Wandern Schwäbische Alb: Roggental
Unterirdisch, unvergesslich. Abwechslung ist das halbe Wandererleben. Davon bietet die Tour von Schnittlingen durchs Roggen- und Magental genug. Unterwegs kommen wir zu einer sagenhaften Höhle und einem Wirtshaus, das weit über das Roggental hinaus bekannt ist. Also, worauf warten wir? Ziehen wir die Wanderschuhe an!
»Ich komme nur wegen der Forellen
ins Roggental!«, gesteht ein Gast in der Oberen Roggenmühle. Hier werden die leckeren Fische auf verschiedene Arten fangfrisch zubereitet: nach Müllerin Art (mit Mehl eingestäubt), als Forelle blau oder appetitlich auf Buchenholz geräuchert. Hinter der Mühle schwimmen die Fische in ihren Weihern, und für Nachschub ist somitgesorgt. Manche Gäste reisen per Auto oder Motorrad an. Andere sind sportlich und radeln hierher. Klassisch ist es, von Schnittlingen aus zur Oberen Roggenmühle zu wandern.
Im Ortskern von Schnittlingen steht unübersehbar der Dorfbrunnen. Hier wenden wir uns in Richtung Kirche und folgen auf der Ziegelstraße den Wegweisern nach Eybach. Sie führt aus dem Dorf hinaus und als Wirtschaftsweg nach Ziegelhütte. Weiter geht es über Felder und Wiesen. Bald gabelt sich der Weg, und wir wandern rechts auf den Wald zu. Der anfänglich breite Forstweg wird immer schmäler, dann verläuft der Pfad bergab. Unten im Roggental angekommen, halten wir uns rechts und erreichen kurz darauf das Mordloch. Auch wenn diese Höhle von außen bescheiden aussieht: Sie ist die viertlängste in Baden-Württemberg!
Damit sich niemand in Gefahr begibt, hat die Gemeinde ein Verbotsschild am Eingang angebracht. Mancher erinnert sich an den Wachtmeister Dimpfelmoser, der in der Geschichte vom Räuber Hotzenplotz eine Räuberhöhle amtlich vernagelt. Selbst mit Taschen- oder Stirnlampe kommt man innen nicht weit: Nach 80 m ist Schluss! Dort wartet der erste unterirdische Siphon, und der ist ohne Taucherausrüstung nicht
zu schaffen. Zwar ist das Mordloch über 4300 m lang, doch nur die allerwenigsten Höhlenforscher befahren die Höhle komplett. Ihren Namen verdankt sie einer blutigen Sage um den Schlossförster von Eybach. Ein Wilderer ermordete ihn und versteckte die Leiche in der Höhle. Dank des Hundes fand man sie. Der Täter stürzte vom Ravensteiner Felsen ab und gestand sterbend seine Tat. Eigentlich genug Stoff für einen 20-Uhr-Krimi.
Am Waldrand entlang führt der Wanderweg zur Oberen Roggenmühle. Eine Wasserfontäne spritzt aus einem Forellenteich hoch. Das kristallklare Wasser kommt aus dem Mordloch. Lamas weiden auf der Wiese. Dem Heckentoni, Anton Seitz aus Günzburg, ist es zu verdanken, dass es diese urige Wirtschaft noch gibt. Er kaufte 1949 das Anwesen und fing ganz bescheiden an, dort eine Gastwirtschaft aufzuziehen. Das Bier karrte dieses schwäbische Original mit dem Fahrrad von Eybach zur Mühle. Mittlerweile führt sein Enkel das Gasthaus und erfreut seine Gäste mit ehrlicher schwäbischer Küche. Wer hier nicht einkehrt, ist selber schuld, denn es warten noch einige Kilometer auf uns.
Leicht bergab wandern wir
zur Unteren Roggenmühle. Die L 1221 schnell überqueren, hier herrscht reger Autoverkehr, und am Waldrand bleiben. Der Weg mit der roten Raute führt ins Magental. Nun kommt der schwierigste Teil unserer Tour, sie führt hinauf durch den schwäbischen Dschungel.Ein schmaler Pfad, in den von beiden Seiten der Farn hineinwuchert, zieht sich durch das wilde Magental. Immer wieder erheben sich von Moos überzogene Felsen aus dem dichten Wald. Hier ist es gut, Wanderstöcke dabeizuhaben, denn der Aufstieg ist selbst im Hochsommer rutschig. Außerdem empfiehlt sich ein Mückenschutzmittel. Am Ende des Tals angekommen, links in Richtung Steinkirch halten. Auf einem Wirtschaftsweg geht es hinaus aus dem Wald. Über Felder kommen wir ins Dorf. Alle, die eine Pause brauchen, kehren am besten im Gasthaus Rössle in der Albstraße ein.
Wir durchqueren Steinkirch auf dem Ravensteiner Weg, folgen der Markierung rotes Dreieck. Auf einem sonnigen Hochplateau marschieren wir zwischen Feldern und Wiesen hindurch. An der ersten Weggabelung steht ganz markant eine Linde. Dort wenden wir uns nach links in Richtung Wald. Der Weg bringt uns zum Weiler Ravenstein. Hier geht es in den Wald, und immer wieder bieten sich tolle Tiefblicke ins Roggental. Überblick brauchten auch Albert und Berengar von Ravenstein, die hier 1090 eine Burg erbauten. Erst 1765 riss man das marode Gebäude ab. Heute sind von der ehemaligen Spähburg nur noch wenige Reste zu sehen: beide Halsgräben und spärliche Überbleibsel der Burgmauer.
Wir bleiben auf dem Pfad und wandern bergab. Bald wird der Weg breiter und führt steil in Roggental. Wer in der Oberen Roggenmühle und beim Rössle einige Gläser Bier getrunken hat, tut sich hier etwas schwer. Im Talboden die K 1449 überqueren. Nun tritt ein, was die meisten Wanderer schon befürchtet haben: Es folgt ein finaler Anstieg. Der Weg verläuft zuerst über die Eyb und anschließend in den Wald. Immer bergauf wandern wir nach Schnittlingen. Dort steuern wir das Gasthaus Hirsch an, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
Region
Touren-Charakter
Diese Wanderung knabbert an der Kondition. Trittsicherheit ist im Magental wichtig. An einem heißen Sommertag kann einem diese Runde ziemlich lang vorkommen.
Ausgangspunkt
Ortskern Schnittlingen
Endpunkt
Ortskern Schnittlingen
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.