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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Schleswig-Holstein: Zum Finger Gottes auf Pellworm

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:30 Std.
Länge:
18 km
Aufstieg:
8 m
Abstieg:
8 m

Stille Inseln sind tief. »Von der Nordsee, der Mordsee, vom Festland geschieden, liegen die friesischen Inseln in Frieden«, dichtete Detlev von Liliencron. Für Pellworm gilt das bis heute. Anders als ihre stolzen Schwestern hat sie weder Sandstrände noch Highlife zu bieten - dafür die Ruhe selbst.

Beschreibung

Vom Hafen nach Seegarden  

Im Hafen von Tammensiel, wo der Pendlerbus die Passagiere der Fähre ausspuckt, führen Treppen über den Deich am Ostersiel. Links am Kur- und Tourismusservice vorbei gelangt man bald zu einer Brücke, an die sich ein schmaler Plattenweg anschließt, der »Fußweg«. Er mündet in die Straße Seegarden. Einst gab es ein adeliges Gut gleichen Namens, das dem älteren zweier Brüder vererbt wurde. Der Jüngere lebte von da an auf der Burg Gurde. Sie hätten wohl glücklich bis ans Ende ihrer Tage sein können, hätten sie sich nicht in das gleiche Mädchen verliebt. Sie wählte den Erbherren von Seegard. Das erbitterte den jüngeren Bruder derart, dass er am Tag der Hochzeit seinen Bruder erschlug. So jedenfalls stand es 1837 im Husumer Wochenblatt. Die Sage hat wohl einen wahren Kern. Seegard gehörte um 1500 Wunke Knutsen, den Staller von Nordstrand. Und tatsächlich tötete sein Sohn Knut den Bruder Hans. Noch heute existiert ein Hof Seegard. Von der historischen Bebauung ist jedoch nichts erhalten, doch die Bäume zählen wohl noch zum alten Bestand. Nach insgesamt 2,7 Kilometern ist der Liliencronweg erreicht. Hier geht es rechts.

Auf Dichters Spuren  

Detlev von Liliencron kam 1882 als Vogt nach Pellworm, da hatte er schon die halbe Welt gesehen und Schulden bis zum Hals. Er genoss das Leben dennoch in vollen Zügen, trank und tanzte, spielte und liebte und dichtete sein wohl bedeutendstes Werk »Trutz Blanke Hans«. »Herrlich« nannte er die grenzenlose Einsamkeit und gab als Absender auf Briefen an: »Pellworm – Insel im Atlantischen Ozean, gegenüber England, Nordkap gleich rechts.« Auch Rainer Maria Rilke verfiel dem Charme dieser kleinen, abgeschiedenen Welt, als er sich auf die Spuren seines Vorbilds Liliencron begab. Aber man muss gar kein Dichter von Weltrang sein, damit Pellworm der Fantasie Flügel verleiht. Eine Insel, deren »Neue Kirche«  St. Crucis auf das Jahr 1623 datiert, hat natürlich jede Menge Geschichten zu bieten. Es lohnt sich, das Gotteshaus zu besuchen, bevor es linker Hand über die Alte-Kirch-Chaussee zur »Alten Kirche«  St. Salvator geht.

Der Finger Gottes  

Schon aus weiter Entfernung fasziniert die 25 Meter hohe Turmruine. Bei der Erbauung 1095 soll der Turm von St. Salvator mehr als doppelt so hoch gewesen sein. Selbstverständlich ranken sich Legenden über Legenden um das Gemäuer aus rotem, verwittertem Backstein. Zeitweise soll eine ganze Piratenbande dort gehaust haben. Mit Leuchtfeuern lockten sie Schiffe in flaches Gewässer, um sie sodann zu plündern. Eine alte Frau bei lebendigem Leib zu begraben, hätten sie sich aber lieber sparen sollen. Denn die schaffte es noch, einen Fluch auszustoßen. Und es heißt, es war Gott selbst, der am 5. April 1611 den Kirchturm einstürzen ließ. Dabei begrub er auch das Kirchengebäude aus dem Jahr 1280 unter sich. Der heutige Bau beherbergt einige Schätze, darunter eine Arp-Schnitger-Orgel. Das kostbare Taufbecken stammt aus der Kirche des 1634 untergegangenen Orts Buphever.

Ab auf den Deich  

Der nahegelegene  Deich ist acht Meter hoch und für Pellworm überlebenswichtig. Die Insel liegt nämlich einen Meter unter dem Meeresspiegel. Bis zur Burchardiflut 1634 bildete sie den Westteil einer größeren Insel namens Strand. Weitere Bruchstücke sind Nordstrand und einige Halligen. Vom Deich reicht der Blick bis nach Süderoog und Hooge im Norden. Auch die großen nordfriesischen Außensände – Jappsand, Süderoogsand und Norderoogsand – sind von hier zu sehen. Letzterer entwickelt sich an seiner Nordspitze langsam, langsam zu einer Düneninsel. Die meterhohen Dünen werden bei Flut nicht mehr überspült, so dass sich Pflanzen ansiedeln konnten. Eine Wanderung von Pellworm zu einer Hallig oder einem Außensand ist ein ganz besonderes Erlebnis. Dafür braucht es einige Kondition und eine professionelle Führung. Ganz einfach ist hingegen der Rückweg der heutigen Tour, immer außendeichs und zudem ausgeschildert. Die Südrunde zieht vorbei am rotweißgeringelten  Leuchtturm und zurück zum Hafen von Tammensiel.

Touren-Charakter

Flacher als auf dieser Rundwanderung kann es kaum zugehen. Der Deich ist die einziger Erhebung.

Ausgangspunkt

Hafen Tammensiel

Endpunkt

Hafen Tammensiel

Eine Halligwanderung

Beinahe so einsam wie in Storms Novelle »Halligfahrt« leben Nele und Holger Spreer mit ihren beiden kleinen Töchtern auf Süderoog. Die Familie kümmert sich um den Erhalt der Gebäude, um Küsten- und Naturschutz. Wenn Knud Knudsen ihnen die Briefe zustellt, darf man den Wattpostboten begleiten (Infos unter www.pellworm.de).

Hinweis

Der Bustransfer von der Fähre nach Tammensiel ist im Ticket enthalten.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.