Wandern Schleswig-Holstein: St. Peter-Dorf bis Böhler Strand
Strandläufer. Nirgends kommen Strandläufer an der deutschen Nordseeküste verlässlicher auf ihre Kosten als in St.Peter-Ording. Das war schon immer so auf der Halbinsel Eiderstedt. Doch die Strandlöper früherer Zeiten hatten es nicht auf Ruhe und Erholung abgesehen. Ganz im Gegenteil.
St. Peter-Dorf
Die erst 1967 zusammengefasste Gemeinde St. Peter-Ording verfügt über die mit Abstand größte Wirtschaftskraft der Region. Angesichts des Trubels und der schmucken Reetdachhäuser am Marktplatz von Dorf kann man sich schlecht vorstellen, dass St. Peter und Ording noch bis weit ins 20. Jahrhundert als Armenhäuser von Eiderstedt galten. Wie mühsam sich die Menschen hier einst ernährten, verdeutlicht die Skulptur »Jan und Gret« an der Südseite des Marktplatzes. Gret fängt Krabben mit dem Schiebnetz, Jan sticht Aal mit der Forke. Die beiden hat es wirklich gegeben. Es heißt, dass die Skulpturen sich einmal im Jahr einander zuwenden, um sich endlich in die Augen zu schauen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße Zum Südstrand zeigt die Historische Insel das Leben früherer Tage. Neben dem Backhus, in dem Besucher jeden zweiten Donnerstag frisches Brot genießen können, sind unter anderem ein alter Eiskeller, ein Eiderstedter Heck und das Schipperhus zu bestaunen. Hier verwahrte man Strandleichen zur Identifizierung auf. Oft wurden die Ertrunkenen, zumeist Seefahrer, von sogenannten Strandläufern entdeckt. Zu ihrem Arbeitsplatz führt am Ende der Historischen Insel ein Fußpfad. Es geht etwa 700 Meter durch die Dünen, bis er rechts Richtung Deich abknickt.
Süderhöft/Böhl
Im Süden liegt eine der gewaltigen Sandbänke, die heute das größte Kapital von St. Peter-Ording ausmachen. Früher waren sie ein Fluch. Sandflug machte die Äcker unfruchtbar, begrub Häuser und Kirchen, ließ den Hafen immer wieder versanden. So sind hier trotz direkter Meerlage nie nennenswerte Fischerdörfer entstanden. Den besten Zugang hatte der zusammengewachsene Ort Süderhöft/Böhl, der sich nach etwa 1,5 Kilometern mit dem Böhler Leuchtturm ankündigt. Der Backsteinturm ersetzte eine hölzerne Quermarkierung, die seit dem 17. Jahrhundert die Einfahrt in die Eider erleichtern sollte. Der Ort litt allerdings sehr unter der Sturmflut von 1533 und musste 1558 seine Eigenständigkeit aufgeben. Nur der Friedhof für Wasserleichen und Landstreicher wurde noch eine Weile länger betrieben. Heute wird in der Nähe Golf gespielt. In der Ferne sind nun schon einige der berühmten Pfahlbauten zu sehen. Welchen Trampelpfad man durch die Salzwiesen nimmt, ist eine Frage der Tide. Der erste Pfad, der sich direkt gegenüber vom Leuchtturm zum Strand zieht, und der zweite, einige hundert Meter weiter, sind bei Hochwasser oder nach starken Regenfällen nur eingeschränkt nutzbar. Wer ganz sicher gehen will, wartet bis zur Zufahrt, die auch von Bussen und Autos genutzt wird. Hier schlängelt sich ein verlässlicher Bohlenweg zum Strand.
Am Böhler Strand
Dass man den Strand erreicht hat, heißt in St. Peter-Ording noch lange nicht, dass man am Meer ist. Je nach Tide sind es einige hundert Meter zum Wasser. Es können auch schon mal zwei Kilometer sein, bis man auch nur bis zu den Knöcheln in der Nordsee steht. Wer in südlicher Richtung dem Böhler Strand bis zum Lagunenende folgt, addiert gut drei Kilometer zum Tagespensum. In nördlicher Richtung kann es weit mehr werden. Diese gewaltige Fläche war der Arbeitsplatz der Strandlöper. Sie hatten in Eiderstedt einen denkbar schlechten Ruf. Nicht, dass sie Müßiggänger gewesen wären. Nach jeder Flut suchten sie den Strand nach Strandgut ab, nach Waren von gekenterten Schiffen, Holz oder Bernstein. Und manchmal fanden sie dabei eben auch Leichen, die nicht selten gefleddert wurden. Auch die Abgabe, die der Herzog auf Strandgut erhob, zahlte man längst nicht immer. Kostbare Dinge wurden in den Dünen versteckt. Wein oder – noch besser: Rum – trank man direkt aus. Heute sorgt die Seekiste für den krönenden Abschluss der Wanderung. Für den Rückweg kann man in den Ortsbus steigen. Er fährt im Sommer von Sonnenauf- zum Sonnenuntergang stündlich, im Winter etwas seltener.
Region
Touren-Charakter
Streckenwanderung vom quirligen Ortskern durch Dünen und Salzwiesen zum ruhigsten Strand von St.Peter-Ording
Ausgangspunkt
St.Peter-Dorf, Marktplatz
Endpunkt
Böhler Strand, SeekisteMuseum der Landschaft in Eiderstedt
Das Museum in St.Peter-Dorf versteht sich als Langzeitgedächtnis von Eiderstedt und erzählt von den harten Jahrhunderten auf der Halbinsel wie auch von der jüngeren illustren Geschichte. Es befindet sich in einem 1752 erbauten, reetgedeckten Langhaus unweit vom Startpunkt dieser Tour (Infos unter museum-landschaft-eiderstedt.de).
Hinweis
Die Strände von St.Peter-Ording sind ganzjährig kurtaxenpflichtig.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.