Wandern Schleswig-Holstein: Panoramarundweg auf Helgoland
Deät Lun. Das Piratenschätzchen unter den Nordseeinseln zieht Tag für Tag Tausende Ausflügler an. Daher ist diese Rundwanderung am allerschönsten in den Abendstunden. Denn erst, wenn es wieder ruhig wird auf dem windzerzausten Klotz im Meer, beginnt sein Zauber so richtig zu wirken.
Wie Helgoland entstand
Diese Tour beginnt nachmittags auf einer Ruhebank am Südstrand von Helgoland. Dann prozessieren Massen von Tagesausflüglern zu ihren Schiffen. Und wenn endlich der letzte Ausflugsdampfer zum Abschied tutet, atmet die Insel spürbar auf. Das ist die beste Zeit für eine Rundwanderung auf dem kleinen, roten Eiland im Meer, 50 Kilometer vom Festland entfernt. Los geht es über Nordseeplatz und Kurpromenade auf den Nordostdeich. Vis-à-vis leuchtet die Düne, wie die Nebeninsel genannt wird. Einer Sage nach reichte das Festland einst bis hierher. Doch dann verschmähte die Tochter der Königin, Prinzessin Walguna, den liebestrunkenen Riesen Ligur. Darüber geriet der grausame Herrscher der Meere derart in Rage, dass er alles Land ringsum zerstörte. Ein Zauberer aus Plön eilte zu Hilfe. Seine Geister schleuderten einen riesigen Felsbrocken auf den wütenden Riesen. Das ist Helgoland. Vom Nordstrand führt eine Treppe, der Jägerstieg, ins Oberland.
Wie die Lange Anna entstand
Auf dem Klippenrundweg geht es im Uhrzeigersinn weiter. Nach 400 Metern ist das Klippenende erreicht, das der Langen Anna am nächsten ist. Unromantische Seelen halten das 47 Meter hohe Wahrzeichen von Helgoland für einen Brandungspfeiler. In Wahrheit ist der Felsenturm aber der drohend ausgestreckte Arm des Meeresriesen Ligur. Wer’s nicht glaubt, kann ja mal in einer stillen Nacht kommen. Dann hört man Ligurs Geheul bis heute. Allerdings ist es nicht oft wirklich still. So viele Seevögel auf so kleinem Raum hört man selten um die Wette kreischen. Und nirgends in Deutschland ist die Brutvogeldichte höher als auf den benachbarten Lummenfelsen. Schleswig-Holsteins kleinstes Naturschutzgebiet ist nur 220 Meter lang, aber 60 Meter hoch. Manche der Vögel brüten nirgends sonst im Land, etwa Trottellummen, Eissturmvögel, Tordalken, Dreizehenmöwen und die wundervollen Basstölpel, die alle Blicke und Objektive auf sich ziehen. Und noch etwas ist auf Helgoland einmalig: Wenn Gipfelstürmer den 61 Meter hohen Pinneberg bezwungen haben, sehen sie kein Land ringsum, nirgends.
Zwar ist die Bezeichnung »Deutschlands einzige Hochseeinsel« eine touristische Erfindung. Helgoland liegt nicht auf der hohen See. Aber immerhin auf offener See. Das machte die Insel für die Nazis höchst interessant. Mit dem Projekt »Hummerschere« rüsteten sie Helgoland zur Kriegsfestung hoch. Auf dem größten maritimen Vorposten in der Nordsee entstanden wahnwitzige Hafen- und Bunkeranlagen. Damit hätten die Nazis beinahe das Ende der Insel besiegelt. Denn natürlich galt sie fortan auch den Alliierten als Ziel. Auf dem Klippenweg sieht man bis heute gewaltige Bombenkrater. Doch die größten Schäden offenbaren sich erst, wenn man an der Südspitze ins Mittelland hinuntersteigt.
Wie das Mittelland entstand
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Helgoland von Großbritannien übernommen. Alle Einwohner mussten die Insel verlassen. Die Briten nutzten sie fortan als Übungsabwurfplatz für Bomben. Darüber verloren sie aber nicht ihr eigentliches Ziel aus dem Blick: Alle militärischen Anlagen sollten für immer zerstört werden. Und weil Helgoland einer einzigen Militäranlage glich, entschied man, es gänzlich zu versenken. Beim Big Bang lösten 6700 Tonnen Sprengstoff die größte nichtnukleare Explosion der Geschichte aus. Die Erschütterung soll noch im 70 Kilometer entfernten Cuxhaven zu spüren gewesen sein. Doch die Insel hielt sich tapfer. Nur ein Teil des Oberlands sackte ab – so entstand das Mittelland. Rund um den gewaltigen Bombentrichter, den die Insulaner Kringel nennen, führt ein Weg zum Invasorenpfad. Dort geht es über die Südtreppe zum Falm. Wie der heutige Look entstand Auf dem Falm, den man als Promenade des Oberlands bezeichnen kann, sieht Helgoland aus wie ein Wirtschaftswunder-Deutschland en miniature. Erst 1952 durften die evakuierten Einwohner zurückkehren. Im Architektenwettbewerb wurde damals schon die zukünftige touristische Nutzung von Helgoland berücksichtigt. Die Kleingartenkolonie, deren Lauben beinahe über die Klippen zu stürzen scheinen, stammt aber erst aus den 1960er-Jahren. Kurz danach ist wieder die Jägertreppe erreicht, wo diese Wanderung endet. Ganz egal, wohin es einen im Anschluss zieht, weit ist es nicht. Die Hauptinsel ist nur einen Quadratkilometer groß. Beziehungsweise klein.
Region
Touren-Charakter
256 Treppenstufen führen auf einen leicht zu laufenden Panoramarundweg hoch über dem Meer
Ausgangspunkt
Südstrand Helgoland
Endpunkt
Südstrand HelgolandIn der Unterwelt
Das Museum Helgoland bietet Führungen in das weitverzweigte Stollensystem der alten Bunkeranlagen. Etwa eine Stunde dauert die eindrucksvolle Reise in die Vergangenheit der Insel. Um Voranmeldung wird gebeten unter www.museum-helgoland.de.
Hinweis
Es kann ganz schön stürmisch werden auf den Klippen. Warm anziehen!
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.