:
»Ein Wasserfall, mein Freund
Uns beiden wohlbekannt.
Wie manchmal standen wir davor,
An ihm berauschend Aug und Ohr
Da wir noch andre Burschen waren ...«
Keine Sorge, es gibt noch mehr Hintergrundwissen für Angeber. Früher rauschte nicht ein Wasserfall zu Tal, sondern mehrere, doch die pfiffigen Schwaben führten diese zu einem zusammen. Ganz Wagemutige gehen bis zur Kante vor und sehen hinunter, wie sich der Wasserfall über den Kalktuff ergießt. 37 Meter stürzt das Wasser in die Tiefe. Je nach Niederschlag können es zwischen 70 Liter im trockenen Hochsommer und 420 Liter Wasser an einem regnerischen Frühlingstag sein, die sich pro Sekunde ergießen.
Aber welchen der Besucher, die vor dem Absperrgitter am Uracher Wasserfall stehen, interessieren schon blanke Zahlen. Von hier aus bietet sich ein Bilderbuchblick in das Brühltal. Zu jeder Jahreszeit ist diese Sicht ein Genuss.
Auch die Ruine Hohenurach ist von diesem Standort aus gut zu sehen. Wer sich von den Strapazen des Aufstiegs erholt hat, nimmt nun gemütlich den Rückweg in Angriff. Doch Halt! Langschläfer sind Menschen, die nichts überstürzen, und für einen kleinen Imbiss findet man immer Zeit. Über die Brücke überqueren wir den Wasserfallabfluss und gehen durch den Wald hinunter nach Bad Urach. Steile Steinstufen erleichtern den Abstieg. Unterwegs kann es zu dem einen oder anderen Stau kommen, doch Langschläfer sind gemütliche Menschen und haben es selten eilig. Unterwegs lohnt es sich, stehen zu bleiben. Aus dem Kalktuff sägten die Menschen früher große Blöcke heraus und verwendeten sie als Baumaterial.
Plötzlich rauscht es, so wie bei einem unscharf eingestellten Radiosender. Nun stehen wir an der Stelle, wo der Wasserfall auf den Kalktuff trifft. In weit ausladenden Kaskaden sucht sich das Wasser seinen Weg ins Tal. Parallel dazu führt eine Treppe hinunter (wobei Langschläfern eine Rolltreppe noch lieber wäre). Bald ist der Talgrund erreicht. Hier rechts halten und mit dem Brühlbach wandern. Wir wechseln zum anderen Ufer und gehen über die Brücke. Jetzt führt der Weg moderat rechts bergauf. Vom Oberen Wasserfallweg bietet sich nochmals ein toller Blick ins Brühltal. Bald passiert man den Wasserfall-Parkplatz. Wir halten uns weiter rechts am Hang, bis das Graf-Eberhard-Sträßchen erreicht ist, das zum Wanderparkplatz Schulmeistersbuche zurückführt. Wer die vielen hier auch am Nachmittag parkenden Autos registriert, der fühlt sich bestätigt: Von den Bad Uracher Sehenswürdigkeiten läuft einem keine davon.
Region
Touren-Charakter
Lasst die anderen sich vom Bühltal kommend den Anstieg hinaufquälen. Langschläfer sind schlau und kommen von oben: vom Wasserfall. Mit dem moderaten Anstieg vom Parkplatz Schulmeisterbuche ist diese Tour locker zu schaffen.
Beste Jahreszeit
Frühling, Sommer und Herbst
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz P19 Schulmeisterbuche
Endpunkt
Wanderparkplatz P19 SchulmeisterbucheInformation
Besonderes
Ein Abstecher auf die Ruine Hohenurach lohnt sich!
Burg Hohenurach
Wie bei vielen Burgen ist auch bei der Ruine Hohenurach das genaue Erbauungsjahr durch die Grafen von Urach unklar. Im Gegensatz zu den heutigen Häuslebauern hatten die Adeligen damals keinen Bausparvertrag. Doch Hohenurach eignete sich perfekt als Pfand. So verpfändete 1239 EginoV. die Burg an die Württemberger Grafen. Immer wieder wechselte die Festung ihre Besitzer. Von 1535 bis 1555 baute Herzog Ulrich von Württemberg, ein sehr streitsüchtiger Charakter, Hohenurach zur Landesfestung aus. Im Dreißigjährigen Krieg war die Festung acht Monate von einem kaiserlichen Regiment belagert, bis die Besatzung kapitulierte. Als 1694 ein Blitz in den Pulverturm einschlug, ging es mit der Festung bergab. Sie diente bis 1761 als Gefängnis und später als Baumaterial für das Schloss Grafeneck.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.