Wandern Schwäbische Alb: Neandertalerweg in Rammingen-Lindenau
Zeitreise zu Fuß. Von wegen PISA-Schock! Gymnasiasten haben ein wanderbares Projekt realisiert: den Neandertalerweg. Im Lonetal führt dieser Weg zu wichtigen Fundstätten aus der Zeit vor 100000 Jahren, als noch Mammuts auf der Schwäbischen Alb herumtrampelten.
Der Lauf der Zeit
Langschläfer haben eine andere Einstellung zur Zeit als die Masse der Menschheit. Während sich die Streber nach den Minuten richten, orientieren sich Spätaufsteher an den vollen Stunden. Doch was den Neandertalerweg betrifft, sind selbst Langschläfer zeitlich überfordert. 100 000 Jahre in die Zeit zurückwandern? Das geht!
In Rammingen-Lindenau startet der Weg und ist vorbildlich mit einem Steinzeitmännchen gekennzeichnet. Vor der Gaststätte Zum Schlössle geht es los und wir wandern links über Felder zum Waldrand. Hier führt der Neandertalerweg nach links zu einem Schotterweg, dem wir für wenige Meter folgen. Nun geht es in den Wald hinein. Auf einem breiten Forstweg kommen auch Langschläfer gut voran. Einfach dem Waldlehrpfad nach, rechts weg und auf einem schmalen Pfad entlang. Schon befindet man sich vor der Schutzhütte oberhalb der Bocksteinhöhle. Wer gute Wanderschuhe anhat, kommt problemlos den steilen Pfad hinunter zur Höhle. Für Archäologen ist diese eher unscheinbare Bocksteinhöhle ein großer Glücksfall. 1873 begannen Dr. Friedrich Lösch, Pfarrer von Öllingen, und Ludwig Bürger, Förster aus Langenau, hier zu graben. Bis 1956 untersuchten Archäologen die Bocksteinhöhle. Dabei fanden die Forscher umfangreiches Werkzeug aus der Mittel- und Jungsteinzeit.
Was lernen wir daraus? Schon die Urschwaben sind eifrige Heimwerker gewesen. Bis 70 000 v. Chr. gehen die Funde zurück und somit zählt die Bocksteinhöhle zu den ältesten menschlichen Wohnsitzen im süddeutschen Raum. Wir wandern im Lonetal weiter und halten uns rechts am Waldrand entlang. Links überqueren wir die Lone (sofern sie überhaupt fließt) über eine Brücke und gehen im Tal bis zur Bärenhöhle Hohlenstein. Nach erneuter Lone-Überquerung ist ein wichtiger Fundort für die Geschichte der Menschheit erreicht. Hier im Hohlenstein-Stadel fanden Ausgräber die älteste Skulptur, die ein Mensch je angefertigt hat: den Löwenmenschen. Genau genommen befinden sich im Hohlenstein zwei Höhlen: die Bärenhöhle und der Hohlenstein-Stadel. Wieder ist es ein Geistlicher gewesen, der 1861 den Spaten schwang und bei der Bärenhöhle grub: Oscar Friedrich von Fraas. Tausende von Knochenteilen und 88 Schädel fand der fleißige Forscher.
Zum Archäopark Vogelherdhöhle
Wir bleiben weiter auf dem Talweg und gehen dann links über die von den Schülern gestaltete Brücke. Schon wieder erscheint eine Bärenhöhle. Kein Wunder, dass die Teddybären alle von der Schwäbischen Alb sind. Gemütlich wandern die Langschläfer zwischen Waldrand und Lone entlang. Das Flüsschen ist allerdings im Sommer nicht zu sehen. Wir überqueren die Landstraße und gelangen zum Archäopark Vogelherdhöhle, dessen Besuch sich lohnt. 2013 eröffnete diese »Zeitmaschine«. Hier gibt es auch zwei originale Figuren in der Schatzkammer zu bestaunen, die aus der Vogelherdhöhle stammen: Das Wildpferd entstand vor wahrscheinlich 32 000 Jahren und ist aus Elfenbein geschnitzt. Noch älter soll die Mammutskulptur sein. 40 000 Jahre hat dieses Kunstwerk auf dem Rüssel.
Im Freigelände sind Mitmachstationen aufgebaut. So dürfen sich die Besucher an der Jagd nach Wollnashörnern versuchen. Mit Holzspeeren oder Wurfpfeilen versuchen die Nachwuchsjäger, die Attrappen zu treffen. Hier ahnen die Interessierten bereits, wie schwer es für die Menschen der Eiszeitgewesen ist, zu überleben. Im weitläufigen Freigelände sind nachgebaute Zelte der Rentierjäger zu sehen.
Ein Themenweg führt zur Vogelherdhöhle. Einem Dachs ist es zu verdanken, dass Wissenschaftler sie entdeckten. Hermann Mohn, ein Heimatforscher aus Heidenheim, fand 1931 vor der Vogelherdhöhle Splitter von Feuerstein. Ein Dachs hatte sie mit dem Aushub für einen Bau an die Oberfläche gebracht. Im Laufe der Jahre förderten Archäologen Hunderte von Steinwerkzeugen und Knochensplittern zutage. Auch kleine Skulpturen wie Wildpferd, Mammut, Ren, Bison, Höhlenbär und Höhlenlöwe fanden die Forscher in der Vogelherdhöhle.
Allerlei Einkehrmöglichkeiten
Bevor es weitergeht, stärken wir uns vielleicht im Bistro des Archäoparks. Keine Sorge, es kommen keine Mammutschnitzel auf die Teller. Zuerst über Wiesen und später am Waldrand, immer dem Radweg nach, führt der Weg nach Stetten ob Lontal. Eine weitere gute Einkehrmöglichkeit ist hier der Landgasthof Adler.
Wir gehen die Mitteldorfstraße hinauf bis zum Asselfinger Weg und folgen dort dem Wegweiser »HW 1 Lindenau«. Wir verlassen Stetten auf dem Wasserhauweg und halten uns geradeaus auf einen Wald zu. Am Waldrand geht es links, dann in den Wald hinein links auf einem Schotterweg weiter, an der nächsten Kreuzung rechts und sofort wieder rechts. Bald verlässt der Weg den Forst. Wir bleiben am Waldrand.
Vom Wanderparkplatz ist das Dorf Lindenau, der Startpunkt des Neandertalerweges, zu sehen. Nach dieser Tour hat sich mancher Langschläfer sein Bier im Schlössle verdient und bleibt dort länger als geplant sitzen. Alles nur eine Frage der Zeit.
Region
Touren-Charakter
Ganz weit zurück in die Menschheitsgeschichte führt der Neandertalerweg. Auch wenn er gut ausgeschildert ist, ist bei dieser Wanderung ein ausgeprägtes Orientierungsvermögen wichtig.
Beste Jahreszeit
Frühling und Herbst
Ausgangspunkt
Gasthof zum Schlössle in Lindenau
Endpunkt
Gasthof zum Schlössle in Lindenau
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.