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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Schleswig-Holstein: Von Hütten und Palästen in der Geltinger Bucht

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:30 Std.
Länge:
9.5 km
Aufstieg:
21 m
Abstieg:
22 m

Angeliter Hof-Knicks. Von einem Haus am Meer zu träumen, gehört beim Wandern an der Küste einfach dazu. Dabei ist es gar nicht so einfach zu entscheiden, wie man leben will. Auf dieser Runde von Steinberghaff nach Ohrfeldhaff scheinen große Gutshöfe ebenso begehrenswert wie die kleinen Fischerhütten.

Beschreibung

Über Tollgaard und Oestergaard  

Wir verlassen den Parkplatz am Strand von Ohrfeldhaff in nördlicher Richtung und biegen an der Lippingau landeinwärts. Ein Fußpfad begleitet die Au zum Gut Oestergaard. Die Endung -gaard steht für einen Edelhof, den Wohnsitz eines Adligen oder Ritters. Von ihnen gab es im Mittelalter reichlich. Ihre Ländereien lagen oft weit verstreut, während die Gaarde selbst als küstennahe Verteidigungswälle gegen Seeräuber dienten. Am anderen Ufer der Lippingau, etwa dort, wo heute eine Windkraftanlage ihre Kreise zieht, lag schon 1231 Tollgaard. Die Straße heißt noch immer so, der Hof selbst wurde in der Sturmflut von 1872 zerstört. Überlebt hat, was man sich über die Edelfrau Anna Post erzählte. Ihre Unpünktlichkeit brachte den Pfarrer regelmäßig zur Verzweiflung. Denn erst wenn sie im Anmarsch war, durften die Kirchenglocken den Gottesdienst einläuten. Dann hieß es: »Nun kommt sie, nun kommt Anna Post von Tollgaard über Tingvej. Auf ihren vier weißen Schimmeln, mit einigen Rüsten Flachs und Stücken Butter und einem großen Roggenbrot.« Frau Post war sich also ihrer Lässlichkeit bewusst und brachte zur Entschuldigung Geschenke. Längst nicht alle Edelleute konnten auf so viel Verständnis hoffen. In Angeln ließ man sich nicht gern dominieren, und in vielen Geschichten wurden Gutsbesitzer als grausam und mit dem Teufel im Bund beschrieben. Über Gut Oestergaard kursieren allerdings keine Spukgeschichten. Der typische Dreiseithof von 1856 ist nach gut zwei Kilometern erreicht. Blickfang ist das Herrenhaus mit der eisernen Freitreppe. Neben Land- und Waldwirtschaft bilden heute Tourismus und Kultur wichtige Einnahmequellen für das Gut. Konzerte, Märkte und Feste auf Oestergaard lassen sich auch Einheimische nur ungern entgehen. Vom Fischerwald zum Fischerdorf   Wir verlassen Oestergaard über die gleichnamige Straße Richtung Ostsee. Nach etwa 800 Metern ist das  Fischerholz erreicht, ein kleiner Wald, der bis ans Meer reicht. Wir lernen ihn später noch besser kennen. Zunächst geht es linker Hand auf dem Pfad am Waldrand weiter und nach ca. 300 Metern noch einmal links in einen Knick. Die für Angeln typischen Wallhecken bestehen aus dichten Sträuchern und Gehölzen. Wachsen sie zu hoch, dünnen sie unten aus. Daher müssen sie regelmäßig gepflegt, also gestutzt oder auch geknickt, werden. Die natürlichen Zäune waren schon im 18. Jahrhundert verpflichtend und geben der Landschaft ihr gartenähnliches Aussehen. Heute ist ihre Bedeutung als Lebensraum für Tiere, Vögel und Insekten noch wichtiger. Nun tauchen die ersten Häuser von  Steinberghaff auf und bald die Fischerstraße. Querend führt schräg rechts ein sandiger Weg zwischen reetgedeckten Katen und blühenden Gärten durch das ehemalige Fischerdorf. Noch einmal geht es über die Straße und schräg rechts gegenüber in einen Waldweg. Er mündet an der Steilküste. Der Strand ist über eine steile Treppe zu erreichen, auf eigene Gefahr.

Von Steinberghaff nach Ohrfeldhaff  

Auf dem Rückweg am Strand ist gut ersichtlich, dass die Geltinger Bucht nicht so unschuldig ist, wie sie sich zumeist gibt. Der Fußpfad, der auf Höhe des  Strandhotels beginnt, wird bei Stürmen immer wieder überschwemmt. Die Wellen des Jahrhunderthochwassers von 1872 reichten sogar 100 Meter die Fischerstraße hinauf. Dort findet sich heute ein Gedenkstein. Am Dorfausgang folgen wir dem Weg ins Fischerholz, nehmen an der Gabelung den linken Weg, um kurz darauf noch einmal links abzubiegen. Der Pfad windet sich dicht am Strand durch den Wald und dann auf offenem Gelände direkt zum Parkplatz von Ohrfeldhaff. Das dazugehörige Gut gehört übrigens zu den Höfen, über die man sich allerlei Seltsames erzählt. Zu den netteren Sagen gehört noch, dass der Hof einst in Kronsgaard stand. Der Teufel selbst soll ihn eines Nachts übers Wasser getragen haben. Als der Hahn schrie, ließ er das Haus fallen. Womit der adelige Hof die heutige Lage direkt an der lärmenden Nordstraße verdient hat, ist nicht überliefert.

Touren-Charakter

Entspannter Rundweg zumeist auf Fußwegen und Pfaden

Ausgangspunkt

Strandparkplatz Ohrfeldhaff

Endpunkt

Strandparkplatz Ohrfeldhaff

Gutmütige Geister

In den Sommermonaten lockt auf Gut Oestergaard täglich ein Maislabyrinth groß wie drei Fußballfelder. Die Gespensternächte sind (nicht nur) für Kinder ein großes Vergnügen. Termine unter www.gut-oestergaard.de.

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