Wandern Schwäbische Alb: Oberelchingen
Mönche, Marschall und Malven. Oberelchingen ist den Alpen näher, als man glaubt. Von den Höhen um den Ort geht der Blick bis zu den Allgäuer Bergmassiven. Außerdem wandern wir bei dieser Tour auf historischem Boden: Vor 210 Jahren fand hier eine heftige Schlacht zwischen Franzosen und Österreichern statt. Heute kümmert es niemanden, wer welche Höhen besetzt hat. Alles ist friedlich, und wir freuen uns über die granatenmäßige Aussicht.
Das Ende des Heiligen Römischen Reichs
Deutscher Nation begann in Oberelchingen. Wie so oft in der Weltgeschichte entwickelte sich auch hier aus Scharmützeln eine Schlacht. Am 14. Oktober 1805 standen sich 20 000 französische Soldaten und etwa 8000 Österreicher gegenüber.
Wir stehen vor der Infotafel mitten in Thalfingen und bekommen einen Überblick über den Panoramahöhenweg. Vorbildlich ist dieser Weg ausgeschildert, und die Gemeinde hat dabei keinesfalls gespart. Liegt es vielleicht daran, dass wir uns in Bayern befinden? Bei dieser Idylle ist es kaum vorstellbar, welch erbitterter Kampf hier einmal tobte. Noch ein Blick auf die Karte, dann gehen wir in die Elchinger und gleich rechts in die Junginger Straße. Diese gabelt sich beim Brunnen. Wir wandern rechts in den Weifelder Weg hinein, der zum Feldweg wird und bergauf verläuft. Wieder rechts biegen wir in den Birketweg ab, der gut ausgeschildert ist. Kurz marschieren wir durch den Wald. Danach bietet sich ein genialer Panoramablick. Der Thalfinger und der Reitgreiser See liegen uns zu Füßen, dahinter fließt gemächlich die Donau. Was Kopfschmerzgeplagte hassen, lieben die Wanderer: Föhn! Bei einer solchen Wetterlage sehen wir von hier aus die Allgäuer Alpen. Viele Spaziergänger und Läufer kommen hierher, um den wunderbaren Blick ins Voralpenland zu genießen. Eine Dame mit Hund meint: "Heute ist es leider ein wenig diesig. Das kann aber morgen schon wieder besser sein. Kommen S’ doch einfach noch mal!", muntert sie uns auf. Der Blick hinunter ins Donautal hat auch seine Reize.
Weiter halten wir uns am Wald entlang.
Verfehlen können wir den Weg nicht, denn er ist Teil des Jakobswegs und mit einer gelben Muschel auf blauem Grund deutlich markiert. Bald sind wir am Ortsrand von Oberelchingen und biegen in den Göttinger Weg ein. Ein Stück geradeaus und schon ist das Kloster mit seiner Kirche erreicht. Hier bietet sich ebenfalls ein Panoramablick über das Donautal. Wir befinden uns nun am östlichsten Punkt der Schwäbischen Alb. An der Klostermauer ist ein kleines Denkmal für die Toten der Schlacht von 1805 angebracht. Anfang Oktober 1805 befürchtete der österreichische Feldmarschallleutnant Karl Mack von Leiberich, dass ihn und seine Truppen in Ulm die französischen Verbände einkesseln könnten. Das wollte der Feldherr verhindern und befahl, sich in Richtung Nördlingen abzusetzen. Am 8. Oktober trafen bei Wertigen die verfeindeten Soldaten aufeinander. Die Franzosen besetzten die Brücken über die Donau. Einen Tag vor der Schlacht unterlief dem Feldmarschallleutnant Johann Siegmund Graf von Riesch ein folgenschwerer Fehler: Bei Oberelchingen traf er auf eine französische Vorausabteilung und schlug sie zurück. Anschließend ließ er von der hölzernen Donaubrücke nur einen Teil der Fahrbahn entfernen, anstatt die Brücke anzuzünden. Über diese Brücke rollten später die Artillerie und der Nachschub des französischen Marschalls Ney. Am Tag der Schlacht trafen auf ihrem Marsch nach Nördlingen die österreichischen Truppen ein. Graf von Riesch zog sich mit den Resten seiner Einheit auf den Klosterberg von Oberelchingen zurück und brachte dort seine Artillerie in Stellung. Eigentlich eine vorteilhafte Position, doch die französischen Soldaten waren zahlenmäßig den Österreichern weit überlegen und drückten von drei Seiten gegen die Verteidiger. Riesch blieb nichts anderes übrig, als mit seinen Männern nach Ulm zu flüchten. Am 15. Oktober schlossen die Franzosen die österreichischen Einheiten in Ulm ein. Diese kapitulierten am 17. Oktober 1805.
Noch heute grüßen Napoleon und sein Marschall Ney schneidig – als Porzellanfiguren im Schaukasten am Eingang zum Klosterbräu. Dem kleinen Korsen scheint es hier gut zu gefallen.
Vor der Rast in den Klosterbräustuben lohnt es sich, die Überreste des Klosters zu erkunden. Sehenswert sind die Kirche mit dem Gnadenbild und der wiederhergestellte Klostergarten. Das ursprüngliche Kloster, von Adalbert Graf von Ravenstein gegründet, befand sich an einem anderen Ort. Nach einem Brand wurde die spätere Reichsabtei auf den Berg verlegt, an die Stelle einer Burgruine. Bis 1802 überstand das Kloster Elchingen Brände und Kriege. Während der Säkularisation löste man es auf. Über die Jahre hatten 35 Äbte hier gewirkt. Im Jahr 1805, nach der Schlacht, übernachtete Napoleon hier; 1840 brach man bis auf die Kirche fast alle Klostergebäude ab. Nach so viel Einkehr wandern wir auf demselben Weg zurück nach Thalfingen oder lassen uns am Kloster abholen.
Region
Touren-Charakter
Die Anstiege sind moderat, die beiden Panoramablicke umso gigantischer! Unterwegs lernt man viel über die Schlacht von 1805 und das ehemalige Kloster Elchingen.
Ausgangspunkt
Ortszentrum Thalfingen
Endpunkt
Ortszentrum ThalfingenPfarrhaus-Marie und Napoleon»Fräulein Marie« nannte man Maria Schneider oder auch Pfarrhaus-Marie. Sie kümmerte sich in der Nachkriegszeit um die geistlichen Herren im Pfarrhof. Den Pfarrgarten verwandelte die fleißige Frau in ein blühendes Schatzkästchen. Sogar Gartenpreise gewann sie. Nachdem Maria Schneider 2001 gestorben war, verwilderte der Garten einige Jahre. Einebnen oder neu anlegen? Die Pfarrgemeinde entschied sich richtig, und viele Besucher erfreuen sich nun am blühenden Erbe der Pfarrhaus-Marie. Einen Steinwurf entfernt speiste 1805 der französische Kaiser Napoleon Bonaparte im Klosterbräu. Ob der kleine Korse dort seine Leibspeise Huhn à la Marengo auf den Teller bekam, ist unbekannt.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.