Wandern Schwäbische Alb: Eine Tour für Traufgänger: zur Wacholderhöhe
Feurige Hunde und viel Aussicht. Langschläfer sind gemütliche Menschen. Die Tour hinauf zur Wacholderhöhe hat alles, was die Spätaufsteher lieben: wenige Höhenmeter, großen Erlebniswert und gutes Essen! Davon sogar reichlich.
Riesiger Wachhund
»Unter der Burg, da bewacht ein riesiger Hund mit feurigen Augen den Schatz der Raubritter!«, so warnt ein Einheimischer vor dem Besuch von Schloss Tailfingen. An seinem Lachen ist zu erkennen, dass er diese Legende ebenfalls saukomisch findet. Wer sich zu späterer Stunde vom Parkplatz beim Tailfinger Schützenhaus aufmacht, um die Wacholderhöhe zu besteigen, muss keine Angst haben. Weder vor Hunden mit feurigen Augen noch vor einem Muskelkater. Gemütlich geht es in einem Buchenwald hinauf zum Traufgang. Wir folgen immer dem Hauptweg und stehen bald vor dem Tailfinger Schloss. Um 1100 errichteten die Herren von Tailfingen diese Höhenburg – und gaben sie um 1250 wieder auf.
Wenig ist heute von der Burg zu sehen. Nur noch von der romanischen Burgkapelle sind Kleinquader erkennbar. Wie die einst 80 mal 50 Meter große Anlage ausgesehen hat, bleibt der Fantasie der wandernden Langschläfer überlassen. Später kam die Legende der Raubritter hinzu, die hier gehaust haben sollen. Immer wieder, so erzählen es manche Einheimischen, brandschatzten die bösartigen Ritter die umliegenden Albdörfer. Ihre Schätze versteckten die gerüsteten Bösewichte in einer Höhle unter ihrer finsteren Burg. Als es die Raubritter zu wild trieben, zerstörte ein Blitz die Burg Tailfingen und seitdem bewacht ein Höllenhund das Diebesgut. Diesen feurigen Fiffi hat allerdings noch nie jemand zu Gesicht bekommen.
Dafür sollen immer wieder Bürgermeister auf der Wacholderhöhe herumschleichen und nach dem einen oder anderen Goldstück für die klamme Gemeindekasse suchen. Der wahre Schatz von der Wacholderhöhe sind keine gestohlenen Goldmünzen, sondern eine intakte Natur. Seltene und geschützte Orchideen gibt es bei der Wanderung zu sehen. Nur gut, dass Langschläfer Genussmenschen sind und sich Zeit nehmen – auch um die Natur am Wegesrand zu entdecken. Hier in der Wacholderheide leben seltene Vögel wie der Neuntöter oder die Goldammer. Weiter geht es nun am Albtrauf durch dichte Buchenwälder.
Leicht bergauf
Wir erreichen bald die CVJM-Hütte und den Meinetshaldenfelsen. Sich zu verlaufen ist auf diesem Traufgang nahezu unmöglich. Gut erkennbar und immer in Sichtweite sind die Wegmarkierungen angebracht. Eine gute Idee ist es auch, dass an den Schildern die Kilometerangaben bis zum nächsten Zwischenziel stehen. Bergab geht es nun durch den Buchenwald zum Schönhaldenfelsen. Hier ist ein kurzer Wegabschnitt asphaltiert. Ansonsten führt diese Runde über Wiesen- und Waldwege, was für die Füße angenehm ist. Nach einem kurzen Anstieg von wenigen Hundert Metern ist der Schönhaldenfelsen erreicht. Den Wanderern bietet sich eine fantastische Aussicht. Sie ist keine Fata Morgana. Hier oben befindet sich das urige Gasthaus zum Schönhaldenfelsen. 1931 errichtete der Verschönerungsverein Truchtelfingen eine Schutzhütte und erweiterte sie im Laufe der Jahrzehnte zu einem Waldgasthaus.
Zu den Sandlöcher
Wir steigen durch den Wald ab und kommen leicht bergauf zu den sogenannten Sandlöchern. Bei diesem Geotop durchziehen enge unterirdische Gänge den Boden. Sie entstanden, weil hier Menschen den Dolomitsand abbauten und ihn als Fegesand verkauften, einem Vorläufer der Scheuermilch. Eine Knochenarbeit bedeutete die Arbeit in den Sandlöchern und außerdem war sie lebensgefährlich. Nur arme Älbler nahmen diese Tortur auf sich und krochen in die Sandlöcher. Die ganze Familie musste mit anpacken. Männer holten die Sandbrocken aus der Erde und größere Kinder brachten diese nach Hause. Dort zerklopfte die Frau mit den Kindern den Sand. Durch den Staub, den sie dabei einatmeten, schädigten die Armen ihre Lungen und die Augen der Kinder entzündeten sich. Der Sand scheuerte auch die Hände wund. Alles im Haus war von einer feinen Sandschicht überzogen. Anschließend brachten die Sandmänner ihre Ware nach Stuttgart. Im Jahr 1860 soll dort der Verbrauch von Fegesand bei drei Millionen Litern gelegen haben. Von Haus zu Haus zogen die Älbler und verkauften ihren Sand. Mit folgendem Ruf priesen sie ihre Ware an:
»Sahnd, Sahnd, Sahnd,
Scheuer weißer stummer Sahnd.
Hann de Kinner in de Stubbn gschissn
werd ne Handvoll druffgeschmissn.
Sahnd, Sahnd, Sahnd!«
Immer wieder versuchten die Behörden auf der Alb den Sandabbau zu verbieten, doch in ihrer Not gruben die Ärmsten weiterhin danach.
Bergauf über Wachholderheiden und durch den Wald führt der Weg zum Startpunkt beim Wanderparkplatz Schafhaus zurück. Dem feurigen Hund sind wir für heute entkommen!
Region
Touren-Charakter
Eine konditionell anspruchsvolle Tour von Tailfingen aus - perfekte Basis für eine erlebnisreiche Wanderung
Beste Jahreszeit
Frühling, Sommer und Herbst
Ausgangspunkt
Schützenhaus in Albstadt-Tailfingen
Endpunkt
Schützenhaus in Albstadt-Tailfingen
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.